Hamburg. Insgesamt zeigen sich die Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung aber zufrieden mit der Optiker-Kette.

Die Hamburger Optiker-Kette Fielmann hat Probleme, die so manches andere Unternehmen sicher auch gerne hätte – zum Beispiel, wo der Konzern mit einer Eigenkapitalquote von 75 Prozent angesichts des Negativzinsumfelds sein zunehmendes Finanzvermögen von 368 Millionen Euro unterbringen soll. Doch die Aktionärsvertreter haben anlässlich der Hauptversammlung ebenfalls ein „Luxuspro­blem“, wie einer klagte: „Es fällt mir immer schwerer, mir noch etwas Neues einfallen zu lassen. Ich könnte auch meinen Redebeitrag vom Vorjahr wiederholen.“ Ein Kleinaktionär drückte es so aus: „Es gibt hier nichts zu meckern.“

Schließlich hat Fielmann abermals ein Rekordjahr beim Umsatz und Gewinn verzeichnet, die Dividende wurde zum zwölften Mal in Folge heraufgesetzt. Josef Gemmeke von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) fand dennoch ein Haar in der Suppe. Er forderte, die offenbar nicht für Investitionen benötigten flüssigen Mittel an die Aktionäre auszuschütten. Das Unternehmen „sollte nicht die Spardose der Familie Fielmann sein.“

Rund 1400 anwesende Aktionäre

Gemmeke war der einzige der vier Sprecher aus dem Kreis der rund 1400 anwesenden Aktionäre, der die im April verkündete Vertragsverlängerung des 77-jährigen Vorstandschefs Günther Fielmann um weitere drei Jahre kritisierte. Dessen Sohn Marc, 27, Vorstandsmitglied seit Anfang 2016, ist als Nachfolger vorgesehen. „Diese Angelegenheit ist schon vor zehn Jahren falsch eingestielt worden“, sagte der SdK-Vertreter. Er räumte jedoch ein, das Unternehmen habe durch den „zögerlichen Abschied“ des Firmengründers und Mehrheitsaktionärs „bisher keinen Schaden genommen“.

Wie gewohnt trug Günther Fielmann die Erfolgsnachrichten scheinbar emotionslos vor. Und er ließ es sich nicht nehmen, 20 jungen Menschen, die ihre Ausbildung im Konzern als Kammersieger abgeschlossen haben, eigenhändig Präsente zu überreichen. „Diese Zeremonie dauert immer länger, weil wir immer mehr Sieger haben“, scherzte Fielmann. Im Konzern sind rund 3200 Auszubildende beschäftigt. Für das weitere Wachstum – der Umsatz soll „langfristig“ von 1,5 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro steigen – setzt Fielmann auf größere Filialen in Deutschland sowie auf die Expansion in Europa.

Unnötige Gewinnwarnung

Auch beim Blick auf die Aktienkursentwicklung bevorzugt Fielmann den langfristigen Blickwinkel: Seit Anfang 2000 kletterte der Kurs um 872 Prozent, während der Deutsche Aktienindex (DAX) nur um 87 Prozent vorankam. Auf Zwölfmonatssicht fällt die Bilanz nicht so günstig aus: Hier legte der DAX (plus 124 Prozent) kräftiger zu als die Fielmann-Papiere (plus 112 Prozent), nachdem man im Oktober die Anleger mit einer – im Nachhinein unnötigen – Gewinnwarnung verschreckte.