Hamburg. Das Museum der Uni Hamburg wurde für 500.000 Euro umgebaut und erneuert. Neue multimediale Elemente ergänzen die Ausstellung.

Ein Eisbär, der gerade einen Forscher erlegt hat. Ein gewilderter Finnwal mit Unfallgeschichte. Und der Mensch als Evolutionsfaktor. Nur drei der Neuerungen im umgebauten Zoologischen Museum Hamburg. Als Vorgeschmack auf die Vision von einem geplanten Naturkundemuseum ist die neu sortierte Ausstellung nach fast einjähriger Umbaupause am Donnerstag wiedereröffnet worden.

Vor allem das neue Foyer deutet an, welches Potenzial in einer der bedeutendsten Zoologischen Sammlungen des Landes schlummert, wenn sie adäquat präsentiert werden kann. Während des Festaktes mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und Uni-Präsident Dieter Lenzen stellte der verantwortliche Direkter des Centrums für Naturkunde (CeNak), Matthias Glaubrecht, den erweiterten Ansatz des „Haus der Tierwelten“ vor.

Das neue Zoologische Museum in Hamburg

Uni-Direktor Prof. Dr. Dieter Lenzen, Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Museumsleiter  Prof. Dr. Matthias Glaubrecht
Uni-Direktor Prof. Dr. Dieter Lenzen, Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank und Museumsleiter Prof. Dr. Matthias Glaubrecht © Andreas Laible | Andreas Laible
Leiter Matthias Glaubrecht zeigt auf einen präparierten Kopf eines Elefanten
Leiter Matthias Glaubrecht zeigt auf einen präparierten Kopf eines Elefanten © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Das Zoologische Museum an der Bundesstraße von außen nach dem Umbau
Das Zoologische Museum an der Bundesstraße von außen nach dem Umbau © Andreas Laible | Andreas Laible
Ausstellungsstücke im Zoologischen Museum an der Bundesstraße
Ausstellungsstücke im Zoologischen Museum an der Bundesstraße © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Die Haut eines Löwen im modernisierten Zoologischen Museum in Hamburg
Die Haut eines Löwen im modernisierten Zoologischen Museum in Hamburg © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Die Knochen eines Finnwals
Die Knochen eines Finnwals © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Das Präparat eines Nashorns
Das Präparat eines Nashorns © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Das Präparat eines Eisbärs
Das Präparat eines Eisbärs © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Leiter Matthias Glaubrecht mit dem Skelett eines Finnwals
Leiter Matthias Glaubrecht mit dem Skelett eines Finnwals © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Ein Exponat der Ausstellung „Kulturmüll“
Ein Exponat der Ausstellung „Kulturmüll“ © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Erster Blick ins neue Zoologische Museum
Erster Blick ins neue Zoologische Museum © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Der neue Eingangsbereich des Zoologischen Museums in Hamburg
Der neue Eingangsbereich des Zoologischen Museums in Hamburg © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
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Weniger Knuddeltier, mehr spannende Realität und Wissenschaft, insbesondere im Spannungsfeld Mensch-Natur. Eher bescheidene 500.000 Euro wurden in den Umbau gesteckt. Nun zeigt der Waschbetonbau aus den 70er-Jahren an der Bundesstraße in Rotherbaum immerhin auf neuen 200 Quadratmetern, wie zeitgemäß Naturkunde präsentiert werden kann.

Ausstellungsdramartugie um 180 Grad gedreht

Passende Losung des Tages: Ein Museum taucht auf. Wichtigste Neuerung neben der gewonnenen Barrierefreiheit: Die Ausstellungsdramaturgie ist um 180 Grad gedreht und um multimediale Elemente ergänzt worden. Das neue Foyer reckt sich nun sichtbar zur Bundesstraße, an die der Eingang verlegt wurde. Der Anbau lässt das universitäre Museum endlich nach außen erkennbar werden. Die Zeit des „am besten versteckten Museums“ in Hamburg ist vorbei, jetzt fungiert das Foyer als „Schaufenster zur Stadt“. Multimedial und zukunftsweisend ist der neue Eingangsbereich, in dem nicht nur der Mensch als Evolutionsfaktor einen zentralen Platz erhalten hat.

Auch die Geschichte des fast 20 Meter langen Finnwalskeletts „Finni“ wird erzählt, etwa wie der Wal eine Kollision mit einem Schiff noch mit gebrochenem Schulterblatt überstanden hat, später aber von einem Walfänger im Auftrag von Aristoteles Onassis erlegt und nach Hamburg gebracht wurde. Dazu kommen neue Schauvitrinen, die Silhouette eines 30 Meter langen Blauwals im Gegensatz zum kleinsten Säuger der Welt oder der Ausstellungsbereich „Ende der Safari“, in der das Artensterben anhand der „Big 5“ (Büffel, Elefant, Löwe, Leopard, Nashorn) nach Ernest Hemingway angemahnt wird.

Universitätspräsident Dieter Lenzen verband mit der Foyereröffnung die Hoffnung, dass der „ Spirit“ auf dem Weg zu einem neuen Naturkundemuseum -- wie es Hamburg bis 1943 hatte – mitgenommen werde. Ein geplantes „ Evolutioneum“ sei in Zeiten, in denen „Wissenschaft und Evolution“ nicht nur in den USA angezweifelt werden, wichtig. Deshalb werde die Uni mit dieser kleinen Wiedereröffnung auch dem Bildungsauftrag gegenüber der Stadt gerecht. Wissenschaftssenatorin Fegebank sei erfreut, dass sich die „wunderbare Ausstellung“ nach der Modernisierung deutlich zur Stadt öffne. Das Zoologische Museum demonstriere nun „selbstbewusste Offenheit“. Der Umbau sei in Bezug zu einem neuen Naturkundemuseum „ein Blick auf das, was da noch kommen mag.“ Hamburg und die Welt bräuchten Orte wie diesen. „ Fakten gegen Fake-News.“

Matthias Glaubrecht, Museumsdirektor und wissenschaftlicher Leiter des CeNak, bezeichnete die neue Ausstellungsfläche als „Embryo eines Evolutioneums“. Mit wenig Geld sei im Zoologischen Museum zwar viel geleistet worden. Expertise, Exponate und Ideen würden aber für mehr reichen. Glaubrecht: „Wir haben die Objekte. Wir haben die Geschichten. Und wir können sie erzählen.“