Hamburg. Bei den Harley Days kann noch bis Sonntagabend Probe gefahren werden – Abendblatt-Mitarbeiter Sebastian Becht hat's gewagt.

Die Hände an den Lenker, Ständer einklappen, den Startknopf drücken. Zündung! Im Inneren verbrennt Benzin und das Herz aus Stahl fängt an zu schlagen. Der gesamte Vorbau vibriert und der Sound aus dem Auspuff übertönt selbst die Band auf der Bühne nebenan.

Für viele bleibt ein Motorrad von Harley-Davidson nur ein Traum. Wer aber schon immer mal auf einem sitzen wollte, hat dieses Wochenende die Gelegenheit dazu – bei den Hamburger Harley Days werden fast alle Modelle für geführte Probefahrten angeboten.

Von kleineren wie der Street 750 bis zu Touring-Bikes wie der Road King Ultra, mit stolzen 1745 Kubikzentimetern Hubraum und 91 PS. 35 Motorräder stehen für eine Probefahrt bereit. Darunter auch ein Trike – das dreirädrige Motorrad kann auch mit Autoführerschein gefahren werden. Vorausgesetzt der wurde vor dem 19.1.2013 ausgestellt.

"Harley fahren ist ein Lebensgefühl"

Ich entscheide mich für eine Harley Davidson Heritage Softail Classic. 347 Kilogramm im klassischen 50er-Jahre-Look mit dem beliebten luftgekühlten Harley-Motor. Die fährt sich „easy und chillig“, wie mir Markus Trojak erklärt. Der Motorrad-Enthusiast reist seit fast 20 Jahren für Harley Davidson durch ganz Deutschland, um Probefahrten anzubieten. Für BMW habe er auch mal kurz gearbeitet, das sei aber nicht dasselbe gewesen. „Harley fahren, das ist mehr als Fortbewegung – es ist ein Lebensgefühl.“ Harley stehe für Freiheit, Individualität und Nonkonformismus.

Um davon etwas zu spüren, fahre ich mit bei der zweistündigen, geführten Rundfahrt über Autobahn, Landstraßen und durch die Stadt. Wer weniger Zeit mitbringt, kann auch eine kleinere Tour machen. Die werden stündlich angeboten und dauern nur 30 Minuten. Das Angebot gibt es noch bis Sonntag, 25. Juni 2017, um 18 Uhr – kostenlos und unverbindlich.

Simulator für Neugierige ohne Führerschein

John Frandsen ist aus Kopenhagen zu den Harley Days angereist. Er probiert den Fahrsimulator aus
John Frandsen ist aus Kopenhagen zu den Harley Days angereist. Er probiert den Fahrsimulator aus © HA | Sebastian Becht

Und wer keinen Führerschein besitzt, der kann am Fahrsimulator „Jump Start“ immerhin ein klein wenig Harley Feeling aufkommen lassen. Dafür wurde das Hinterrad auf Rollen gestellt, wodurch das Motorrad an Ort und Stelle bleibt, selbst wenn man den Gashahn voll aufdreht.

Udo Mathews hat schon lange eine Fahrerlaubnis. Der 58-Jährige kommt bereits seit 13 Jahren nach Hamburg zu den Harley Days, um die neuesten Modelle Probe zu fahren. Diesmal hat er sich für die Road Glide entschieden. „Weil das ein typisch amerikanisches Motorrad ist, mit einem besonders ruhigen Fahrverlauf“, sagt er.

Udo Mathews kommt seit 13 Jahren zu den Harley Days, um Probe zu fahren
Udo Mathews kommt seit 13 Jahren zu den Harley Days, um Probe zu fahren © HA | Sebastian Becht

Das entspannte Fahren scheint für viele hier im Vordergrund zu stehen. Gemütlichkeit in Verbindung mit der Kraft eines großen Motors. Und tatsächlich: Man sitzt saubequem auf den großen Sitzen aus Leder. Schon nach kurzer Fahrt wird mir klar, dass meine Heritage die Bezeichnung tourentauglich tatsächlich verdient hat. Die Federung ist weich und das Zusammenspiel von Gas, Seilzugkupplung und Getriebe läuft geschmeidig.

Über Landstraßen, vorbei an Backsteinhäusern und Weiden mit Kühen und Schafen, gleiten wir gelassen durch das Hamburger Umland. Es hat ein bisschen was von Meditation und man kann sie spüren, die Freiheit auf zwei Rädern, von der die Harley Fans gerne schwärmen. Und auch das Gefühl von Verbundenheit in der Gruppe ist nicht zu leugnen.

Harley produziert seit 114 Jahren durchgehend

Das macht man sich bei Harley schon lange zu nutzen. Wer eine Harley kauft, bekommt auch eine Jahresmitgliedschaft im Harley Owners Club. Es werden gemeinsame Ausfahrten organisiert und man hilft sich gegenseitig. Das soll die Verbundenheit fördern und ist sicher auch mit dafür verantwortlich, für die Kunden mit der größten Markentreue unter den Motorradherstellern. „Im Club ist keiner Bäcker oder Bänker – sondern alle sind einfach nur Biker“, so Trojak.

Dadurch entfliehen Harley-Fahrer – für eine begrenzte Zeit – ihrem Alltag und werden Eins mit dem Mythos den Harley umgibt. Den hat sich das Unternehmen in seiner langen Geschichte mühevoll erarbeiten müssen. Als einziger Motorradhersteller produziert Harley seit 114 Jahren durchgehend und hat dabei viele Höhen und Tiefen erlebt. Die turbulente Firmengeschichte, Kultfilme wie Easy Rider und die berüchtigten Motorradgangs haben viel zur Legende beigetragen und sorgen dafür, dass die Marke auch heute noch einiges an Emotionen auslöst.

Harley fahren, das ist eben mehr als nur Motorrad fahren. Es ist ein Statement, ein Lebensgefühl, oder wie man bei Harley-Davidson sagt: „Man kauft einen Lifestyle, das Motorrad gibt es umsonst dazu.“

Harley-Probefahrt

Harley-Davidson Heritage Softail Classic

Hubraum: 1690 cm³Leistung kW (PS): 55 (75)Höchstgeschwindigkeit: 165 km/hPreis: ab 22.495 Euro

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