Hamburg . Die Band aus Hannover kehrt neun Jahre nach der Auflösung in den Stadtpark zurück – und witzelt dabei auch über die Rolling Stones.

Manchmal kann ein Konzert wie ein Date mit der Ex nach vielen Jahren sein. Im Kopfkino läuft zuvor im Zeitraffer ein Film der schönsten Momente, gemischt mit der Sorge, ob es noch einmal schön werden kann wie einst.

Als Fury in the Slaughterhouse (zu Deutsch „Aufruhr im Schlachthof“) am Freitagabend die Stadtparkbühne entern, setzt Nieselregen ein; ein Roadie verkauft Regencapes „Werdet Ihr brauchen“, sagt er. Nein, so hat man sich das erste Treffen nach fast zehn Jahren – 2008 hatte sich die hannoversche Band aufgelöst – nicht vorgestellt. Zudem ist der Sound zu leise. „Wir würden ja gern lauter drehen, aber wir dürfen nur 90 Dezibel“, sagt Gitarrist Christoph Stein-Schneider. Man sei ja nicht so berühmt und reich wie die Rolling Stones, Stadtpark-Gäste am 9. September. „Noch nicht“, ruft einer im Publikum. „Genau das wollte ich hören“, lacht Stein-Schneider, der wie immer eine karierte Hose trägt.

Die Zuschauer singen einfach weiter

Spätestens jetzt knistert es wieder, geregnet hat es ja ohnehin fast immer, wenn Fury im Stadtpark gastierte, in jenen Jahren, als die Band mit über vier Millionen verkauften Tonträgern zu den bekanntesten deutschen Bands zählte. Die Stimme von Kai Wingenfelder klingt an diesem ersten von zwei ausverkauften Stadtpark-Konzerten noch immer großartig, Hits „Time to wonder“, „Trapped today, trapped tomorrow“ oder „Radio Orchid“ strahlen dank des Neuzugangs Martin Huch, der vor allem Pedal-Steel-Gitarre spielt, noch ein bisschen mehr. Als das reguläre Konzert mit „Won’t forget these days“ endet, singen die Zuschauer einfach weiter, so lange, bis die Band zurückkehrt und wieder einsetzt.

Ein echtes Comeback wird es nicht geben

Nach vielen Zugaben, zweieinhalb Stunden und 30 Songs mischt sich Wehmut in die Euphorie über ein grandioses Wiedersehen. Denn es wird bei einem One-Night-Stand bleiben, ein echtes Comeback, sagt Wingenfelder, sei nicht geplant – zu weit haben sich die musikalischen Wege der einstigen WG-Freunde getrennt. Mit Bedacht habe man für die kurze Open-Air-Jubiläumstour nur sechs neue Songs einstudiert: „Wir wollten uns dem Stress eines neuen Albums nicht aussetzen.“ Immerhin lupft Gitarrist Stein-Schneider die Hintertür ein paar Zentimeter: „In fünf Jahren könnte man das ja wieder machen.“ Gute Idee. Sehr gut sogar.