Sieben Männer, die am Freitag einen Messer-Attentäter gestoppt hatten, wurden ausgezeichnet. Familie des 26-Jährigen entschuldigt sich.
Für ihre Zivilcourage nach der Messerattacke in einem Hamburger Supermarkt haben sieben Männer am Mittwoch einen Preis erhalten. Die mit insgesamt 3500 Euro dotierte Auszeichnung verliehen ihnen Polizeipräsident Ralf Meyer und der Vorsitzende des Polizeivereins Hamburg, Werner Jantosch.
Der Ian-Karan-Preis sei einst „für Mut, für Entschlossenheit, für Unerschrockenheit, für Zivilcourage“ gestiftet worden, betonte Meyer. Lebensrettend und „unheimlich mutig“ sei es gewesen, was die Geehrten geleistet hätten, um den Angreifer zu stoppen. Der 26-jährige Täter hatte am vergangenen Freitag einen 50-Jährigen in einem Supermarkt getötet und mehrere Menschen mit einem Küchenmesser zum Teil schwer verletzt.
Die "Helden" sehen sich als Barmbeker Männer und Jungs
Als „Helden von Barmbek“ würdigten Meyer und Jantosch die Preisträger. Ihr Handeln habe dazu geführt, dass nicht mehrere Menschen gestorben sind, betonte Meyer. „Hier gibt es kein Wenn und hier gibt es kein Aber: Bei dieser Art des aggressiven Täters, der wie in Rage war, gab es nur diesen einen Weg ihn zu stoppen“, sagte der Polizeipräsident. Das sei gut und richtig gewesen und habe weiteres Leid vermieden. „Wir haben eben schon diskutiert darüber, wer sie denn sind“, berichtete Meyer über ein Gespräch mit den Männern vor der Verleihung. „Wir haben uns darauf verständigt, dass sie Barmbeker Männer und Jungs sind und als solche gehandelt haben.“
Polizeivereinsvorsitzender Jantosch zitierte unter anderem aus den Urkunden, die es „für beispielhaftes Engagement auf dem Gebiet der inneren Sicherheit“ gab. Ursprünglich waren sechs Auszuzeichnende angekündigt worden. Ein weiterer sei am Mittwoch nach einer weiteren Befragung dazu gekommen, hieß es. Preisstifter ist der Hamburger Unternehmer und Mäzen Ian Karan.
Onkel aus Norwegen bittet um Verzeihung
Unterdessen hat sie die Familie des Angreifers entschuldigt. „Wir bitten Deutschland und die Opfer um Verzeihung. Was auch mit Ahmad geschehen ist, es entschuldigt die Tat nicht“, zitiert „Die Zeit“ einen in Norwegen lebenden Onkel. „Vielleicht hat die Ablehnung seines Asylantrages ihn aus der Bahn geworfen? Davor war er eigentlich zufrieden.“ In seiner Donnerstag-Ausgabe berichtet das Blatt über weitere Angaben des Onkels, wonach der mutmaßliche Täter vorgehabt haben soll, in Europa sein in Ägypten begonnenes Studium der Zahnmedizin beenden zu wollen.
Nach Angaben der Wochenzeitung glaubt die Familie nicht, dass der Verwandte ein Extremist geworden ist. „Von seiner Erziehung und von seinem Charakter her passt das nicht“, wird der Onkel zitiert. Die Bundesanwaltschaft, die den Fall übernommen hat, hatte keine Anhaltspunkte für eine Mitgliedschaft in der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) oder einer anderen Gruppierung.
Cousin aus dem Gazastreifen rechnete mit Rückkehr seines Vetters
Der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geborene Mann war 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Den Landesbehörden war er als Islamist bekannt, wurde aber als nicht unmittelbar gefährlich eingestuft. Auch gibt es Hinweise, dass er psychisch labil war. Ein im Gazastreifen lebender Cousin rechnete offensichtlich damit, dass sein Vetter demnächst dorthin zurückkehren würde: „Es fehlten nur noch die Papiere“, sagte er der „Zeit“.