Hamburg. Die betroffene Kneipe muss nach 17 Jahren ihren Namen ändern – und schließen. Zuvor gab es einen Streit zwischen den Betreibern.

Die Yoko Mono Bar ist tot. Kurz lebe das Mono! So lautete das letzte, umbenannte Zucken einer Institution in Hamburgs Bar-Landschaft. Inzwischen ist die Yoko Mono Bar im Karolinenviertel, die am Ende nicht mehr Yoko Mono Bar heißen durfte, geschlossen. Nach 17 Jahren in der Marktstraße 41 setzte ein bizarrer Namensstreit den Schlusspunkt unter die Geschichte einer legendär abgeranzten Kaschemme, deren Verlust viele Musikliebhaber, Kettenraucher und Teile der Cappuccino-Boheme schmerzen dürfte.

Dabei wurde es im aktuellen Namensstreit um die sauerstoffarme Souterrain-Kneipe sehr international. Denn die John-Lennon-Witwe Yoko Ono höchstselbst drohte dem Inhaber mit einer Klage. Onos Sorge: Die Verwechslungsgefahr mit ihrem Namen sei bei der Yoko Mono Bar zu hoch.

Betreiber nahm es mit Humor

17 Jahre nach der Namensgebung in Hamburg erwirkte die in New York lebende prominente Künstlerin deshalb über eine Anwaltskanzlei aus Düsseldorf, dass die Yoko Mono Bar seit Juli nur noch Mono heißen durfte, bestätigte ein Sprecher des Landgerichts dem Abendblatt. Fast konsequent wirkt es, dass nun, einen Monat später, das endgültige Aus der Kneipe verkündet wurde. Denn erst ging der geschäftliche Frieden der Bar in die Brüche, am Ende war auch der Name futsch.

Auf der Facebook-Seite nahm es der nunmehr noch alleinige Betreiber Nima Garous-Pour mit Humor: „Die gute Frau Yoko Ono hat uns wegen unseres Namens verklagt! Daher die Namensänderung von Yoko Mono zu Mono auf dieser Seite. Ihr könnt uns aber wie immer: Yoko, Mono, Yono, Moko, Moko Yono oder wie es euch gefällt nennen. Wir bleiben uns treu. Immer daran denken: All you need is love!“

Strafgeld von bis zu 250.000 Euro

Juristisch war die Unterlassung im Auftrag der 84-jährigen Menschenrechtsaktivistin schon am 13. Juli einstweilen wirksam geworden. Demnach ist es dem Inhaber seither untersagt, die Namen „Yoko Mono“ sowie „Yoko Mono Bar“ im Kontext des Gastronomie- und Unterhaltungsgewerbes zu verwenden. Es wird mit einem Strafgeld von bis zu 250.000 Euro gedroht.

„Trotz Schließung der Bar wollen wir beim Namensstreit Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einlegen“, sagt Anwalt Jens Kristian Peichl, der den Bar-Inhaber vertritt. Die Frist dafür betrage sechs Monate. Sein Mandant ist überdies Inhaber der Bar John Lemon an der Vereinsstraße in Eimsbüttel, deren Name noch nicht beanstandet wurde. Im Gegensatz zum Yoko Mono besteht das John Lemon allerdings erst seit 2015.

Vermieter hält sich zur Zukunft bedeckt

Das Yoko Mono wurde im August 2000 von Gesine Judjahn gegründet. Die heute 52-Jährige hat auch eine Zeit lang das Molotow und die dazugehörige Meanie Bar betrieben. Inzwischen lebt der Beatles-Fan in Schleswig-Holstein und stellt angesichts des aktuellen Namensstreits ironisch fest: „Die Namensgebung war damals natürlich volle Absicht. Irgendwer musste Frau Ono doch dafür bestrafen, die Beatles als beste Band der Welt zerstört zu haben. Mit einer ollen verrauchten Kellerkaschemme namens Yoko Mono in Hamburg sollte das gelingen.“ Vorher hieß der Eckladen Bob’s Bar. Ehrlich gesagt habe sie sich wenig Gedanken bei der Umbenennung gemacht.

Für die Legendenbildung um die Yoko Mono Bar ist der finale und prominent besetzte Namensstreit als Schlussakkord sicher hilfreich. Zur Schließung führten aber unüberbrückbare Differenzen zwischen dem aktuellen Inhaber Nima Garous-Pour und der Gründerin Gesine Judjahn. Sie steht nach wie vor im Mietvertrag, er führt die Geschäfte, in besseren Zeiten hatten sie eine GbR gegründet – darüber hinaus entzweien sich ihre jeweiligen Darstellungen. Es bestünden beim Yoko Mono aber weder Miet- noch Steuerschulden.

So leer war das Yoko
Mono selten. Meist
drängten sich an der
Marktstraße viele
Feierlustige um den
Billardtisch
So leer war das Yoko Mono selten. Meist drängten sich an der Marktstraße viele Feierlustige um den Billardtisch © HA | Marcelo Hernandez

Belegt ist, dass im Vorjahr der Mietvertrag gekündigt wurde, woraufhin die ersten Schließungsgerüchte durch das Viertel waberten und mehr als 6000 Unterschriften für den Verbleib der Yoko Mono Bar gesammelt wurden. Die angedrohte Räumung konnte mit einem Vergleich abgewendet werden, die mehrmonatige Schonfrist endete nun am 13. August, als der letzte Ton im Yoko Mono erklang.

Aufwertungskritisches Graffito

Vorbei die Zeiten der legendär schäbigen Toilette, der hundsmiserablen Raucherkneipen-Luft und der blauen Flecken am engen Billardtisch. Vorbei auch die Zeit der originell aufgelegten Musik im abgerockten Bar-Ambiente. Vorbei auch die Zeiten des Kaffees bei Tageslicht. Vorerst macht eine weitere Bar-Institution im Feierdreieck zwischen Schanzenviertel, St. Pauli und Karoviertel zu. Die Scheibe ist schon mit dem merkwürdigen, womöglich aufwertungskritischen Graffito „Gentri ist schon“ besprüht. Bereits vor einem Jahr hieß es auf Flugblättern: „Man darf dem Karoviertel nicht sein Herz rausreißen. Yoko Mono muss bleiben.“

Wie es mit dem Bar-Geschäft im Souterrain der Marktstraße 41 weitergeht, vermag Vermieter Sylvin Müller-Navarra auf Abendblatt-Anfrage nicht sagen. Der Mietvertrag sei gekündigt worden, weil die Mieterin Judjahn den Laden nicht mehr betreibe. Für die Zukunft bestehe keine Eile. Die weitere Nutzung hänge auch vom baulichen Zustand ab, das Haus sei 130 Jahre alt. Abriss wohl nicht ausgeschlossen.

„Ich denke, das war’s mit dem Yoko Mono“, sagt Gründerin Gesine Judjahn. „Das John Lemon ist auch einen Besuch wert“, tröstet sich Mono-Inhaber Nima Garous-Pour.