Hamburg. Sachverständiger: Nietbauweise erhöht die Kosten. Verunglückter Dampfeisbrecher darf zeitlich befristet wieder fahren.

Die Reparaturarbeiten des Dampfeisbrechers "Stettin" werden wohl erheblich teurer als gedacht. Weil der Stahlrumpf des bei einem Unfall beschädigten Traditionsschiffes nicht geschweißt, sondern genietet ist und nur wenige Fachbetriebe Nietarbeiten ausführen dürfen, könnten die Reparaturkosten fast bis zu einer Million Euro betragen.

Gunnar Pihl, von der Handelskammer Hamburg öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Traditionsschiffe, hat sich die Schäden des Schiffes genau angeschaut, das nach dem Crash mit der Finnenfähre "Finnsky" auf der Ostsee vor Rostock jetzt wieder im Museumshafen Oevelgönne liegt. Der Experte sagte dem Abendblatt am Freitag: "Die Reparaturkosten sind zur Zeit schwierig einzuschätzen. Sie liegen aber bestimmt oberhalb von 200.000 Euro und vermutlich unterhalb einer Million Euro."

"Sehr kräftig gebaut"

Der Schaden erstreckt sich auf einer Länge von fünf Spanten, das sind 1,70 Meter, dazu kommen angrenzende Verformungen. Wie Pihl sagte, seien die Unfallfolgen im Vergleich zu anderen Schiffskollisionen eher klein in den Abmessungen. "Der ehemalige Eisbrecher 'Stettin' ist eben sehr kräftig gebaut." Doch gerade wegen der Nietbauweise würden die Reparaturkosten voraussichtlich "erheblich" werden, so Pihl.

Unterdessen wurde der Rumpf des 52 Meter langen Eisbrechers temporär repariert. Zertifizierte Experten haben nun bestätigt, dass die Festigkeit und Wasserdichtigkeit mit dieser Reparatur für sechs Monate wiederhergestellt ist. Die zeitliche Befristung besteht aufgrund des fehlenden Korrosionsschutzes der Reparatur von innen. "Die ausstehenden Fahrten 2017 wurden uneingeschränkt genehmigt", sagte Gunnar Pihl. Deshalb kann die "Stettin" auch an den Cruise Days vom 8. bis 10. September teilnehmen.

Technisches Kulturdenkmal

Der Eisbrecher wurde 1933 als damals größtes Schiff dieser Art in Deutschland gebaut und war bis 1981 auf der Unterelbe und dem Nord-Ostsee-Kanal im Dienst. Die "Stettin" ist das größte Objekt im Museumshafen Oevelgönne und der älteste kohlebefeuerte Dampfeisbrecher der Welt. 1982 als technisches Kulturdenkmal anerkannt, wurde das Schiff von einem Förderverein übernommen. Die prognostizierten Reparaturkosten werden jedoch das Vereinsbudget von 300.000 Euro sprengen.

Zu den weiteren schwimmenden Objekten im Museumshafen gehört die 45 Meter lange "Elbe 3". Sie wurde früher als mit Gas betriebenes Feuerschiff in der Weser, später in der Elbmündung zur Orientierung der Seeleute eingesetzt.