Hamburg. Warum sich der Stromversorger von der markanten Immobilie trennt und einen neuen Standort sucht.

Die Konzernzentrale von Vattenfall mit der auffälligen Glasfassade ist wohl die bekannteste Immobilie in der City Nord. Entworfen wurde das 1969 eingeweihte Gebäude am Überseering von dem dänischen Stararchitekten Arne Jacobsen, es ist in vielen Architekturbüchern zu finden. Jetzt wurde bekannt: Vattenfall bietet das denkmalgeschützte Gebäude zum Verkauf an. Das bestätigte Sprecherin Karen Kristina Hillmer auf Abendblatt-Anfrage. „Es soll auch in Hamburg nach internationalem Vorbild ein zeitgemäßes Bürokonzept geschaffen werden, das alle Mitarbeiter in einem Gebäude zusammenbringt“, begründet die Sprecherin den Schritt. „Bei der Konzeption des Gebäudes spielen Nachhaltigkeit, Effizienz und Produktivität eine entscheidende Rolle.“

Andreas Wende, Immobilienexperte
Andreas Wende, Immobilienexperte © Andreas Wende | Andreas Wende

Der Energiekonzern plant für 2021 den Auszug aus der Immobilie und sucht zurzeit nach einem neuen zentralen Sitz. Die Sprecherin betont: „Vattenfall bekennt sich zu Hamburg als wichtigen Standort für die weitere Unternehmensentwicklung.“

Weniger Fläche

Zurzeit arbeiten an dem Hauptsitz des Energieversorgers am Überseering rund 800 Mitarbeiter, insgesamt sind es 2500 in Hamburg. Der Standortwechsel soll jedoch nicht mit einem weiteren Stellenabbau verbunden sein. Aber: „Um im sich wandelnden Energiemarkt auch weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, wurden in den vergangenen Jahren aufgrund der Optimierung unserer Geschäftsprozesse Ausgliederungen einiger Geschäftsbereiche vorgenommen, wodurch das Unternehmen heute weniger Fläche benötigt“, sagt Hillmer.

"Teamarbeit gefördert"

Das Unternehmen hat klare Vorstellungen, wie der Konzernsitz der Zukunft aussehen soll: So sollen die Räumlichkeiten „zu Treffpunkten“ werden, an denen „der Austausch von Mitarbeitern unterstützt und Teamarbeit gefördert“ werde.

Der Konzernsitz in der City Nord hat eine Bruttogeschossfläche von mehr als 48.500 Quadratmetern, die reine Büronutzfläche beträgt rund 24.500 Qua­dratmeter. Vattenfall hat den Immobiliendienstleister Colliers beauftragt, einen neuen Standort zu suchen und das Gebäude in der City Nord zu verkaufen. Es sollen dem Vernehmen nach bereits Kaufpreisangebote von Projektentwicklern beziehungsweise Investoren vorliegen. Nach Abendblatt-Informationen ist der Deal vor allem auch deshalb attraktiv, weil es die Möglichkeit gibt, auf dem Areal ein weiteres Gebäude zu bauen.

Weithin bekannt

Aus der Immobilienbranche heißt es zu dem Verkaufsangebot: „Der Jacobsen-Bau ist eines der schönsten Bürogebäude in Hamburg und weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Es dürfte zahlreiche Investoren geben, die sich für einen Ankauf dieser attraktiven Immobilie interessieren“, sagt Andreas Wende, geschäftsführender Gesellschafter der Nai apollo group, die auf Immobilienberatung spezialisiert ist. Für Wende, der auch Vorsitzender des Büroausschusses des Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) ist, steht fest: „Dieses Gebäude hat sehr viel Potenzial und ist hochattraktiv für Büronutzer, könnte zum Beispiel natürlich auch Etagenweise an Unternehmen vermietet werden.“

Zum Standort sagte Richard Winter, Niederlassungsleiter beim weltweit agierenden Immobiliendienstleister
Jones Lang LaSalle: „Die City Nord ist aus ihrem Dornröschen-Schlaf erwacht.“ Die zunehmende Durchmischung mit Wohnen, Hotel und Einzelhandel bringe „immer mehr Flair“ in die grüne Bürostadt.

"Zeitlose Architektur"

Harald Rösler (SPD), Bezirksamtsleiter von Nord, lobte die „zeitlose Architektur“ der Vattenfall-Konzernzentrale und sagte: „Die City Nord hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Es wurden neue Gebäude mit anspruchsvoller Architektur errichtet und andere Immobilien aufwendig saniert.“ Außerdem hätten sich zahlreiche neue Firmen angesiedelt. Darunter die Deutsche Telekom, die mit rund 2000 Mitarbeitern im vergangenen Jahr in einen Neubau am Überseering gezogen ist.

Eine Hotelnutzung wäre auch eine Option

Unterdessen hat Immobilienexperte Andreas Wende einen weiteren Vorschlag für das Vattenfall-Gebäude: „Die City Nord ist aufgrund der neuen Firmenansiedlungen auch für weitere Hotelentwicklungen interessant.“ Allerdings müsste vorher untersucht werden, ob der Umbau des gläsernen Bürohauses zu einem Hotel mit den Anforderungen an den Denkmalschutz vereinbar ist.