Hamburg. SPD und Grüne klopfen sich auf die Schultern – der Ausbau zur Fahrradstadt geht voran. Verleihsystem Stadtrad meldet Rekordzahlen.

Hamburg hat nach Darstellung von SPD und Grünen im vergangenen Jahr 45 Kilometer Radstrecke neu gebaut. Das ist deutlich mehr als 2015, als 33 Kilometer neue Radstrecken fertiggestellt wurden. Das gesamte Radnetz der Hansestadt umfasst rund 1800 Kilometer.

„Wir haben schon jetzt die Zielmarke von 50 Kilometern neuer Radstrecken im Jahr nahezu erreicht, obwohl wir erst im Sommer des vergangenen Jahres das Bündnis für den Radverkehr geschlossen haben“, sagte Anjes Tjarks, Vorsitzender der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanz.

Rekord bei Verleihsystem StadtRAD

Stolz sind SPD und Grüne auch auf die Entwicklung des Fahrradverleihsystem Stadtrad. Im vergangenen Jahr sei erstmals mehr als drei Millionen Mal ein Fahrrad des Systems ausgeliehen worden. Zudem habe das Stadtrad 2016 knapp 70.000 neue Kunden gewonnen. Damit werde das Angebot derzeit von mehr als 400.000 Menschen genutzt, sagte Tjarks.

Stadtrad wurden 2009 geschaffen. An den mittlerweile mehr als 200 Stationen stehen insgesamt 2.450 Fahrräder bereit. Die Rückgabe ist an jeder beliebigen Station möglich. Die erste halbe Stunde Ausleihe ist für die Nutzer kostenlos. Danach fällt eine Gebühr von acht Cent pro Minute an. HVV-Abokarteninhaber und BahnCard-Kunden zahlen sechs Cent je Minute. Der Höchstpreis pro Tag beträgt 12 Euro, er wird nach 3 Stunden erreicht.

Hamburg will 14 Velorouten fertigstellen

Der rot-grüne Senat hat es sich zum Ziel gesetzt, Hamburg zu einer Fahrradstadt zu entwickeln. Bis zum Jahr 2020 sollen die 14 Velorouten mit einer Gesamtlänge von 280 Kilometern fertiggestellt werden. Ziel ist, jährlich 50 Kilometer Radverkehrsanlagen neu zu bauen. 150 Kilometer sind bereits fertig.

Tjarks sprach sich für mehr Kontrollen auf den Straßen Hamburgs aus. Ziel müsse ein „regelkonformes Verhalten“ aller Verkehrsteilnehmer sein. Allerdings erinnerte der Grünen-Politiker auch an den Paragrafen 1 der Straßenverkehrsordnung, an gegenseitige Rücksichtnahme.

SPD: Fahrrad und ÖPNV besser verzahnen

Nach den Worten von Lars Pochnicht (SPD) wurden im vergangenen Jahr in Hamburg rund 30 Millionen Euro für den Radverkehr ausgegeben. Zum Vergleich: Für die Sanierung von Straßen stellt der rot-grüne Senat pro Jahr rund 70 Millionen Euro zur Verfügung. Pochnicht betonte, wichtig sei es, den Fahrrad- besser als bisher mit dem öffentlichen Nahverkehr zu verzahnen. In diesem Jahr würden an den Haltenstellen von U- und S-Bahn bis zu 2000 neue Abstellplätze für Fahrräder geschaffen.

Erst vor wenigen Tagen waren die Ergebnisse des „Fahrradklima-Test“ des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) bekannt geworden. Danach landete Hamburg in der Kategorie Städte mit mehr als 200.000 Anwohnern wieder auf einem der hinteren Plätze. Bei der Umfrage bekam die Hansestadt eine Gesamtbewertung von 4,2. Damit erreichte sie den Platz 31 von insgesamt 39 Städten dieser Gruppe. Beim vorherigen Klimatest 2014 lag Hamburg aber noch weiter hinten auf Rang 35.

Bei der Online-Umfrage haben sich dem ADFC zufolge mehr als 120.000 Bürger in 500 Städten beteiligt. Die Umfrage ist nach strengen statistischen Maßstäben aber nicht repräsentativ. Der ADFC selbst wertet das Ergebnis als „Kundenbarometer“ der Radfahrer in Deutschland. Rund 2244 Hamburger hatten laut ADFC an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Besonders schlecht schnitt die Hansestadt erneut bei Fragen nach dem Stellenwert des Radverkehrs sowie Sicherheit und Komfort beim Radfahren ab.