Hamburg. Jahrelang schon kämpft die Kiezlegende gegen den Vorwurf “Fahren ohne Fahrerlaubnis“. Ein erneutes Verfahren wurde ausgesetzt.
Der erneute Prozess gegen die einstige Kiez-Größe Karl-Heinz „Kalle“ Schwensen ist geplatzt. Der Mann aus dem Hamburger Rotlichtmilieu wehrt sich gegen den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, sich ohne Fahrerlaubnis hinters Steuer gesetzt zu haben. An diesem Freitag sollte der Prozess vor dem Hamburger Landgericht erneut aufgerollt werden. Die erste Verhandlung dazu lief bereits 2011. Doch wann nun neu verhandelt wird, ist unklar. Die Vorsitzende Richterin setzte den Termin unmittelbar vor Verhandlungsbeginn ab.
Wie bereits in der Vergangenheit hatte Schwensens Auftritt vor Gericht auch am Freitag wieder Show-Charakter. Der 63-Jährige, der einen dunklen Anzug und Sonnenbrille trug, sagte beim Rausgehen aus dem Gerichtssaal: "Das Gericht konnte sich nicht einigen, welche Posse es diesmal abzieht."
"Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihre Mutter umgebracht und waren es nicht"
Schwensen war 2011 zu 11.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden, weil er mit einem Auto gefahren war, obgleich er einen Monat zuvor seinen Führerschein nach Erreichen des 18-Punkte-Limits in Flensburg abgeben musste. Hauptbeweismittel war damals die Zeugenaussage eines Polizisten, der sich sicher war, dass es Schwensen gewesen sei, den er beim Wegfahren beobachtet hatte. Schwensen legte darauf Berufung ein, der Fall landete 2012 erneut vor Gericht. Doch zu dem Verhandlungstermin schickte Schwensen damals ein Double – um zu beweisen, wie leicht er verwechselt werden kann. Kurz darauf erschien der „echte Schwensen“ im Saal, aber ohne seine Markenzeichen – die Sonnenbrille und den Schnäuzer. Doch das Gericht glaubte nicht, dass es sich um den echten Schwensen handelte und verwarf deshalb die Berufung. Darauf folgte eine weitere Revision.
Auf die Frage, warum Schwensen die Berufung durchziehen wolle, sagte der Ex-Boxer am Freitag: "Stellen Sie sich vor, Sie hätten Ihre Mutter umgebracht und waren es nicht. Das ist hier genau das Gleiche." Sein Verteidiger fügte hinzu, das Verfahren sei nicht optimal vorbereitet gewesen.
Abgang im schwarzen Rolls Royce Phantom
Das Gericht soll mit der Verteidigung des 63-Jährigen abgesprochen haben, dass eine Einstellung des Verfahrens ohne Beweisaufnahme und Zeugen geprüft werden solle, sagte Gerichtssprecher Kai Wantzen. Mit der Staatsanwaltschaft sei diese Frage aber nicht geklärt worden.
Showreif war auch Schwensens Abgang: Mit seinem Anwalt stieg er in einen dunklen Rolls Royce Phantom und ließ sich von einem Chauffeur davonfahren. Die letzte Frage, ob er jetzt einen Führerschein habe, beantwortete Schwensen übrigens nicht. Ob es noch in diesem Jahr zu einem neuen Verfahrenstermin kommt, steht noch nicht fest.