Hamburg. Musikvideos bekannter Lieder wie „Alle meine Entchen“ und „Mein Hut, der hat drei Ecken“ ermöglichen ihm eine berufliche Auszeit.
Hamburg. Als Patrick Proner vor vier Jahren mit seiner damals zweieinhalbjährigen Tochter auf der Suche nach Kinderliedern zum Mitsingen bei YouTube war, kam er auf eine Idee. „Ich bin damals durch einen Zufall auf ‚Alle meine Entchen‘ gestoßen und wusste sofort, das kann ich besser‘“, erinnert sich der 40-Jährige im Gespräch mit dem Abendblatt. Und so startete er ein Experiment, das sich zu einer lukrativen Erfolgsgeschichte entwickeln sollte.
Der zweifache Familienvater ließ zunächst zehn Videos von Covern bekannter Kinderlieder wie „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „Mein Hut, der hat drei Ecken“ und „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzeman“ produzieren. „Ich wollte erst einmal testen, wie die Videos im Netz ankommen“, erzählt Proner. Und seine Musik kam gut an. „Nach sechs Monaten hatten die Lieder schon eine Million Klicks bei YouTube generiert, nach einem Jahr waren es sogar zehn Millionen“, so Proner.
Inzwischen wurden seine Cover von mehr als 100 Klassikern rund 450-Millionen-mal angesehen und mitgesungen. Sein Kanal „Sing Kinderlieder“ wird auf Rang 38 der erfolgreichsten YouTuber in Deutschland gelistet. Proners beliebtestes Musikvideo „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“ wurde in knapp drei Jahren 23,7-Millionen-mal aufgerufen und generiert rund zwei Millionen Klicks pro Monat. „Dieser Erfolg war nicht abzusehen“, sagt Proner, der nicht nur auf den Gesang, sondern auch auf kinderfreundliche Videos Wert legt. „Mir war eine hohe Qualität wichtig und die Lieder sollten vor allem Kindern Spaß bereiten.“
YouTuber nimmt Sabbatical bei Google
Anfangs beschäftigte sich Proner jeden Abend zwei bis drei Stunden nach der Arbeit mit seinem neuen Nebenprojekt, nachdem er seine beiden Kinder ins Bett gebracht hatte. Zu Hause am Esstisch organisiert er die Produktion der Musikvideos. Für den Gesang gewinnt Proner, der weder ein Instrument spielt noch zeichnen kann, den Musikpädagogen Jan Rimkeit aus der Kita seiner Tochter, den er einmal gesehen hatte und sofort begeistert war. „Er hat sich glücklicherweise als Vollblutmusiker erwiesen“, beschreibt Proner seinen Partner, der die Lieder zusammen mit seinen eigenen Kindern oder dem Nachwuchs aus seinem Umfeld in seinem heimischen Tonstudio aufnimmt. Produziert und entworfen werden die Videos von Freiberuflern.
„Das war wie ein zweiter Job“, erinnert sich Proner an seine ersten Jahre. Seit 1. Januar hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und sich ein einjähriges Sabbatical bei seinem Arbeitgeber Google genommen. „Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich so weder dem einen noch dem anderen gerecht werden kann, und musste mich für eine Sache entscheiden. Ich habe mich dann auf das konzentriert, was vielleicht ein bisschen mehr Spaß macht.“ Ein finanzielles Risiko ist Proner dabei nicht eingegangen. Mit seinen Kinderliedern soll er schätzungsweise 20.000 bis 50.000 Euro im Monat verdienen. Zur genauen Höhe seines Einkommens will Proner keine Angaben machen.
Weitere Projekte geplant
Sollte sich sein einstiges Experiment auf dem jetzigen Niveau weiterentwickeln, sei es für ihn eine Option, seinen gut bezahlten Job bei Google möglicherweise komplett aufzugeben. Bis zu einer endgültigen Entscheidung will Proner weitere Projekte auf den Markt bringen. „Ich habe inzwischen ein Unternehmen zum Thema Familie und Kinder gegründet“, sagt der YouTuber. „Vor 2,5 Monaten habe ich einen Märchenkanal für Kinder gestartet – und es sollen weitere Kanäle folgen“, erzählt Proner, der über seine Pläne nicht weiter ins Detail gehen will. Seinem Qualitätsanspruch will er dabei aber treu bleiben. „Ich würde nichts produzieren, was ich nicht meinen eigenen Kindern zeigen würde.“