Hamburg. Neuer Haupteingang, weiterer Stellplatz, vier Lounges, ein Restaurant und ein Gebetsraum – Alles wegen steigender Produktionszahlen.
Die Kurz- und Mittelstreckenflieger der A320-Familie sind der Bestseller von Airbus. Nun bereitet sich der Flugzeugbauer mit einem Großbauprojekt auf die künftig weiter steigenden Produktionszahlen vor. Im Hamburger Werk auf Finkenwerder wird das Auslieferungszentrum für den Jet erweitert. „Wir erweitern das Gebäude um einen Haupteingang und verlängern es“, sagt Projektleiter Ralf Bärwald dem Abendblatt.
Rund 400 Meter lang ist der terminalähnliche Bau bisher, 40 Meter sollen angebaut werden. So soll ein zehnter Stellplatz für die Flugzeuge wieder an das Gebäude herangezogen werden. Die Jets sind in den vergangenen Jahren etwas breiter geworden, weil Sharklets (nach oben gebogene Flügelspitzen) immer häufiger von den Kunden gewünscht werden. Zudem soll ein elfter Stellplatz am Chartergebäude neu hinzukommen, der insbesondere bei Überführungsflügen genutzt werden soll.
Vierte Endmontagelinie startet im Sommer
Die A320-Familie ist der mit Abstand am meisten verkaufte Jet von Airbus. Rund 7500 Maschinen wurden schon ausgeliefert, 5500 stehen noch in den Auftragsbüchern. Für acht Millionen Euro baut das Unternehmen ein Kundendefinitionszentrum für den A320 und A330, in dem Airlines ihre Maschinenausstattung wählen können. Um die Bestellungen schneller abarbeiten zu können, erhält das Werk eine vierte Endmontagelinie, die im Sommer starten soll. Bis Mitte 2019 soll die Fertigungsrate von derzeit 50 Maschinen auf 60 im Monat hochgefahren werden. Etwa die Hälfte von ihnen soll made in Hamburg sein.
Insgesamt investiert der Flugzeugbauer von 2016 bis 2018 rund 500 Millionen Euro in unterschiedliche Maßnahmen. Dazu zählt auch eine neue Standlaufeinrichtung, in der die Triebwerke der A320-Familie getestet werden und die seit ein paar Monaten in Betrieb ist. Was der Ausbau des A320-Auslieferungszentrums kostet, teilte Airbus nicht mit.
Mit ihm soll der Komfort für die Kunden erhöht werden. So wird der neue Haupteingang überdacht sein. „Damit selbst bei Hamburger Schmuddelwetter gilt, dass man trockenen Fußes ins Gebäude kommen kann“, sagt Bärwald. In der darüber schwebenden Galerie werden Konferenzräume eingerichtet. Die bisher überall verteilten Büros für die Kunden werden auf den ersten Stock konzentriert. Für Airlines und Flugzeugfinanzierer stehen künftig rund 60 Quadratmeter separater Raum zur Verfügung. Vier Customer-Lounges sollen entstehen, in den Hostessen bei Visa-Bestimmungen oder dem Bestellen eines Taxis helfen. Generell werde mit viel Glas gearbeitet, um Transparenz herzustellen. Für Gläubige wird ein Gebetsraum eingerichtet.
Das Essen kommt zum Kunden und nicht umgekehrt
Für das leibliche Wohl wird auch gesorgt. Ein eigenes Restaurant mit dem passenden Namen „Sharklet“ soll entstehen. 90 Sitzplätze soll es zunächst haben und rund um die Uhr geöffnet sein. Gedacht ist es für die 300 Airbus-Beschäftigten, die im Gebäude ihren Arbeitsplatz haben, und für die Kunden-Mitarbeiter. „Heute müssen wir immer von hier einen Umweg zum Werk fahren“, sagt Business Improvement-Managerin Catherine Ramounet.
Das A320-Auslieferungszentrum liegt am Tower und damit um einiges entfernt von den Restaurants auf der anderen Seite der Start- und Landebahn. „Das Essen kommt künftig zum Kunden und nicht der Kunde zum Essen“, sagt Ramounet.
Im September soll ein Jahr nach dem Spatenstich die erste Ausbaustufe fertig sein. Dann stehen Umbaumaßnahmen im bestehenden Gebäude an. Im ersten Quartal 2019 soll das Projekt komplett fertig sein.
25 Millionen Euro für Reparaturen jedes Jahr
Umstellen müssen sich neben den Mitarbeitern auch Fremdfirmen, die in diesem Sommer auf das Betriebsgelände wollen. Der Tunnel, der unter der Start- und Landebahn verläuft, wird vom 20. Juli bis 30. August voll gesperrt. Weil sich starke Spurrinnen und Risse im Fahrbahnbelag gebildet haben, muss die gesamte Asphaltdecke und die darunter liegende Abdichtung erneuert werden. Während der Bauarbeiten muss sämtlicher Auto- und Lastwagenverkehr, der den nordöstlichen Teil des Geländes zum Ziel hat, über das Südtor ein- und ausfahren. Eine Querung der Start- und Landebahn ist in der Zeit nicht möglich. Für Modernisierungen und Reparaturen gibt Airbus jedes Jahr rund 25 Millionen Euro aus – darunter fällt die Tunnelsanierung.