Hamburg/Kiel. Zahl der Arbeitslosen in Hamburg und Schleswig-Holstein sinkt. Bundesweit geht die Arbeitslosenquote auf 5,5 Prozent zurück.
Die Arbeitslosigkeit ist in Hamburg weiter auf dem Rückzug. Im Juni waren in der Hansestadt 68.580 Menschen arbeitslos gemeldet, wie die Agentur für Arbeit am Freitag mitteilte. Das waren 1,6 Prozent weniger als im Mai und 0,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich um einen Zehntelpunkt auf 6,7 Prozent.
Die gesunde Verfassung des Hamburger Arbeitsmarktes macht sich vor allem in einer steigenden Zahl von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bemerkbar. Im April waren 950.000 Hamburger in festen Jobs, das sind 19.800 oder 2,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Hohe Dynamik im Markt
„Die vermeintlich niedrigen Veränderungsraten lassen auf einen verhaltenen Arbeitsmarkt schließen“, sagte der Leiter der Arbeitsagentur, Sönke Fock. „Sie drücken aber nicht die hohe Dynamik des Hamburger Arbeitsmarktes und der dazugehörigen Metropolregion aus.“ So seien in den ersten sechs Monaten des Jahres fast 40.000 Männer und Frauen aus Hamburg arbeitslos geworden und gleichzeitig hätten fast 34.000 Arbeitslose eine neue Beschäftigung aufgenommen. Pro Werktag seien das zusammen 586 Personen, die unmittelbar von den Veränderungen des Arbeitsmarktes betroffen seien.
Insbesondere die hohe Nachfrage nach Fachkräften und Ausbildungsbewerbern biete enorme Chancen für Arbeitssuchende und junge Erwachsene, die einen Berufseinstieg suchen, erklärte Fock. „Herausfordernd ist dagegen die hohe Zahl ungelernter Bewerber in der Hansestadt“, sagte er. Sie stellen fast die Hälfte aller Arbeitslosen und sind somit gegenüber ausgebildeten Fachkräften fünffach höher von Arbeitslosigkeit betroffen. „Unser Ziel muss es sein, möglichst viele Betroffene wieder in Arbeit zu bekommen und sie mit passenden Integrationsangeboten langfristig auf Facharbeiterniveau anzuheben.“
Weniger Erwerbslose in Schleswig-Holstein
Auch in Schleswig-Holstein sinkt die Zahl der Arbeitslosen weiter im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr – wenn auch nicht mehr ganz so stark wie zuletzt. Im Juni waren im nördlichsten Bundesland 89.567 Menschen ohne festen Job. Das waren 332 weniger als im Mai und 899 weniger als vor einem Jahr. Das ist nach Angaben der Regionaldirektion der Arbeitsagentur vom Freitag der niedrigste Wert in einem Juni seit 1993. Die Arbeitslosenquote beträgt nun 5,8 Prozent, nach 6,0 Prozent vor einem Jahr.
Entsprechend zog Regionaldirektorin Margit Haupt-Koopmann eine positive Bilanz für das erste Halbjahr: „Der Rückgang der Arbeitslosenzahlen, die kontinuierlich hohe Arbeitskräftenachfrage und der deutliche Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse haben in den vergangenen Monaten für eine solide und robuste Entwicklung des Arbeitsmarktes in Schleswig-Holstein gesorgt.“
Flüchtlinge suchen Arbeit
Mit Spannung blicken die Arbeitsvermittler auf das zweite Halbjahr, weil dann viele Flüchtlinge nach Abschluss ihrer Deutschkurse oder anderer Projekte Arbeit suchen werden. „Zwischen Mai und November werden alleine aus den Deutschkursen etwa 7500 Schutzsuchende auf den Arbeitsmarkt gelangen“, sagte Haupt-Koopmann. Von ihnen beherrschten etwa 60 Prozent die deutsche Sprache bereits so gut, dass ein Einstieg in die Arbeitswelt möglich sei.
Schleswig-Holsteins neuer Arbeitsminister Bernd Buchholz (FDP) rechnet mit Herausforderungen bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. „Gerade in diesem Bereich müssen Politik, Wirtschaft und Arbeitsagentur gemeinsam weitere Anstrengungen unternehmen, damit eine Integration wirklich gelingen kann“, sagte er.
Nach Ansicht von Haupt-Koopmann besteht die Chance, dass die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt trotz dieser Probleme konstant bleiben wird. „Die Arbeitskräftenachfrage liegt weiterhin über dem bereits hohen Niveau des Vorjahres.“ Die Zahl der Beschäftigten stieg nach den aktuellsten Zahlen vom April um 2,7 Prozent auf 959 700.
Kreis Stormarn am besten
Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnet unter den Kreisen nach wie vor Stormarn mit weiterhin 3,3 Prozent, während Dithmarschen mit 6,3 Prozent die höchste hat. Bei den kreisfreien Städten steht Lübeck mit 8,4 Prozent am besten da, Neumünster mit 9,2 Prozent am schlechtesten.
Buchholz wertete die Halbjahreszahlen als „eindrucksvollen Beleg der Leistungsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft“. Die kleinen und mittelständischen Betriebe seien Motor der robusten Konjunktur. Erfreulich sei vor allem der starke Rückgang bei den Langzeit-Arbeitslosen um mehr als sieben Prozent im Vorjahresvergleich.
Konstante Zahlen in Niedersachsen
Die Arbeitslosenzahl in Niedersachsen ist im Juni nahezu unverändert geblieben. 240.198 Menschen waren in dem Monat ohne Arbeit – 557 Menschen oder 0,2 Prozent mehr als im Mai, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Hannover mitteilte. Die Arbeitslosenquote lag unverändert bei 5,6 Prozent. Dagegen stieg zum Ferienbeginn die Jugendarbeitslosigkeit. „Es handelt sich dabei überwiegend um Abiturienten und junge Menschen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben, aber nicht übernommen wurden“, sagte Agentur-Landeschefin Bärbel Höltzen-Schoh. Die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren kletterte um 6,7 Prozent auf 25.124.
Die Zahl der Arbeitslosen in ganz Deutschland ist im Juni um 25.000 auf 2,473 Millionen gesunken. Das ist der niedrigste Wert in einem Juni seit dem Jahr 1991. Damit gab es 142.000 Erwerbslose weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Freitag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,5 Prozent.