Hamburg. Verschärfte Regeln in Hamburgs Bädern: Aufkleber über Kameralinsen sollen verhindern, dass unbeteiligte Gäste aufgenommen werden.
Das Selfie im Freibad ist mit dem Smartphone schnell gemacht – und landet häufig direkt im Internet bei Facebook oder Instagram. Doch mit hoher Wahrscheinlichkeit sind bei einem solchen Schnappschuss auch fremde – nur leicht bekleidete – Badegäste mit im Bild. Die bekommen mitunter gar nicht mit, dass sie fotografiert wurden. Um die Privatsphäre ihrer Badegäste zu schützen, verbieten deshalb immer mehr Schwimmbäder ihren Gästen das Fotografieren komplett. Der städtische Betreiber Bäderland hat im vergangenen Jahr das Verbot in seinem Hausrecht verschärft – und testet nun eine weitere Maßnahme: Handy-Aufkleber.
Pünktlich zum Start der Freibad-Saison an diesem Freitag erhalten Badegäste vom 1. Juni an kleine runde Sticker, die sie auf die Kameralinse ihres Smartphones kleben sollen. „Es geht in erster Linie darum, die Menschen zu sensibilisieren“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. „Mit der Handy-Kamera fällt das Fotografieren nicht mehr so auf wie früher mit dem Fotoapparat.“
Testphase in einigen Hamburger Bädern
Immer wieder tauchten Bilder von unbeteiligten Badegästen in den sozialen Netzwerken auf. Das sei vielen Urhebern oftmals gar nicht bewusst. Andere machten hingegen gezielt heimliche Aufnahmen von Fremden. „Mit den Aufklebern wollen wir den Badegästen die Sorge nehmen, unbemerkt fotografiert zu werden“, sagt Dietel.
Die Handy-Sticker sollen unter anderem an den Kassen und im Saunabereich der Schwimmbäder ausgegeben werden. Die Gäste können sich dann freiwillig an Spendern bedienen. Getestet werden die Aufkleber zunächst im Hallenbad Bramfeld, der Alster-Schwimmhalle, im MidSommerland in Harburg und im Festland in Altona.
„Dabei handelt es sich um sehr unterschiedliche Bäder mit verschiedenen Angeboten. Je nach Erfahrung wollen wir die Sticker dann in allen Bädern einführen“, sagt Dietel.
Sticker in Österreich gut aufgenommen
Erfahrungen aus Österreich hätten bereits gezeigt, dass die Smartphone-Sticker von Badegästen positiv aufgenommen würden. Als eines der ersten deutschen Schwimmbäder hat die Salztherme Salü in Lüneburg die Aufkleber eingeführt. Dort werden sie bereits seit vergangenem Sommer verteilt. Bei den Gästen komme die Maßnahme gut an. „Einige sind zunächst enttäuscht, dass sie ihr Baby beim Planschen nicht fotografieren können“, sagt eine Sprecherin. „Sie zeigen aber sofort Verständnis, wenn wir ihnen die Gründe erklären.“
Auch im Erlebnisbad Arriba in Norderstedt ist das Fotografieren und Filmen nicht gestattet. Wer sein Kind etwa bei der Geburtstagsfeier fotografieren wolle, könne dies im Eingangsbereich tun. „Dort ist das Fotografieren in Ordnung, solange keine fremden Kinder im Bild sind“, sagt Sprecherin Anja Tschiharz.
Die Smartphone-Sticker sind für den Betreiber allerdings keine Option. „Bei 4000 bis 5000 Gästen täglich ist die Maßnahme logistisch nicht umsetzbar“, sagt Anja Tschiharz. Zu aufwendig sei die Kontrolle. Deshalb müssten Badegäste ganz auf Handy, Tablet und Kamera verzichten. Bei Nichtbeachtung gebe es eine Verwarnung, im schlimmsten Fall drohe das Hausverbot.
Einhaltung des Verbots schwer zu überprüfen
Im Freibad Duvenstedt dürfen die Badegäste ihr Handy zwar zum Schwimmen mitnehmen. Doch ist auch hier das Fotografieren untersagt. „Nur wenn wir gefragt werden und klar erkennbar keine weiteren Gäste im Hintergrund sind, ist das Fotografieren in Ordnung“, sagt Vereinsvorstand Claus Ludat.
Er hält die Handy-Sticker für eine sinnvolle Lösung, die es künftig auch im Freibad Duvenstedt geben könnte. „Wenn die Aufkleber bei Bäderland allgemein eingeführt werden, würden auch wir die Maßnahme unterstützen“, sagt Ludat. Doch auch er verweist darauf, dass eine Einhaltung des Foto-Verbots nur schwer zu überprüfen sei.
Das weiß auch Bäderland-Sprecher Dietel. „Eine lückenlose Kontrolle ist nicht möglich.“ Zwar seien die Bademeister angehalten, auf Verstöße zu achten. Doch die wichtigste Aufgabe am Beckenrand sei immer noch, auf die Sicherheit im Wasser zu achten.