Das Real Coconut Water von farmkind gibt es auch in Kombination mit Espresso. Das Abendblatt hat die Qualität geprüft.
Hamburg. Beim Ritter der Kokosnuss! Da gibt es jemanden, der sein Geld mit Kokosnüssen verdient – aber selbst gar kein Kokos mag. Keine Kokosflocken auf dem Kuchen, keine Kokosmilch im Cocktail, kein Kokosöl im Essen und Bounty schon gar nicht. Nur das Wasser der Kokosnuss, diese klare Flüssigkeit, die in jungen grünen Kokosnüssen schwappt, mag er. So sehr, dass Christian Hoffmann (38) seinen eigenen Vertrieb dafür aufgezogen hat. In der Elternzeit.
Andere mögen in dieser Zeit zum Babyschwimmen gehen und Krabbelgruppen besuchen – Christian Hoffmann nutzte die Auszeit, um einen Abfüller in Thailand zu suchen, 6000 Flaschen Kokoswasser zu importieren und Fitnessstudios sowie Supermärkte abzuklappern – mit einem Kofferraum voller Kostproben und oftmals zwei Babys auf der Rückbank.
Einen sicheren Job bei Coca-Cola aufgeben, um Kokoswasser zu verkaufen? Klingt nach einer Schnapsidee! Vor allem, wenn man gerade Zwillinge bekommen hat und eher auf finanzielle Sicherheit als auf Selbstverwirklichung aus sein sollte, oder? „Solange ich im Job steckte, hatte ich so viel um die Ohren, dass ich niemals ein Unternehmen hätte gründen können“, sagt Christian Hoffmann. Erst in der Elternzeit sei der Kopf frei gewesen – und aus einer vagen Idee wurde ein Geschäftsmodell.
Kokoswasser soll eine Funktion erfüllen
Ein erfolgreiches Geschäftsmodell: Bereits im ersten Jahr verkaufte farmkind 144.000 Flaschen Real Coconut Water. Im zweiten Jahr waren es schon 360.000, im vergangenen mehr als 500.000 Flaschen. Mehr als 1000 Händler führen farmkind von Italien bis Finnland. Neu im Sortiment sind die Sorten Espresso, Passionsfrucht, Matcha und Aloe Vera. „Uns geht es nicht nur darum, neue Geschmacksrichtungen anzubieten. Unser Kokoswasser soll auch eine Funktion erfüllen – zum Beispiel in Kombination mit Espresso wach machen“, so Hoffmann, dessen Produkte für 5,93 Euro bis 8,18 Euro pro Liter erhältlich sind.
Seit Anfang des Jahres hat farmkind eine Bio-Zertifizierung. Mehr als zwei Jahre hat der Prozess gedauert. Da bisher jedoch nur drei von 50 Bauern eine Bio-Zertifizierung haben, gibt es zunächst nur zwei Bio-Varianten: Organic Coconut Water Pure und Pulp – also reines Kokoswasser mit und ohne Fruchtfleisch sowie einen Mix mit Rohkakaopulver. Das Besondere, so Christian Hoffmann: „Die Nüsse werden früh morgens geerntet und sofort frisch abgefüllt. Unser Kokoswasser besteht zu 100 Prozent aus natürlichem Direktsaft und nicht aus Konzentrat.“
Um sich von der Konkurrenz abzuheben, verkauft farmkind sein „Taste Nirvana – Real Coconut Water“ zudem in Glasflaschen – und nicht wie viele andere Anbieter in Tetrapaks. „Glas ist geschmacksneutral, überzeugt in seiner Haptik und ist die ideale Getränkeverpackung“, so Christian Hoffmann.
Energie aus entsafteten und verfeuerten Kokosnüssen
Die Konkurrenz ist groß, Kokoswasser gehört zu einem der angesagtesten Getränke derzeit. Dementsprechend hoch ist die Zahl derer, die von diesem Trend profitieren wollen und Kokoswasser massiv bewerben – zum Beispiel als Fitmacher-Getränk für Sportler und alle, die auf ihre Figur und Gesundheit achten wollen. Was gut klingt, ist jedoch häufig ein übertriebenes Werbeversprechen. „Kokoswasser ist nicht dieses Wundermittel, als das es gehypt wird“, sagt Silke Schwartau, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Mit rund 20 Kalorien auf 100 Milliliter sei Kokoswasser längst nicht so kalorienarm wie es oft dargestellt wird.
Am bedenklichsten seien jedoch die Auswirkungen auf die Umwelt: „Ökologisch ist der Import von Kokoswasser alles andere als sinnvoll“, stellt Silke Schwartau klar. „Wenn die dortige Bevölkerung Kokoswasser als Trinkwasserersatz nimmt, ist das nachvollziehbar. Wenn wir Kokoswasser aber um die halbe Welt transportieren, ist das doch sehr bedenklich.“
Um so wichtiger ist es für Christian Hoffmann, dass sein Kokoswasser in einem „geschlossenen Kreislauf“ produziert wird, wie er es selbst nennt. Das heißt: „Die entsafteten Kokosnüsse werden getrocknet sowie verfeuert und dienen als Energie für die Abfüllanlage“, sagt Christian Hoffmann, der zukünftig nicht nur Kokoswasser, sondern noch eine Reihe weiterer farmkind-Produkte auf den Markt bringen will. Dass er selbst gar kein Kokos mag, spielt für ihn dabei keine Rolle.
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