Hamburg. Zentrale Kreuzung an der Max-Brauer-Allee unterspült. Autofahrer und Busse betroffen. Reparatur könnte Wochen dauern.

Die Techniker von Hamburg Wasser sehen das Alarmsignal gegen 4.35 Uhr am Montagmorgen. Druckabfall in einer wichtigen Hauptleitung unter der Kreuzung Max-Brauer-Allee/Holstenstraße. Wasser bricht aus dem Rohr, unterspült die Straßen auf mehreren Metern Fläche. Der Asphalt wird hochgedrückt, es bilden sich lange Risse, ähnlich wie bei einem Erdbeben. Der offenbar durch Materialermüdung entstandene Schaden könnte noch wochenlang für Verkehrschaos sorgen.

Die Polizei sperrt die zentrale Kreuzung in Altona am Montag sofort ab. Betroffen sind die Holstenstraße zwischen Holstenplatz und Thadenstraße sowie die Max-Brauer-Allee zwischen Stresemannstraße und Eggerstedtstraße. In diesen Abschnitten sind die Straßen jeweils in beide Richtungen gesperrt – bis auf eine Ausnahme: Vom Bahnhof Altona aus kann man die Max-Brauer-Allee bis zur Holstenstraße befahren und dort rechts abbiegen. Dennoch ist eine der Hauptverkehrsadern in den Hamburger Westen praktisch blockiert.

Die Sperrung trifft den Berufsverkehr hart: Bereits um sieben Uhr stockt der Verkehr auch auf den Ausweichstrecken Stresemannstraße und Königsstraße massiv. Für den Berufsverkehr am Abend wurden in der städtischen Verkehrsleitzentrale weitere Verzögerungen befürchtet.

Fahrgäste im ÖPN von Sperrung kalt erwischt

Auch der Nahverkehr ist stark betroffen: Die Hochbahn meldet entsprechende Einschränkungen auf den Linien 20, 25, 37, 111, 112, 183 und 283. Die Busse fahren unregelmäßig und werden teilweise umgeleitet. Vier Stunden nach dem Rohrbruch ist die Lage am Montag noch unübersichtlich, wie Fahrgäste berichten.

„Ich stand mit vielen anderen am Busbahnhof und die Anzeigetafel sprang wild hin und her. Der Bus komme in fünf Minuten, dann wieder in drei Minuten, dann nochmal acht Minuten später, ohne jede weitere Ansage“, erzählt eine Passagierin dem Abendblatt. „Anzeigetafeln sind doch dafür da, die Fahrgäste auch richtig zu informieren.“ Nach einer Dreiviertelstunde habe sie aufgegeben und sich einen anderen Weg in Richtung Innenstadt gesucht. Eine Sprecherin der Hochbahn sagt, es wurde so schnell wie möglich auf den Rohrbruch in Altona reagiert. Sie rät, die Schnellbahnen zu nutzen.

Diese Buslinien werden wohl bis 26. Mai umgeleitet:

Die Linien 20 und 25 in Richtung Bahnhof Altona fahren den Linienweg auf der Alsenstraße und werden dann umgeleitet über Augustenburger Straße, Kaltenkirchener Straße, Harkortstraße, Julius-Leber-Straße bis zur Max-Brauer-Allee.

In Richtung S Holstenstraße fahren die Linien 20 und 25 den Linienweg auf der Max-Brauer-Allee und werden dann über die Julius-Leber-Straße, Harkortstraße, Stresemannstraße, Holstenstraße bis zum Holstenplatz umgeleitet.

Die Linien 183 und 283 fahren in Richtung Bahnhof Altona den Linienweg auf der Kieler Straße und werden dann über die Augustenburger Straße, Kaltenkirchener Straße, Harkortstraße, Julius-Leber-Straße und die Max-Brauer-Allee umgeleitet.

In Richtung S Holstenstraße fahren die Linien 183 und 283 den Linienweg auf der Max-Brauer-Allee und werden dann über die Julius-Leber-Straße, Harkortstraße, Stresemannstraße, den Holstenplatz bis zur Holstenstraße umgeleitet.

