Hamburg. Die Privatchartergesellschaft stockt ihre Flotte kräftig auf. Ein Blick in die Flieger zeigt, wie luxuriös die Promis reisen.

In strahlendem Weiß steht der Privatjet am Hamburger Flughafen auf der Parkposition. Die nagelneue Embraer-Maschine hat den Überführungsflug gerade hinter sich gebracht. Von Recife in Brasilien aus ging es zunächst nach Teneriffa. Zwischenstopp zum Tanken. Dann flog die Legacy 650 E weiter nach Fuhlsbüttel. Nach elf Stunden in der Luft landete sie am Geschäftsfliegerzentrum.

Die 26,33 Meter lange Maschine des brasilianischen Herstellers ist der jüngste Neuzugang bei Air Hamburg. Deutschlands größte Privatchartergesellschaft stockt ihre Flotte kräftig auf. „Bis Ende des Jahres wollen wir 25 Maschinen in Betrieb haben“, sagt Chief Operating Officer Mike Ulka. Das wären vier mehr als vor Jahresfrist. Im September und November kommt jeweils eine Legacy 650E hinzu. „Wir konnten zwei Investoren gewinnen, die Flugzeuge zu finanzieren“, sagt Managing Director Jost Hofmann. Einer von ihnen ist Simon Ebert, dessen Familie einst der Kosmetikkonzern Wella gehörte und Gesellschafter der Fluglinie ist. Der andere möchte ungenannt bleiben.

Auch George Clooney und der Dalai Lama flogen mit Air Hamburg

Wie viel die Firma mit Sitz Bahrenfeld bezahlt hat, verrät Hofmann nicht. Der Listenpreis für eine Legacy in der Basisversion beträgt bei 26,9 Millionen US-Dollar – in der Branche sind aber hohe Rabatte üblich. Zumal Air Hamburg größter Embraer-Privatkunde ist, die Legacy mit 1400 Flugstunden im Jahr so intensiv fliegt wie niemand sonst und Erstkunde der neuen 650E ist.

Das Abendblatt konnte einen Blick in den Flieger werfen, der sonst Prominenten und Reichen vorbehalten ist. Die Schauspieler Leonardo DiCaprio, George Clooney, der Dalai Lama, Ex-Premier Tony Blair, Topmodel Naomi Campbell und Sportstars wie Formel-1-Pilot Felipe Massa – sie alle flogen schon mit Air Hamburg um die Welt.

Im Innenraum der nagelneuen Legacy liegt der Geruch von Leder. Die Kabine ist in drei Zonen aufgeteilt. Direkt an der Eingangstür beginnt das Reich der Stewardess. Für die Versorgung der Gäste sind eine Nespresso-Maschine, ein Kühlschrank, ein Ofen und eine Mikrowelle an Bord. Besteck und Geschirr sind in Schubladen bzw. Regalen untergebracht. In einer kleinen Spüle können sie schnell gesäubert werden. „Im Normalfall geben wir schmutzige Gläser, Teller und Besteck am Airport zum Spülen ab“, sagt Kim Ottmann, die sich um das Marketing kümmert und selbst noch als Stewardess arbeitet.

Flug Hamburg–Moskau und zurück kostet ab 30.000 Euro

Wenn in der Küche gewerkelt wird, kann eine geräuschdämmende Holztür zur zweiten Zone geschlossen werden. Dort sitzen die Passagiere, die zum Beispiel für einen Flug von Hamburg nach Moskau und zurück ab 30.000 Euro zahlen. Die beige-braunen Ledersessel mit Wabenmuster sind in zwei Vierer-Grup­pen angeordnet. Sie sind angenehm breit und bequem. Selbstverständlich kann man sich in ihnen zurücklehnen, die Füße auf einer ausfahrbaren Stütze ablegen.

Neben der Armlehne ist ein kleines Touchpad installiert, mit dem etwa Temperatur und Leselicht gesteuert – und bei Bedarf die Stewardess gerufen – werden kann. Standardmäßig ist eine Flugbegleiterin an Bord, auf Wunsch sind auch zwei möglich. Tische und Verkleidungen sind aus dunklem, edel anmutendem Rosenholz. Auf einem Monitor an der Wand werden Flughöhe, Geschwindigkeit und Zeit bis zum Zielort angezeigt oder ein Film abgespielt.

Es folgt die dritte Zone, in der eine Fünfer-Sitzgruppe steht. Auch dieser Bereich ist mit einer Tür abtrennbar. Alle Sitze können zu Betten umgebaut werden. „Wenn Familien mit uns reisen, arbeiten die Eltern häufig noch in Zone zwei, während die müden Kinder sich hinten schlafen legen“, sagt Ottmann. Licht und Sound können für jeden Bereich separat geregelt werden.

Am Ende des Fliegers befindet sich der Gepäckraum, der für einen Business-Jet relativ groß ist. Davor ist ein Waschraum mit Toilette untergebracht, ein zweites WC gibt es vorn nahe der Bordküche. Es kann etwa von der Nanny oder dem persönlichen Assistenten des Hauptpassagiers genutzt werden.

Umsatz soll auf mehr als 100 Millionen Euro steigen

Bis zu 13 Passagieren bietet die Maschine Platz, die von zwei Piloten geflogen wird. Mit ihrer Reichweite von 7000 Kilometern werden die jetzt neun großen Legacys von Air Hamburg vor allem in Richtung Naher Osten eingesetzt. „Die Flieger sind im Schnitt mindestens einmal in der Woche in Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten unterwegs“, sagt Ulka.

Diese Fernziele werden seit dem Kauf der ersten Legacy 2013 angesteuert und sind ein wichtiger Grund für das Wachstum von Air Hamburg. Der Umsatz soll von 70 Millionen Euro 2015 auf mehr als 100 Millionen Euro in diesem Jahr steigen. 260 Mitarbeiter sind mittlerweile bei dem 2001 von Floris Helmers und Alexander Lipsky gegründeten Privatjetbetreiber beschäftigt. Fünf kamen jüngst in Baden-Baden hinzu. Dort investierte die Firma 600.000 Euro in ihre eigene Flugzeugwerft. Dort erfolgen jetzt kleinere Checks der eigenen Maschinen. Hofmann: „Perspektivisch wollen wir in zwei bis drei Jahren auch Fremdmaschinen dort warten.“