Hamburg. 200 Frauen und einige Männer gingen für Frauenrechte und Weltoffenheit auf die Straße – angekündigt waren 3000 Menschen.
Es waren dann doch keine 3000, sondern nach Polizeiangaben lediglich etwa 200 Frauen und auch einige Männer, die am Sonnabend in die Hamburger Innenstadt zum ersten Hamburger Frauen- und Migrantinnenmarsch auf den Rathausmarkt kamen und über die Mönckebergstraße marschierten. Sie setzen sich ein für die Rechte von Frauen, Weltoffenheit und für ein friedliches Miteinander.
Unter dem Motto „Frauen stärken Frauen“ hatte Organisatorin Hourvash Pourkian vom Verein Kulturbrücke Hamburg Vereine und Interessenverbände dazu aufgerufen, für die Rechte von Frauen in Hamburg auf die Straße zu gehen. „Hallo Hamburg!“, rief Hourvash Pourkian vom Podium vor dem Rathaus aus dem Publikum zu. „Wir setzen ein Zeichen gegen die Kräfte, die die demokratischen Werte zu erschüttern versuchen“, sagte sie.
Grundrechte vermitteln
Dass viel weniger Demonstrationsteilnehmer ihrem Aufruf gefolgt waren, schien sie nicht zu demotivieren. Ganz im Gegenteil: „Wir müssen den Geflüchteten, die aus diktatorischen Ländern zu uns kommen, unsere Werte und Grundrechte vermitteln.“ Für die Demonstranten gab es blaue Bändchen als Zeichen für Demokratie und für Europa.
Im Vorfeld des Frauenmarsches hatte es um die Ziele der Demonstration für Demokratie, Vielfalt und Menschenwürde Streit gegeben: Bis Freitagmittag hatten 23 Organisationen eine Erklärung unterzeichnet, in der sie sich von der Veranstaltung distanzieren. Anstoß nahmen die Verbände vor allem daran, dass auf der Homepage des Frauen- und Migrantinnenmarsches stand, dass „Frauen, die aus Angst ein Kopftuch tragen“, aufzuklären seien. Verschleierung als Symbol der Ausgrenzung sei mit Emanzipation und Feminismus nicht vereinbar.
Kopftuch sei ein Unterdrückungsmittel
Auf diesen Boykott wollte Hourvash Pourkian nicht eingehen: „Wir setzen unseren Plan einfach um. Wir gehen auf die Straße, gegen die Spaltung der Menschen“, sagte sie. Sie respektiere die Entscheidung der Verbände und Interessensgruppen, die von der Veranstaltung abgesprungen sind und hofft nun, den Streit im Dialog bald klären zu können.
Für Nekla Kelek von Terre de Femmes bleibt es dabei: „Das Kopftuch ist ein Unterdrückungsmittel.“ Dem Feminismus gehöre die Zukunft. „Da müssen die Muslime dabei sein, und sie sollten sich nicht länger dem religiösen Diktat beugen. Gerade der Islam muss sich reformieren in der Frauenfrage.“
„Everybody should be Feminist“, steht auf dem T-Shirt einer Teilnehmerin. Jeder sollte Feminist sein. Das können auch Männer und so demonstrierte Ali Ertan Toprak ebenfalls für die Rechte der Frauen. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland und Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Migrantenverbände stand inmitten der Frauen und sagte über den Kopftuchstreit: „Ich möchte mich solidarisch zeigen, gerade weil diese Veranstaltung von bestimmten Kreisen diskreditiert wurde.“ Linksliberale Kreise ließen sich vom politischen Islam instrumentalisieren. „Es macht mich wütend und traurig, dass Errungenschaften, wie Gleichberechtigung und Religionsfreiheit in Frage gestellt werden.“