Hamburg. 97 Nachwuchskräfte im Rathaus vereidigt. Bis 2021 sollen 200 Beamte zusätzlich eingestellt werden.

Als die 97 Nachwuchs-Feuerwehrmänner in perfekt sitzenden Uniformen und mit geputzten Schuhen für das Gruppenbild geschlossen aus dem Großen Festsaal im Rathaus marschieren, wirkt Feuerwehrchef Klaus Maurer sichtlich zufrieden. Es ist ein imposanter Zug, der am Mittwochmorgen nach draußen drängt – ein Bild, das Maurer in den kommenden Jahren nur allzu gern wiedersehen würde. Denn genug neue Feuerwehrleute kann es aktuell gar nicht geben.

Die Feuerwehr soll bis zum Jahr 2021 – nach Abzug aller (pensionsbedingten) Abgänge – 200 Beamte zusätzlich in den Dienst bringen. Sie soll spürbar wachsen, wie Innensenator Andy Grote (SPD) bereits im Vorjahr ankündigte. Das Problem: Schon jetzt ist die Hälfte der 2400 Beamten im feuerwehrtechnischen Dienst älter als 45 Jahre. Und mit 60 Jahren gehen Feuerwehrleute in den Ruhestand.

Um das Ziel von 200 plus zu erreichen, muss die Feuerwehr also jedes Jahr 120 Leute neu einstellen – 40 mehr als ursprünglich geplant. Doch zuletzt lief es aus personaltechnischer Sicht nicht allzu rund. Weil sich nicht genügend geeignete Bewerber fanden, musste in diesem Jahr – trotz aufwendiger Werbekampagne – ein Lehrgang sogar komplett gestrichen werden.

Mangel an weiblichem Personal

Geht es nach der Feuerwehr, ist die Personalmisere bald Makulatur. Denn sie will von ihrem Mantra abrücken, dass der 18-monatigen Ausbildung zum Brandmeister eine handwerkliche Lehre vorangehen muss. Stattdessen will sie eine Ausbildung zum Feuerwehrmann inklusive Handwerkslehre selbst anbieten. Sie kann die Bewerber dann schon in der Schule rekrutieren. „Wir befinden uns in sehr konkreten Gesprächen“, sagte Feuerwehrchef Maurer dem Abendblatt. Laufe alles gut, könne das neue Konzept schon zum 1. Februar 2018 umgesetzt werden. Ansonsten werde der neue Lehrgang spätestens im August 2018 starten.

Was bleibt, ist ein Mangel an weiblichem Personal. Unter den am Mittwoch vereidigten Feuerwehrleuten war nicht eine Frau. Von den wenigen Frauen, die sich bewerben, überstünden viele das körperlich anspruchsvolle Auswahlverfahren nicht, hieß es. Und bisher denkt die Feuerwehr nicht daran, das Niveau ihres Sporttests abzusenken.

Gehalt von 2200 Euro im Monat

Die (angehenden) Brandmeister, die vor Grote ihren Diensteid abgelegt haben, sind also alle männlich und zwischen 21 und 45 Jahre alt. 21 von ihnen haben Abitur, 52 einen Realschul-, 14 einen Hauptschulabschluss und zehn die Fachhochschulreife. Sie haben ihre Wurzeln überwiegend in Deutschland, aber auch in Österreich, Frankreich, Dänemark, Serbien, Spanien und im Iran. Als Brandmeister-Anwärter verdienen sie monatlich rund 2200 Euro. Nach der Ausbildung sind es 250 Euro mehr.

Wie wichtig der Beruf ist, für das Gemeinwesen, für die Stadt, daran ließen Feuerwehrchef Maurer und Innensenator Grote während der Zeremonie im Großen Festsaal keinen Zweifel. Ein Beruf, der sicherlich zu den „schönsten und angesehensten“ gehöre, so Maurer. Der aber auch die Pflicht mit sich bringe, „das eigene Leben gegebenenfalls in die Waagschale zu werfen“. Hinzu kämen mitunter psychische Belastungen als Folge des Erlebten.

Unkündbare Stellung

Allerdings habe der Job neben einer unkündbaren Stellung auch andere Vorteile, wie ein frisch vereidigter Brandmeister hervorhob. So habe man bei zwei 24-Stunden-Schichten dafür den Rest der Woche frei und damit die Möglichkeit und die Zeit, die Kinder aufwachsen zu sehen. Über zu wenig Arbeit kann sich die Feuerwehr allerdings nicht beschweren. 286.000-mal wurde sie im vergangenen Jahr alarmiert – weit überwiegend zu rettungsdienstlichen Einsätzen.