Hamburg . Vorne weg knatterten Peter Maffay und “Werner“-Erfinder Rötger „Brösel“ Feldmann. 400.000 Menschen besuchten die Harley Days.

Auf dem Großmarktgelände herrscht Festivalatmosphäre. Zahlreiche Besucher schlendern von Stand zu Stand. Hier finden sie alles, was das Herz eines Harley-Fans begehrt: Lederjacken und Sweatshirts mit dem orange-schwarzen Logo, Silberschmuck, Biker-Bandanas (quadratische Tücher als Kopfbedeckungen), Gepäcktaschen und anderes Motorradzubehör.

Musik von Hardrock („Hells Bells“) bis Folk („House Of The Rising Sun“) schallt über den Platz und mischt sich mit dem satten Röhren der Harley-Motoren. Die Masse der Bikes aber steht aufgereiht in einer endlos anmutenden Schlange und wartet auf ihren Einsatz: die große Abschlussparade, Krönung der dreitägigen Harley Days, die seit 2003 jedes Jahr in Hamburg stattfinden.

Mithilfe eines LKWs und einer Reiterstaffel sichert die Hamburger Polizei die Harley Days an der Mönckebergstraße
Mithilfe eines LKWs und einer Reiterstaffel sichert die Hamburger Polizei die Harley Days an der Mönckebergstraße © HA | Michael Arning

Während die Stimmung auf dem 40.000 Quadratmeter großen Gelände entspannt ist, geht es vorn im Zelt des Metropolitan Chapter Hamburg ziemlich hektisch zu. Der eher kleine Verband aus Hamburg-Nord ist für die Organisation der Abschlussparade verantwortlich – unter anderem für die Straßenabsperrungen entlang der 33 Kilometer langen Route, die über die Köhlbrandbrücke, durch den Hamburger Hafen und über die Reeperbahn führt.

An 177 Standorten sind sogenannte „Blocker“ im Einsatz. Die letzten holen sich noch schnell im Zelt Absperrband, Warnweste und die Adresse ihres genauen Einsatzstandorts ab. Klar, dass ihre Hilfe ehrenamtlich ist. „Harley-Fahrer sind wie eine große Familie“, sagt Chapter-Director Engelbert Niemann. Verbunden durch die Liebe zum Motorrad und dem „Customizing“, dem Verändern des Motorrads, das letztlich jede Harley zu einem individuellen Gefährt macht.

So unterschiedlich wie die Bikes sind ihre Fahrer

Tatsächlich sind die wenigsten Harleys, die man auf dem Festivalgelände sieht, nicht aufgemotzt. Von der Altherren-Maschine mit breiter Windschutzverkleidung über die Rocker-Bikes mit aggressiver Tanklackierung, von der chromblitzenden Edel-Harley bis zu dreirädrigen Trikes ist alles dabei. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Fahrertypen: Manche pflegen ihr Rocker­image mit Tattoos und wahlweise Zopf oder Glatze, andere kommen eher bieder daher; es gibt Senioren mit wettergegerbten Gesichtern, lässige Jeansträger und Männer ganz in schwarzer Motorradkluft.

Claas Hansen vom Metropolitan Chapter trägt die dunkelblaue Uniform der New Yorker Polizei: mit hohen schwarzen Lederstiefeln und Schlagstock sowie Funkgerät am Gürtel. Auch sein Motorrad ist original: eine Roadking Police von 2001, an der er die verschiedenen Lampen blinken und Sirene heulen lassen kann.

Peter Maffay unter den 8000 Bikern

Der kleine Levin kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eben noch ist er an einem Stand auf einem Kindermotorrad gefahren, jetzt sitzt er bei Opa Norbert Heidenreich, einem Harley-Fahrer, auf den Schultern. Die ganze Familie schwärmt für das Motorradfabrikat, das es seit 114 Jahren gibt. Klar, dass auch Levin schon infiziert ist. Motorräder fände er „toll“, sagt der Dreijährige.

Auch Ole Mehlert (13) ist beeindruckt. Er ist mit seiner Mutter Nina gekommen, die früher selber Harley gefahren ist. „Indian Summer in Amerika, mit einer Sportster 883. Das war großartig“, sagt sie. Ole will später auch fahren. Welche Maschine es sein soll, weiß er noch nicht, auf jeden Fall aber „schnell und gemütlich“.

Um 13 Uhr startet die Abschluss­parade, 8000 Biker werfen ihre Maschinen an, darunter Sänger Peter Maffay und „Werner“-Erfinder Rötger „Brösel“ Feldmann. Ein dröhnender Sound bringt die Luft über dem Großmarkt­gelände zum Schwingen. Die Menschen am Straßenrand zücken ihre Handys. 400.000 Besucher haben die Harley Days insgesamt angelockt. Bis auf die Straßensperrungen, die damit verbundenen Verkehrsbehinderungen und den Lärm, über den sich sicher mancher Hamburger geärgert hat, gab es keine besonderen Vorkommnisse.