Hamburg. Rainer Ringelstein musste durch den schwarzen Mob – die Bilder verfolgen ihn. Das traumatische Ereignis im Video.
Rainer Ringelstein fuhr am Morgen des 7. Juli mit seinem Bus über die Elbchaussee, es war die gleiche Route wie jeden Tag. Nur war es kein Tag wieder jeder andere, sondern einer, der tiefe Narben in der Psyche des Busfahrers hinterlassen hat. Jetzt ist Ringelstein arbeitsunfähig – traumatisiert von den Ereignissen, die sich rund um seinen Bus abgespielt haben.
Gegen 7.30 Uhr am Freitag vor zwei Wochen taucht auf der Elbchaussee plötzlich ein riesiger Mob schwarz gekleideter, vermummter Gestalten vor dem Bus auf. Die Szene wirkt gespenstisch-bedrohlich und auch ein bisschen unwirklich: Sie zünden am laufenden Meter Knallkörper, um sie herum wabert Rauch. Es dauert nur einen Moment, dann marschieren sie direkt an den Scheiben seines Busses vorbei, einige der auch mit Holzlatten bewaffneten Randalierer winken sogar noch.
„300 Leute kamen auf mich zu, alle schwarz vermummt. Man konnte nur die Augen sehen, kein Gesicht, nichts. Ich habe dann zu den Fahrgästen gesagt, hoffentlich kommen wir hier heil raus“, sagte Ringelstein, den Tränen nah, dem ARD-Magazin Panoroma. Für ein Gespräch mit dem Abendblatt war der Busfahrer am Tag nach der Ausstrahlung des Beitrags nicht erreichbar.
Busfahrer: „Dann bist du weg“
Mehrere Fahrgäste haben die Ausschreitungen mit ihrem Handy gefilmt. Ihre Clips sind im Internet hunderttausendfach geklickt worden. Darin sieht man, wie die Gewalttäter Bengalo-Fackeln entzünden, Bauzäune abreißen und einen am Straßenrand abgestellten Saab in Brand setzen. Auch der Bus bleibt nicht verschont. „Vor dem Bus haben Mülleimer gebrannt, sie haben mit einem Hammer und einem Kuhfuß auch Scheiben bei mir eingeschlagen“, sagte Ringelstein „Panorama“.
Nach vier Minuten ist der Spuk vorüber, und der schwarze Schwarm zieht marodierend, von der Polizei völlig unbehelligt, weiter in Richtung Altona. Es bleiben zurück: geschockte Fahrgäste und ein völlig verstörter Busfahrer. „Ich bin dann durch die Barrikaden in Schlangenlinien weitergefahren und habe dabei die Hitze gespürt“, sagte Ringelstein. Insgesamt brannten an diesem Morgen entlang der Elbchaussee rund 20 Autos komplett aus oder wurden schwer beschädigt.
Die Randale verfolgt Ringelstein noch immer. „Wenn einer durchdreht und schmeißt was in den Bus, dann bist du weg, dann kommst du da nicht mehr raus. Das ist schon schlimm.“