Hamburg. Die Erfinder des Amphibien-Fahrzeugs starten mit einer neuen Geschäftsidee durch. Dieses Mal geht es um ganz besondere Fahrräder.

Ein kurzer Tritt rückwärts in die Pedalen, dann einen kräftigen vorwärts – und schon legt man ab vom Steg und kann Kurs auf die vielen Verzweigungen der Alster und ihrer Kanäle nehmen. Schiller Bikes – so heißt die neue Attraktion, mit der man sich seit dem heutigen Freitag auf dem beliebten Gewässer fortbewegen kann.

Das Unternehmen, das dahinter steckt, nennt sich AlsterRadler und gehört Fred Franken und Jan Peter Mahlstedt. Die beiden Macher des erfolgreichen Hamburger Amphibien-Fahrzeugs auf der Elbe, dem Riverbus, sind dabei dem Wasser treu geblieben. Und auch dem Tourismus- und Ausflugsgeschäft. „Es macht uns stolz, dass wir mit den Wasserfahrrädern ein in Deutschland bislang einmaliges Angebot schaffen konnten“, sagt Fred Franken.

Eine Stunde auf dem Wasser kostet 23 Euro

Mit ihren Schiller Bikes aus den USA verleihen sie jetzt eine Mischung aus Katamaran und Fahrrad, mit dem man die Hamburger Gewässer auf eine ganz neue Art erkunden kann. Heimathafen ist die Steganlage „Der Anleger“ am Deelbögenkamp 2 unweit der U-Bahnstation Lattenkamp. Ganz ähnlich wie bei einem Kanuverleih kann man sich dort nun ein solches Gefährt leihen und losschippern – oder eben radeln. Eine Stunde kostet 23 Euro.

Auch geführte Touren oder einen Bringservice zu anderen Gewässern in der Region gibt es. Geführte Touren kosten 49 Euro pro Person (etwa 90 Minuten). Angeboten werden eine Morgen- eine Mittags- und eine Nachmittagstour. Dabei geht es raus auf die Eppendorfer Kanäle, später auf die Alster.

Wer zum ersten Mal auf ein solches Fahrrad-Boot steigt, dürfte zunächst über die hohe Stabilität erstaunt sein. Selbst wenn man nur auf einem der Schwimmer steht, kippt hier nichts. Technisches Highlight des Ganzen: Eine Art flexible Kardanwelle, die die Kraft der Pedale auf eine klappbare Propellerschraube überträgt. „Da hat man Power wie bei einem kleinen Außenborder“, verspricht Mahlstedt zu Beginn der Testfahrt.

Gefährt lässt sich auch rückwärts manövrieren

Und tatsächlich: Mit kräftigem Tritt schiebt der Propeller flott vorwärts, sogar eine kleine Bugwelle wird dabei erzeugt. Der harte Tritt macht sich aber auch bald im Oberschenkelmuskel bemerkbar – ebenso wie auf einem richtigen Fahrrad. Viel schöner aber ist es, sich auf dem pittoresken Flusslauf gemütlich fortubewegen. Wenn schon Fahrradstadt, dann auch auf dem Wasser.

Auch das Lenken funktioniert wie auf einem Fahrrad, einfach den Lenker nach rechts drehen und das Tretboot fährt nach rechts. Mit einem vorsichtigen Rückwärtstritt wird gebremst und man kann so sogar rückwärts manövrieren – um eine besonders enge Kurve zu drehen.

Ehefrau kam auf die Idee der Schiller Bikes

Wer Fahrradfahren gewohnt ist, dürften mit diesen Wasserfahrrädern kein Problem haben. Einzige Voraussetzung: Mieter müssen volljährig und größer als 1,50 Meter sein. Und mehr als 136 Kilogramm sollte man auch nicht auf die Waage bringe – denn sonst wird aus dem Schiller Bike bald ein „U-Bike“.

Auf die Idee zu diesem besonderen Wasserfahrzeug ist übrigens Martina Franken, die Ehefrau von Firmengründer Franken, gekommen. Sie hatte einen TV-Bericht über die kleine Firma „Schiller-Bikes“ bei San Francisco gesehen. Dort wurden die Wasserräder entwickelt: Leichte Materialien wie Carbon und moderne Fahrradtechnik wurden dabei genutzt. Die aufblasbaren Schwimmer lassen sich leicht demontieren, so dass ein solches Gerät sich eben ähnlich wie ein Fahrrad auch mit dem Auto transportieren lässt und in wenigen Minuten aufgebaut ist.

Zwölf Schiller Bikes haben Franken und Mahlstedt nun zunächst im Einsatz. Zugleich sind sie Deutschland-Generalimporteur dafür. Allerdings haben die Radelboote auch ihren Preis und sind je nach Ausstattung ab 5099 Euro zu haben.

Erste Fahrt mit dem Riverbus