Hamburg. Trotz Dauerüberwachung musste der psychisch schwer kranke Jugendliche das Wilhelmstift verlassen.
Er kündigte einen Amoklauf an und wollte vor einem Einkaufszentrum zwölf Menschen töten. Trotzdem gelang Maurice D., 16 Jahre alt und psychisch schwer krank, innerhalb von fünf Monaten viermal die Flucht aus der geschlossenen Psychiatrie des Rahlstedter Kinderkrankenhauses Wilhelmstift (das Abendblatt berichtete). Die Fluchten lösten jedes Mal Großeinsätze der Polizei aus. Zuletzt war in der Klinik ein Wachdienst rund um die Uhr ausschließlich für den Jugendlichen zuständig.
Doch selbst diese drastische Maßnahme reichte offenbar nicht aus. Auf richterlichen Beschluss ist Maurice jetzt wieder in der (geschlossenen) forensischen Psychiatrie der Asklepios Klinik Ochsenzoll untergebracht – Tür an Tür mit psychisch kranken Straftätern.
Sicherheitserwägungen ausschlaggebend
Ausschlaggebend dafür waren nach Abendblatt-Informationen Sicherheitserwägungen. Ein Gutachter hatte den Jugendlichen als derart gefährlich eingestuft, dass ein Verbleib im Wilhelmstift – trotz Wachdienst – als nicht sicher genug erschien. Wie die Gesundheitsbehörde auf Anfrage mitteilte, können auf richterlichen Beschluss in Ausnahmefällen auch Minderjährige im AK Ochsenzoll einstweilig untergebracht werden. Dort gelten höchste Sicherheitsstandards. Eine jugendforensische Einrichtung gibt es in Hamburg nicht.
Kurz nach der vierten und letzten Flucht aus dem Wilhelmstift Anfang März hatte die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung eine einstweilige Unterbringung im AK Ochsenzoll erfolgreich beantragt. Zwei Woche später folgte jedoch ein Verschonungsbeschluss des Amtsgerichts, darin wurde auch die Installation eines Wachdienstes empfohlen. Der Jugendliche kehrte ins Wilhelmstift zurück und wurde dort permanent überwacht. Diesen Beschluss hat das Landgericht jetzt gekippt.
Suche nach geeignetem Therapieplatz
Es ist mehr als fraglich, ob der Junge im AK Ochsenzoll die bestmögliche Therapie erfährt. Parallel suchen die Hamburger Behörden weiterhin nach einem geeigneten Therapieplatz außerhalb der Stadt. Aus Polizeikreisen verlautete indes, man sei „erleichtert, dass der Jugendliche nun keine Bedrohung mehr für die Allgemeinheit“ darstelle.