Hamburg. Stockholmer Espresso House kauft Hamburger Unternehmen. Aktuelles Management führt die Geschäfte weiter.

Viele Jahre stand der Name Balzac Coffee für eine Erfolgsgeschichte made in Hamburg. Ende der 90er-Jahre hatte Vanessa Kullmann begonnen, an der Großen Theaterstraße Kaffeespezialitäten wie Latte Macchiato in Pappbechern mit Plastikdeckeln zu verkaufen. Aus den USA hatte sie das Starbucks-Konzept auf Deutschland transferiert. Die Kette mit Sitz in der Hansestadt wuchs kräftig. Vor sechs Jahren verkaufte sie den größten Teil ihres Unternehmens, das zum selben Zeitpunkt mit dem Konkurrenten World Coffee fusionierte. 57 Filialen hatte das Unternehmen seinerzeit, heute sind es noch 43 – und sie wechseln nun erneut den Besitzer.

Die Balzac Coffee Company werde komplett von Espresso House übernommen, teilte das schwedische Unternehmen am Donnerstag mit. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Für die mehr als 500 Beschäftigten solle sich nichts ändern. Auch der Name Balzac Coffee werde zunächst erhalten bleiben, sagte ein Sprecher auf Nachfrage. Ein Blick ins Nachbarland zeigt, dass dies wohl nur von kurzer Dauer sein dürfte. Im Januar 2016 hatten die Schweden die dänische Kette Barresso übernommen. Mittlerweile firmieren die Geschäfte unter dem Namen Espresso House.

Führender Kaffeebar-Anbieter in Skandinavien

Das Stockholmer Unternehmen ist ein führender Kaffeebar-Anbieter in Skandinavien und bedient in seinen mehr als 310 Coffeeshops in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland täglich mehr als 90.000 Gäste. Gegründet wurde die Firma 1996 von Charles und Elisabeth Asker. Mittlerweile gehört es zum Besitz der JAB Holding. Hinter der Finanzgesellschaft steckt die deutsche Unternehmerfamilie Reimann, die an zahlreichen bekannten Firmen beteiligt ist. Zum Beispiel gehört sie mit 8,9 Prozent zu den Großaktionären des britischen Konsumgüterherstellers Reckitt Benckiser (Clearasil, Sagrotan) und besitzt Anteile am Parfümhaus Coty und Kaffeehersteller Jacobs Douwe Egberts.

Angesichts der Finanzstärke der Reimanns überrascht es nicht, dass in Zukunft die Weichen wieder auf Expansion gestellt werden sollen. Espresso-House-Vorstandschef John Nylen zeigte sich glücklich, mit dem Kauf von Balzac Coffee das starke Portfolio an Premium-Marken im europäischen Kaffeebar-Markt weiter gestärkt zu haben. „Nun freuen wir uns auf die forcierte Expansion des Geschäftes in Partnerschaft mit Balzac Coffees erfolgreichen Management-Team.“

Identische Vorstellungen

Der bisherige Mehrheitsgesellschafter und Verkäufer Klaus Droste sprach von identischen Vorstellungen über Gastfreundschaft, hochwertigen Kaffee und ähnliche Unternehmenskulturen. „Das alles sind ideale Bedingungen für die Zukunft unserer Mitarbeiter und für Balzacs weiteres Wachstum in Deutschland“, so Droste. Balzac Coffee weise auf dem hart umkämpften Markt erst seit gut zwei Jahren wieder „gute schwarze Zahlen“ aus, so der Sprecher. Für Wachstum aus eigener Kraft habe das aber nicht gereicht.