Hamburg. In einem Brief wehren sich internationale G20-Kritiker gegen Vorurteile. Indes gründen 30 Stiftungen eine Milliarden-Dollar-Allianz.

Sie reisen aus fast allen Erdteilen an – und sie wollen mit Respekt kommen. G20-Gegner aus zahlreichen Ländern wehren sich in einem offenen Brief an die Hamburger Bevölkerung vor einer Vorverurteilung als „Störenfriede“ und „Krawallmacher“.

„Wir werden die Stadt und ihre Aktivitäten respektieren, weil wir uns wirklich freuen nach Hamburg zu kommen“, heißt es in dem von multinationalen Aktivisten aus Argentinien, Irland, Frankreich, Südafrika und Italien unterzeichneten Schreiben der Gruppe „NOG20 International“.

Protestler wollen Hamburgern "die Hand reichen"

Politik und Medien wollten den Hamburgern oft Angst machen, indem sie die Aktivisten als „Störenfriede“ und „Krawallmacher“ bezeichneten. „Mit diesem Brief wollen wir euch aber die Hand reichen“, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben.

Die Autoren betonen in dem Brief Gemeinsamkeiten zwischen Hamburgs Bürgern und den Aktivisten aus aller Welt, sei es die Ablehnung des Rechtsextremismus, von Waffenexporten oder der Umweltzerstörung. Sie verweisen auf Großdemonstrationen etwa in Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und auch Frankreich.

G20-Staaten würden Demonstranten stumm halten wollen

„Die Regierungen von Hamburg, Deutschland und den mächtigen G20 Staaten würden uns gerne verstummen lassen und uns aus der Öffentlichkeit verbannen, damit sie sich nicht anhören müssen, wie viele und wie laut wir sind und dass sie uns nicht repräsentieren; weder in Afrika, in Europa, in Amerika oder wo auch immer in der Welt“, betonen die Autoren.

Die auf dem Gipfel am 7. und 8. Juli verhandelte Politik seien die gleichen, „die unsere Städte in Spielwiesen für profitorientierte Immobilien- und Finanzspekulation verwandeln“. Sie seien die wahren Eindringlinge und Zerstörer der Städte, vor denen man sich schützen müsse. „Deshalb bitten wir euch, eure Stadt für uns zu öffnen und keine Angst vor uns zu haben.“

Wie viele internationale Kritiker anreisen, weiß noch niemand

Eine der Unterzeichnerinnen ist Corinna Genschel, Mitarbeiterin der Fraktion die Linke im Bundestag und bei deren Kontaktstelle Soziale Bewegung tätig. Sie sagt, das internationale Interesse am Gipfel in Hamburg sei "unglaublich groß". Wie viele internationaler G20-Kritiker anreisen werden, sei zum jetzigen Zeitpunkt aber schwer abzuschätzen.

"Es wird in jedem Fall ein sehr breites Spektrum sein", so Genschel. Das zeige allein die Bandbreite des Bündnisses auf der gemeinsamen Protestplattform. Letztlich werde die Teilnehmerzahl in Hamburg auch von der Tatsache entscheiden, wie viele Übernachtungsmöglichkeiten es gebe.

Zweistelliger Milliarden-Dollar-Betrag für Energiewende

Indes haben sich mehr als 30 Stiftungen aus acht Ländern, darunter auch die Hamburger Michael-Otto-Stiftung, mit einem zweistelligen Milliarden-Dollar-Kapital für den G20-Gipfel zu einer Allianz für Klimaschutz und einer globalen Energiewende zusammengeschlossen.

Auch Michael Otto (hier mit Ehefrau Christl) beteiligt sich mit seiner Stiftung an der Klimaschutz-Allianz
Auch Michael Otto (hier mit Ehefrau Christl) beteiligt sich mit seiner Stiftung an der Klimaschutz-Allianz © Andreas Laible | Andreas Laible

Die „Foundations-Plattform“ (F20) verstehe sich als Brücke zwischen den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern, der Privat- und Finanzwirtschaft sowie der Zivilgesellschaft, teilte der Zusammenschluss am Mittwoch anlässlich des Deutschen Stiftungstags in Osnabrück mit.

Auch Otto-Stiftung ist Teil der solventen Allianz

Ziel der Plattform sei, die Umsetzung der Agenda 2030, Klimaschutzprojekte und den Ausbau von Erneuerbaren Energien voranzubringen und die starke Rolle von zivilgesellschaftlichen Organisationen zu betonen. Zu den Unterstützern zählten unter anderem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Stiftung Mercator, bereits erwähnte Michael-Otto-Stiftung, die European Climate Foundation und der World Wide Fund For Nature (WWF).

Den Angaben zufolge ist am 4. Juli – drei Tage vor dem Hamburger G20-Gipfel – im Rathaus die zentrale Veranstaltung der Stiftungsplattform geplant. Geladen seien rund 600 Vertreter aus Wirtschaft, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Mit 1266 Stiftungen gilt Hamburg als deutsche Stifungshauptstadt.