Wasser unterspült die Max-Brauer-Allee nach Rohrbruch

Die Absperrung an der Kreuzung Max-Brauer-Allee und Holstenstraße am Montagmittag
Die Absperrung an der Kreuzung Max-Brauer-Allee und Holstenstraße am Montagmittag © Roland Magunia | Roland Magunia
Hier geht für Autos und Busse erstmals nichts mehr
Hier geht für Autos und Busse erstmals nichts mehr © dpa | Bodo Marks
Am Montagmorgen ist eine Hauptwasserleitung unter der Max-Brauer-Allee gebrochen
Am Montagmorgen ist eine Hauptwasserleitung unter der Max-Brauer-Allee gebrochen © dpa | Bodo Marks
Die Leitung ist nach Angaben von Hamburg Wasser rund 40 Jahre alt
Die Leitung ist nach Angaben von Hamburg Wasser rund 40 Jahre alt © HA | Peter Wenig
Eine Baufirma begann mit den Arbeiten an der Bruchstelle
Eine Baufirma begann mit den Arbeiten an der Bruchstelle © Roland Magunia | Roland Magunia
Ein Blitzer wird für die anstehenden Bauarbeiten entfernt
Ein Blitzer wird für die anstehenden Bauarbeiten entfernt © dpa | Bodo Marks
Die Reparatur könnte Wochen andauern
Die Reparatur könnte Wochen andauern © HA | Roland Magunia
Aufgrund des Wasserrohrbruchs droht Altona ein Verkehrschaos in den nächsten zwei Wochen
Aufgrund des Wasserrohrbruchs droht Altona ein Verkehrschaos in den nächsten zwei Wochen © HA/Jakob Drechsler
Hamburg Wasser untersucht den betroffenen Bereich
Hamburg Wasser untersucht den betroffenen Bereich © HA | Peter Wenig
Die Kreuzung Max-Brauer-Allee/Holstenstraße musste bis auf Weiteres gesperrt bleiben
Die Kreuzung Max-Brauer-Allee/Holstenstraße musste bis auf Weiteres gesperrt bleiben © HA | Peter Wenig
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Hochbahn richtet neue Bus-Ringlinie ein

Um den nicht bedienten Teil im Bereich Max-Brauer-Allee und Holstenstraße an den Bahnhof Altona anzubinden, richtet die Hochbahn zusätzlich eine Bus-Ringlinie ein: Die Linie 483 fährt ab Bahnhof Altona über die Max-Brauer-Allee – Holstenstraße – Königstraße – Mörckenstraße – Virchowstraße – Große Bergstraße – Max-Brauer-Allee – Bahnhof Altona. Die Linie 483 wird ebenfalls zunächst für zwei Wochen eingesetzt.

Hamburg Wasser schaltet am Montag eine Baufirma ein. Da der Asphalt hochgedrückt wurde, muss nun durch Bohrungen festgestellt werden, wie verdichtet der Fahrbahnuntergrund ist. Die Polizei teilt mit, dass die Beseitigung der Schäden bis zu zwei Wochen dauern könnte – eine genaue Prognose sei aber nicht möglich. „Wir sind dabei, das Ausmaß der Schäden zu sondieren“, sagt Sabrina Schmalz, Sprecherin von Hamburg Wasser.

Gebrochene Hauptleitung ist 40 Jahre alt

Bei dem gebrochenen Rohr handelt es sich um eine Hauptleitung mit 600 Zentimeter Durchmesser. Sie stammt aus dem Jahr 1977 und entspricht damit etwa dem Altersdurchschnitt der Leitungen im insgesamt 5300 Kilometer langen Wasserversorgungsnetz in Hamburg. „Die Wasserversorgung der Anwohner ist durch den Rohrbruch nicht beeinträchtigt“, versichert die Sprecherin von Hamburg Wasser. Es seien keine Haushalte an die großen Verteilungsleitungen angeschlossen.

Als Grund für den Rohrbruch wird Materialermüdung vermutet, möglicherweise im Zusammenhang mit dem hohen Druck durch den Verkehr auf der stark befahrenen Kreuzung. Täglich wird die Max-Brauer-Allee von 30.000 Fahrzeugen genutzt, davon etwa 1700 Schwerlastwagen. Auch Unfälle mit Baugeräten und der Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter kann zu Wasserrohrbrüchen führen.

Zustand der Leitungen nicht immer bekannt

Im Schnitt sind die Versorgungsleitungen in Hamburg 40 Jahre alt, teils auch deutlich älter als 50 Jahre. Die Zahl der Wasserrohrbrüche hat sich in den vergangenen 20 Jahren jedoch halbiert – zuletzt wurden 484 Fälle im Jahr gezählt, der Großteil davon ohne Auswirkungen auf den Straßenverkehr. Der folgenschwerste Wasserrohrbruch der vergangenen Jahr ereignete sich vor drei Jahren, als die Gärtnerstraße in Eimsbüttel großflächig unterspült wurde.

Der Wasserversorger betont, es lasse sich nicht exakt vorhersagen, wann eine Trinkwasserleitung bruchgefährdet sein wird. Trotz Metalluntersuchungen und statistischen Modellen sind die Erkenntnisse über den Zustand der Leitungen sehr begrenzt. „Die Trinkwasserleitungen können aus hygienischen Gründen nicht von innen inspiziert werden“, sagt Sabrina Schmalz von Hamburg Wasser.

Auch die Erneuerung von Leitungen sorgt oft für Beeinträchtigungen im Verkehr. Deshalb müsse jede Maßnahme abgewogen werden, heißt es. Pro Jahr werden vier Kilometer an alten Leitungen durch neue Rohre ersetzt.