St. Pauli. Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, im Interview zu den Plänen einer polizeifreien Zone auf dem Vereinsgelände zu G20.

Mitglieder des Fußballvereins FC St. Pauli veranstalten aus Anlass des G20-Gipfels ein Fußballturnier. In den Flyern für diese Veranstaltung wird von einer polizeifreien Zone gesprochen. Carsten Harms und Oliver Schirg sprachen mit Oke Göttlich, dem Präsidenten des FC St. Pauli.

Ist die Aktion im Sinne Ihres Vereins?

Oke Göttlich: Der Vereinsführung wurde von der Herrenfußball-Abteilung, das ist die Abteilung der Amateurfußballer, ein Konzept vorgelegt, das wir ausdrücklich unterstützen. Fußball ist politisch. Das trifft besonders für den FC St. Pauli und seine Fans zu. Der nachträgliche Slogan einer „Cop-free-Zone“ stammt ebenfalls aus der Herrenfußball-Abteilung, nicht von der Vereinsführung.

Was ist daran politisch, das Vereinsgelände zu einer polizeifreien Zone zu erklären?

Die Vereinsführung unterstützt diese Forderung nicht. Es müssen alle deeskalierenden Schritte eingeleitet werden, weswegen wir permanent mit allen Beteiligten im Austausch sind.

Was bedeutet „deeskalierend“?

Wir erwarten Deeskalation von beiden Seiten: von der Polizei und den G20-Gegnern. Das bedeutet, dass die Polizei sich zurückhält und das von der Hamburger Politik selbst ausgerufene „Festival der Demokratie“ zulässt. Wir müssen gemeinsam einer Eskalationsspirale entgegenwirken. Dass die Konfrontationen im Rahmen der zahlreichen Demonstrationen nicht bis ins Letzte kontrollierbar sein werden, ist klar. Das hat mit unserem Turnier aber nichts zu tun.

Wie ist Ihr Verhältnis zur Innenbehörde?

Wir sind in einem konstruktiven Dialog. Es wird vonseiten der Stadt akzeptiert, dass viele Menschen hier auf St. Pauli den G20-Gipfel ablehnen und es demokratischen Protest gibt.

Friedlicher Protest ist akzeptiert.

Deswegen haben wir uns entschieden, zwei friedliche Aktionen mit dem Fußballturnier und dem alternativen Medienzentrum zu ermöglichen. Mein jüngster Eindruck ist, dass die Polizei sich derzeit im Umgang mit den Protesten schwertut. Egal, wie weit weg man von den Messehallen campen will, es wird untersagt. Aber dass internationale Gäste, um gegen die weltpolitische Lage zu demonstrieren, nach Hamburg kommen werden, das hätte man in dem Moment wissen können, als entschieden wurde, den G20-Gipfel in Hamburg durchzuführen. Ich finde es schwierig, dass immer gleich von militanten Protesten ausgegangen wird. Vielleicht könnte man ja meinungs- und haltungsstarke Menschen auch als Botschafter für eine bessere Welt verstehen.

Halten Sie die Entscheidung für den Gipfel in Hamburg für falsch?

Dem inneren Zusammenhalt der Stadt wird der G20-Gipfel nicht guttun. Die innere Zerrissenheit zwischen Politik und Bevölkerung könnte verstärkt werden. So ein Treffen in unmittelbarer Nähe zu einem linksliberalen Umfeld bringt Probleme mit sich, die man hätte absehen können. Abgesehen davon hat eine Mehrheit der Hamburger bereits die Durchführung von Olympischen Sommerspielen abgelehnt. Bei G20 ist sie gar nicht gefragt worden.

Rechtfertigt das militanten Widerstand?

Das habe ich nicht gesagt. Wir als Vereinsführung des FC St. Pauli sind gegen einen gewalttätigen Widerstand. Angesichts der Historie der G20-Gipfel ist es aber albern zu glauben, dass ein G20-Gipfel ohne gewalttätige Aktionen auskommt. Die Leute, die man beim Camp auf Entenwerder gesehen hat, darf man gerne als jung und politisch ansehen und als Menschen begreifen, die sich für eine bessere Welt einsetzen wollen.

Warum wird auf dem Vereinsgelände ein alternatives Medienzentrum eingerichtet?

Es ist eine Organisation an uns herangetreten, die das alternative Medienzen­trum bei uns im Stadion einrichten wollte. Wir konnten uns als Vermieter mit der Idee anfreunden und halten die Einrichtung eines alternativen Medienzen­trums im Sinne der Meinungs- und Pressefreiheit sowie einer umfangreicheren Berichterstattung für richtig.