Hamburg. Das Museum der Uni Hamburg wurde für 500.000 Euro umgebaut und erneuert. Neue multimediale Elemente ergänzen die Ausstellung.
Ein Eisbär, der gerade einen Forscher erlegt hat. Ein gewilderter Finnwal mit Unfallgeschichte. Und der Mensch als Evolutionsfaktor. Nur drei der Neuerungen im umgebauten Zoologischen Museum Hamburg. Als Vorgeschmack auf die Vision von einem geplanten Naturkundemuseum ist die neu sortierte Ausstellung nach fast einjähriger Umbaupause am Donnerstag wiedereröffnet worden.
Vor allem das neue Foyer deutet an, welches Potenzial in einer der bedeutendsten Zoologischen Sammlungen des Landes schlummert, wenn sie adäquat präsentiert werden kann. Während des Festaktes mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Uni-Präsident Dieter Lenzen stellte der verantwortliche Direkter des Centrums für Naturkunde (CeNak), Matthias Glaubrecht, den erweiterten Ansatz des „Haus der Tierwelten“ vor.
Das neue Zoologische Museum in Hamburg
Weniger Knuddeltier, mehr spannende Realität und Wissenschaft, insbesondere im Spannungsfeld Mensch-Natur. Eher bescheidene 500.000 Euro wurden in den Umbau gesteckt. Nun zeigt der Waschbetonbau aus den 70er-Jahren an der Bundesstraße in Rotherbaum immerhin auf neuen 200 Quadratmetern, wie zeitgemäß Naturkunde präsentiert werden kann.
Ausstellungsdramartugie um 180 Grad gedreht
Passende Losung des Tages: Ein Museum taucht auf. Wichtigste Neuerung neben der gewonnenen Barrierefreiheit: Die Ausstellungsdramaturgie ist um 180 Grad gedreht und um multimediale Elemente ergänzt worden. Das neue Foyer reckt sich nun sichtbar zur Bundesstraße, an die der Eingang verlegt wurde. Der Anbau lässt das universitäre Museum endlich nach außen erkennbar werden. Die Zeit des „am besten versteckten Museums“ in Hamburg ist vorbei, jetzt fungiert das Foyer als „Schaufenster zur Stadt“. Multimedial und zukunftsweisend ist der neue Eingangsbereich, in dem nicht nur der Mensch als Evolutionsfaktor einen zentralen Platz erhalten hat.
Auch die Geschichte des fast 20 Meter langen Finnwalskeletts „Finni“ wird erzählt, etwa wie der Wal eine Kollision mit einem Schiff noch mit gebrochenem Schulterblatt überstanden hat, später aber von einem Walfänger im Auftrag von Aristoteles Onassis erlegt und nach Hamburg gebracht wurde. Dazu kommen neue Schauvitrinen, die Silhouette eines 30 Meter langen Blauwals im Gegensatz zum kleinsten Säuger der Welt oder der Ausstellungsbereich „Ende der Safari“, in der das Artensterben anhand der „Big 5“ (Büffel, Elefant, Löwe, Leopard, Nashorn) nach Ernest Hemingway angemahnt wird.
Universitätspräsident Dieter Lenzen verband mit der Foyereröffnung die Hoffnung, dass der „ Spirit“ auf dem Weg zu einem neuen Naturkundemuseum -- wie es Hamburg bis 1943 hatte – mitgenommen werde. Ein geplantes „ Evolutioneum“ sei in Zeiten, in denen „Wissenschaft und Evolution“ nicht nur in den USA angezweifelt werden, wichtig. Deshalb werde die Uni mit dieser kleinen Wiedereröffnung auch dem Bildungsauftrag gegenüber der Stadt gerecht. Wissenschaftssenatorin Fegebank sei erfreut, dass sich die „wunderbare Ausstellung“ nach der Modernisierung deutlich zur Stadt öffne. Das Zoologische Museum demonstriere nun „selbstbewusste Offenheit“. Der Umbau sei in Bezug zu einem neuen Naturkundemuseum „ein Blick auf das, was da noch kommen mag.“ Hamburg und die Welt bräuchten Orte wie diesen. „ Fakten gegen Fake-News.“
Matthias Glaubrecht, Museumsdirektor und wissenschaftlicher Leiter des CeNak, bezeichnete die neue Ausstellungsfläche als „Embryo eines Evolutioneums“. Mit wenig Geld sei im Zoologischen Museum zwar viel geleistet worden. Expertise, Exponate und Ideen würden aber für mehr reichen. Glaubrecht: „Wir haben die Objekte. Wir haben die Geschichten. Und wir können sie erzählen.“