Hamburg. Weiter wachsende Lärmbelastung durch mehr Starts und Landungen nach 23 Uhr. BUND fordert ein Verbot ab 22 Uhr.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat eine Vorverlegung des Nachtflugverbot am Hamburger Flughafen von 23 auf 22 Uhr und eine konsequente Überwachung von dessen Einhaltung gefordert. Hintergrund sind die zunehmenden Verletzungen des aktuell ab 23 Uhr geltenden Nachtflugverbots und die weiter wachsende Lärmbelastung.
„Die Zahlen sprechen für sich“, sagte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch am Dienstag. „Die Beteuerungen von Politik und Airport bleiben Schall und Rauch. Es wird nachts immer lauter, insbesondere die Anzahl der Starts nach 23 Uhr hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Auch die Flugbewegungen zwischen 22 und 23 Uhr steigen weiter“, so Braasch. „Die Lebensqualität vieler Hamburger wird den betriebswirtschaftlichen Interessen des Flughafens und der Fluggesellschaften bedingungslos untergeordnet.“
Wirkungslose Pünktlichkeitsoffensive
Die Landungen kommerzieller Linien- und Touristikflieger außerhalb der offiziellen Betriebszeit nach 23 Uhr hätten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres bei 311 und damit sogar über der mit 300 Verspätungen bisherigen Negativrekordzahl aus dem Jahr 2016 gelegen. Bei den Starts, die besonders belastend sind, habe sich die Anzahl im Vergleich zu 2016 fast verdoppelt (63 im Jahr 2016 zu 111 im Jahr 2017).
„Ein innerstädtischer Flughafen kann so nicht weiterbetrieben werden“, sagte Braasch. „Die neuen Zahlen bringen Flughafen und Senat erneut in Erklärungsnot. Sowohl der Zehnpunkteplan als auch der 16-Punkte-Plan und nunmehr auch die Pünktlichkeitsoffensive erweisen sich als wirkungslose weiße Salbe.“ In einem am Dienstag veröffentlichten Abendblatt-Streitgespräch hatte Braasch gefordert, die Verlegung des Flughafens nach Kaltenkirchen erneut zu prüfen.
Neue Gebührenordnung
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel sagte, auch er sei „mit den Verspätungszahlen noch nicht zufrieden“. Daher gelte seit wenigen Wochen eine neue Gebührenordnung, die Flüge nach 23 Uhr deutlich teurer mache. „Gemeinsam mit allen Beteiligten werden wir die Entwicklung weiter im Blick behalten und daran arbeiten, die Zahl der Verspätungen so gering wie möglich zu halten“, so Dressel. „Klar ist, die Zahl der Verspätungen muss sinken.“
Flughafensprecherin Stefanie Harder betonte, dass es nach der Verspätungsregelung Linien- und Touristikflügen zwischen 23 und 24 Uhr erlaubt sei zu starten und zu landen, „wenn für die Verspätung unvermeidbare Gründe“ vorlägen. „Dazu zählen unter anderem technische oder wetterbedingte Probleme, aber auch starke Verzögerungen im Tagesumlauf (Tagesrotation) eines Flugzeugs, die nicht mehr aufgeholt werden können“, so Harder. „Die Einhaltung dieser Regel wird von der Hamburger Behörde für Umwelt und Energie streng überwacht.“