Hamburg . Firmen aus der Metropolregion bringen viele Innovationen in den Markt. Wir erzählen die Geschichte dahinter. Heute: Nivea-Sonnencreme.
Einen Kittel trägt sie selten. Eigentlich fast nie. Meistens läuft sie im T-Shirt herum. Oder einer kurzärmeligen Bluse. Selbst im Winter. Damit ihre Arme frei sind, damit sie jederzeit an die Haut kommt. Um sich einzucremen. Um zu testen, ob eine Sonnencreme gut einzieht, sich leicht verteilen lässt und angenehm riecht.
Sie – das ist Lara Terstegen, 48, Leiterin des Entwicklungslabors für Sonnenpflege bei Beiersdorf und als solche mitverantwortlich für die neuen Nivea-Sonnencremes mit Kleidungsschutz. Dieser Fleckenschutzkomplex soll das Entstehen der typischen gelben Sonnencreme-Flecken auf der Kleidung verhindern. Eine bahnbrechende Innovation, verspricht Beiersdorf. Mehr als fünf Jahre hat es gedauert, bis die Experten die Ursache der Flecken erkannt und ein Gegenmittel entwickelt hatten.
2500 Labortests durchgeführt
Fünf Jahre – das heißt: 10.000 Stunden, 2500 Labortests, 1000 Stoffproben, 160 Substanzen und unzählige Tests auf der eigenen Haut. „Am Anfang haben wir erst einmal alles an uns selbst getestet – und dabei diverse Shirts und Laborkittel beschmiert, um die typischen gelben Flecken zu erzeugen“, sagt Lara Terstegen und erzählt, wie sie die Sachen danach bei unterschiedlichen Temperaturen und mit verschiedenen Waschmitteln in der Maschine für die Laborkittel gewaschen haben.
Mit überraschenden Erkenntnissen: Die Forscher stellten fest, dass die Sonnencreme-Flecken nach Waschvorgängen an Montagen immer besonders gelb waren – nach Waschvorgängen an Freitagen hingegen kaum auffielen. Was mysteriös klingt, lässt sich leicht erklären – für die Experten zumindest: „Da das Wasser übers Wochenende in den Rohren steht, sind montags besonders viele Kupfer- und Eisen-Ionen im Wasser. Wenn sich diese mit dem UV-Filter der Sonnencreme verbinden, kommt es verstärkt zu gelben Flecken.“
1,2 Sonnenschutz-Produkte kauft ein Konsument – jährlich
Wie bitte? Lara Terstegen lacht und erklärt, was es mit den Flecken genau auf sich hat: „UV-Filter schützen die Haut vor gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen. Durch eine chemische Reaktion mit Metall-Ionen, die im Leitungswasser sind, kommt es zu den gelben Flecken. Das ist sozusagen eine Nebenwirkung der UV-Filter.“
Genau dieses Problem soll jetzt durch zwei neue Inhaltsstoffe in den Sonnencreme-Produkten verhindert werden, die erst beim Waschen aktiviert werden: „Die eine Substanz zieht die Metall-Ionen wie ein Magnet aus dem Leitungswasser, die andere dient als alternative Andockstation für die spezifischen UV-Filter“, sagt Lara Terstegen.
Bei der Entwicklung arbeitete Nivea eng mit den Hohenstein Instituten zusammen, einem zertifizierten Prüflabor für die Erforschung von Textilien. Es bestätigte die Wirksamkeit des Fleckenschutzes. Angesichts dieser Ergebnisse erwartet man bei Beiersdorf jetzt, dass die eigene Neuentwicklung den Markt für Sonnenschutzmittel grundlegend verändern wird – und Niveas Marktführerschaft in ihm stärkt.
50 Millionen Sonnenschutz-Artikel pro Jahr
Die Hamburger, die für den europäischen Markt rund 50 Millionen Sonnenschutz-Artikel pro Jahr produzieren, sind auf solche Innovationen angewiesen, denn die Konkurrenz ist groß. Immer mehr Discounter und Drogerien haben eigene Sonnenschutz-Produkte im Sortiment und kämpfen mit vergleichsweise günstigen Preisen um die Käufer. Das Problem: Im Durchschnitt kauft ein Konsument nur 1,2 Sonnenschutzprodukte pro Jahr. Um in diesem harten Wettbewerb mit No-Name-Produkten bestehen zu können, setzt Beiersdorf auf die kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Produkte. Allein 2016 investierte der DAX-Konzern 188 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.
Die promovierte Biologin Lara Terstegen arbeitet in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung derzeit bereits daran, den Fleckenschutz auf weitere Nivea-Produkte zu übertragen – und die Technologie weiter zu entwickeln. Bis es so weit ist, wird Lara Terstegen weiter unermüdlich cremen – und im Shirt herumlaufen.
Test: Der Fleck ist weg – bei anderen Cremes aber auch
Das Produkt: Derzeit gibt es in der dunkelblauen Linie Nivea Sun Schutz & Pflege 14 Produkte mit Fleckenschutz – von der klassischen Sonnenmilch bis zum Sonnen-Roller für Kinder, von Lichtschutzfaktor 10 bis Faktor 50+. Die Produkte sind an dem stilisierten T-Shirt auf der Flasche zu erkennen. Bereits mehr als 50 Prozent des gesamten Nivea Sun Sortiments weltweit beinhalten den neuen Fleckenschutz.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Die Sonnencreme mit Fleckenschutz ist nicht teurer als andere Nivea-Sonnenprodukte, kostet aber mehr als eine Sonnencreme vom Discounter. Die unverbindliche Preisempfehlung für eine Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor (LSF) 10 liegt bei 6,99 Euro für 250 Milliliter, für eine Sonnenmilch mit LSF 50+ bei 12,49 Euro und für ein Spray mit LSF 50+ bei 12,99 Euro. Die Sonnencreme mit Fleckenschutzfunktion gibt es überall dort, wo sonst auch Nivea-Sonnenschutz erhältlich ist.
Die Wirkung: Zu Flecken kann es nach wie vor kommen. Vor allem bei einem sehr hohen Lichtschutzfaktor können nach Herstellerangaben kleine Rückstände bleiben. Unsere Erfahrung: verblüffend! Nach dem Waschen ist tatsächlich kaum etwas zu sehen. Wenn wir die Stelle nicht vorher mit einem Kugelschreiber auf dem Shirt markiert hätten, würde sie gar nicht auffallen. So sieht man eine minimale Farbabweichung. Aber: Auch bei zwei von drei anderen Sonnencremes, mit denen wir das T-Shirt zum Vergleich eingeschmiert haben, hinterlassen kaum Flecken. Zu schmierigen, gelben Verfärbungen, die man sonst oft nach dem Sonnenbad hat, kommt es bei keinem der Produkte.
Fazit: Sonnencreme mit Fleckenschutz ist eine prima Sache – vor allem wenn man kleine Kinder hat, die ständig eingecremt werden müssen und alles beschmieren. Wenn man aber im schwarzen Bikini oder einer alten Badehose am Strand liegt, reicht auch eine Creme ohne Fleckenschutz. Das Abendblatt-Testurteil: 3,5 Sterne
---------------------------------
Lesen Sie am 30. Mai: Neue Grill-Saucen von Kühne.
Alle bisherigen Tests finden Sie unter www.abendblatt.de/testserie