Hamburg. Die Zoos setzen immer mehr auf artgerechte Haltung. Doch Tierschützer üben Kritik – besonders am Hamburger Tierpark Hagenbeck.
Traurig aussehende, eingepferchte Tiere hinter Stahlgittern, die auf blankem Beton ihr Dasein fristen – solche Bilder gehören in vielen deutschen Zoos der Vergangenheit an. Tierparks bauen großzügigere Gehege, achten bei der Ausstattung auf natürliche Materialien und gitterlose Panoramen.
Was machen Zoos heute noch anders im Vergleich zu früher? „Unser Fokus liegt heutzutage mehr auf Arterhaltung, Bildung und Forschung“, berichtet Claus Hagenbeck, ehemaliger Geschäftsführer des Tierparks Hagenbeck in Hamburg und Sohn des legendären Zoodirektors Carl-Heinrich Hagenbeck (1911-1977). Auch in Zukunft würden sich die Zoos dahingehend entwickeln, glaubt der promovierte Veterinär. Der Tierpark unterstütze etwa Arterhaltungsprogramme in der Herkunftsländern der Tiere. „Unsere Aufgabe ist es, den Menschen klar zu machen, was überhaupt zu schützen ist“, erklärt er. Sich einen Elefanten in Indien angucken, könne sich schließlich nicht jeder leisten.
Der 1907 im Stadtteil Stellingen erbaute Tierpark Hagenbeck zählt laut Carl Hagenbeck jährlich bis zu 900 000 Besucher. Hinzu komme etwa nochmal eine halbe Million im Tropenaquarium. Die enge Verbundenheit zum Hamburger Tierpark ist dem 75-Jährigen auf den ersten Blick anzusehen. Zu seinem teuren, dunkelblauen Anzug trägt er eine moosgrüne Krawatte, verziert mit vielen blass-blauen Elefanten. An seinem Jacket steckt zudem ein giftgrüner Anstecker des Dickhäuters.
Tiere haben die besten Bedingungen – sagen die Tierparks
Doch wie steht es um das Wohl der Tiere im Zoo? „Die Tiere haben hier die allerbesten Bedingungen. Sie haben keine Feinde, sie haben immer etwas zu essen, es wird für sie gesorgt. Das ist ja eigentlich ein ganz schönes Leben für so ein Zootier“, erklärt der Hanseat.
Tierschutzorganisationen sehen das ganz anders. „Der Tierpark Hagenbeck gehört für uns weiterhin zu einem der schlechtesten Zoos in Deutschland“, sagt Peter Höffken, Pressesprecher der Tierschutzorganisation PETA. Betrachte man allein die Historie des Zoos mit dem boomenden Handel, so werde deutlich, „dass der Tierpark in erster Linie ein Geschäftsbetrieb ist – auch heute noch, in dem es nicht um Artenschutz oder Bildung geht, sondern ums Geld verdienen. Leidtragende sind dabei die Tiere“, so Höffken weiter.
Tiere zeigen auffällige Verhaltenstörungen – sagen Tierschützer
Die Liste an Argumenten gegen die Zoos ist lang: so zeigen etwa viele Tiere in Gefangenschaft auffällige Verhaltensstörungen, wie dies unter anderem bei den Eisbären im Tierpark Hagenbeck der Fall sei. Dadurch würden insbesondere Kindern kein Wissen über die wahre Natur der Tiere erhalten, so die Tierschutzorganisation weiter.
Sind Zoos also heute einfach nicht mehr zeitgemäß? „Insgesamt 49 Prozent der Befragten finden die Haltung exotischer Tiere im Zoo für moralisch nicht in Ordnung“, heißt es etwa in einer Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens YouGov.
Urteil bei Bürgern ist eher geteilt
Auch Passanten in der Nähe des Tierparks haben zum Thema Zoo geteilte Meinungen. „Ich gehe mit meinen Kindern einmal im Jahr in den Zoo“, berichtet eine junge Mutter aus Hamburg. „Für die Kleinen ist es toll, die wilden Tiere auch mal in echt und nicht nur im Fernsehen zu sehen“, findet die 25-jährige Sachbearbeiterin.
Ilka Steiner aus Hamburg-Altona ist da ganz anderer Meinung. Sie meide Zoos grundsätzlich, sagt sie. „Ich finde es schrecklich zu sehen, wie die Tiere auf engsten Raum eingesperrt sind. Sie sehen traurig und gelangweilt aus“, erklärt die 40-Jährige. „Ich finde es besser, wenn die Tiere in ihren Heimatländern geschützt werden.“ Sie sehe sich lieber Dokumentationen im Fernsehen an, um so mehr über ihre natürlichen Verhaltensweisen zu lernen. Eine ähnliche Meinung vertritt Helga Roth. Für die 63-jährige Dame sind eine moralisch bessere Alternative Wildparks, in denen nur heimische Tiere entweder frei herumlaufen können oder riesige Gehege hätten. „Bei einem Besuch im Wildpark fühle ich mich wohler“, sagt die Rentnerin.