Hamburg/Kopenhagen. Auch in Dänemarks Hauptstadt entstehen Tausende neue Wohnungen in der alten Brauerei des Mutterkonzerns Carlsberg.
Die Hafenstädte Hamburg und Kopenhagen haben eine weitere Gemeinsamkeit: Aus großen Brauereien sollen neue Quartiere mit einer Mischung aus Wohnen, Büros, Hotels, Gastronomie und Einzelhandel werden. Beide Projekte sind auf lange Sicht die jeweils größten privaten Bauvorhaben in beiden Städten und haben zusammen ein Volumen von rund vier Milliarden Euro.
In Hamburg ist es das rund 86.500 Quadratmeter große Grundstück der Holsten-Brauerei in Altona, in Kopenhagen das etwa 330.000 Quadratmeter große Areal der 170 Jahre alten Carlsberg-Brauerei im Stadtteil Vesterbro. Der dänische Carlsberg-Konzern, der weltweit 41.000 Mitarbeiter hat, ist seit 2004 auch Eigentümer von Holsten.
Grundsteinlegung im Süden Hamburgs im Oktober
Beide Unternehmen verlagern ihre Braustätten an andere Standorte: Carlsberg Dänemark braut inzwischen in Frederica (Jütland), der Braubetrieb in Kopenhagen wurde bereits 2008 eingestellt. Für die neue Brauerei von Holsten auf einem rund 65.000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet Heykenaukamp im Süden Hamburgs wird am 5. Oktober der Grundstein gelegt. Der Umzug soll im ersten Quartal 2019 erfolgen (wir berichteten), wenig später kann mit dem Abriss der Brauerei auf dem Holsten-Gelände in Altona-Nord begonnen werden. Dort plant die Gerch Group ein Wohnquartier mit bis zu 2000 Wohnungen. Außerdem sollen Büros, Einzelhandel und Gastronomie entstehen. Auch ein Hotel wird gebaut. Die ersten Gebäude sollen im Jahr 2021 bezogen werden können.
Das Investitionsvolumen beträgt allein in Hamburg dem Vernehmen nach bis zu einer Milliarde Euro. Für die Holsten-Brauerei soll auf dem Gelände eine neue Firmenzentrale errichtet werden – eine weitere Parallele zu Kopenhagen, denn am Rande des Brauereigeländes entsteht bis 2019 auch der neue Sitz der Verwaltung des dänischen Mutterkonzerns.
Bauarbeiten haben 2012 begonnen
Auf dem Brauereigelände, das nur rund 1,5 Kilometer vom Kopenhagener Rathaus entfernt liegt, sollen 3100 Wohnungen und Büroflächen für rund 10.000 Menschen geschaffen werden. Insgesamt sollen hier 600.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Die Bauarbeiten haben bereits 2012 begonnen, erste Planungen gab es schon drei Jahre zuvor.
Der Gebäudekomplex der UCC Universität (University College Copenhagen) wurde bereits eröffnet, hier sind rund 10.000 Studenten eingeschrieben. Die Verantwortung für die Neuentwicklung des Brauereigeländes in Kopenhagen trägt Jens Nyhus, er ist der Chef der Carlsberg Byen, die das Carlsberg City District – so der Name des Projekts – entwickelt: „Wir schaffen ein neues urbanes Stadtquartier. Dort, wo einst Bier gebraut wurde, entsteht ein lebendiges Viertel, das auch zu einem Hotspot für Touristen und die Kopenhagener werden soll.“ Deshalb würden auch so viele Flächen für Geschäfte und Gastronomie geplant. Rund um das Areal gibt es drei Grünanlagen, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt’s einen großen Unterschied
In seinem Büro mit Blick auf die Baustelle erläutert Nyhus die Karte, auf der die einzelnen Baufelder zu sehen sind. Darauf sind die Neubauten eingezeichnet, aber auch denkmalgeschützte ehemalige Brauereigebäude, die beispielsweise zu einem Designhotel oder Lofts umgebaut werden, die auch von Künstlern genutzt werden sollen. Wie bei großen Bauvorhaben in Hamburg auch habe es im Zuge der Projektentwicklung lange Diskussionen mit den Bürgern und der Politik gegeben. Aber inzwischen seien alle erforderlichen Baugenehmigungen erteilt.
Der höchste Wohnturm soll 120 Meter hoch sein und rund 130 Wohnungen auf 35 Etagen haben. Ein Hochhaus mit 29 Etagen und 100 Metern Höhe ist schon fertiggestellt. Als Musterwohnung dient das Penthouse in der 29. Etage. Zwei Millionen Euro soll sie kosten. Von hier haben die Bewohner durch die bodentiefen Fenster einen Rundumblick über Kopenhagen, der bis zum Öresund reicht. 40 der 80 Wohnungen, die mindestens 6700 Euro pro Quadratmeter kosten, sind bereits verkauft.
Kopenhagen und Hamburg haben eine weitere Gemeinsamkeit
„In Kopenhagen ist vor allem Wohnraum in den zentralen Lagen sehr begehrt“, sagt Nyhus und erzählt eine Anekdote: „Als wir den Verkaufsstart für kleinere Appartements ab 50 Quadratmetern bekannt gegeben haben, haben die Interessenten drei Nächte hier auf dem Gelände gecampt, um die Ersten zu sein.“
Zum ersten Mal ist auch Carlsberg-Deutschland-Sprecher Christoph Boneberg in der dänischen Hauptstadt auf der Baustelle: „Es gibt viele Parallelen zur Neuentwicklung des Holsten-Geländes.“ Die Gründe für eine Verlagerung der Produktionsstätten sind in beiden Fällen gleich, eine Brauerei mitten in der Stadt sei nicht mehr zeitgemäß. Jetzt könne hier attraktiver Lebensraum für viele Tausend Menschen entstehen, sagt Boneberg.
Trotz der vielen Gemeinsamkeiten bei diesen Projekten, gibt es einen gravierenden Unterschied: Auf dem Holsten-Gelände in Hamburg entstehen – weil es die Stadt so will – ein Drittelmix aus Eigentumswohnungen, frei finanzierten und geförderten Wohnungen (mit Mieten ab 6,20 Euro pro Quadratmeter). Das ist bei den Dänen anders: Dort sollen etwa 2500 Eigentumswohnungen entstehen und nur rund 400 Appartements für Studenten, und weitere 200 Wohnungen werden von Genossenschaften gebaut und dann als Mietwohnungen angeboten.