Hamburg. Nach den Sommerferien starten fast 13.700 Fünftklässler – so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Im kommenden Schuljahr werden in Hamburg so viele Fünftklässler eingeschult wie seit Jahrzehnten nicht mehr: Die Stadtteilschulen und Gymnasien erwarten nach den Sommerferien 13.682 Schüler für die Eingangsklassen – das sind 595 Fünftklässler mehr als im Vorjahr. Wie bereits im Abendblatt berichtet, verzeichnen auch die Grundschulen einen Anmelderekord: 14.253 Erstklässler werden dort erwartet, 189 mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor drei Jahren gab es für die Klassen eins und fünf insgesamt fast 2200 weniger Anmeldungen, teilte die Schulbehörde mit.
Grundsätzlich hat zwar jeder Hamburger Schüler ein Anrecht auf den Zugang zu jeder Hamburger Schule. Da einige Schulen allerdings beliebter sind als andere, kommt es immer wieder zu Engpässen. Die Stadtteilschule Blankenese etwa konnte 50 Wünsche für die fünften Klassen nicht berücksichtigen, weil sie zu wenig Platz hat. Deshalb muss sie diese Schüler „abgeben“, wie es die Behörde nennt. Von den Gymnasien musste das Gymnasium Klosterschule die meisten Schüler abgeben, nämlich 35 (siehe Tabelle).
Mehr Erstwünsche erfüllt
In den Anträgen können Schüler und Eltern einen Erst-, Zweit- und Drittwunsch für eine Schule angeben. Für fünfte Klassen werden im kommenden Schuljahr im Durchschnitt 95,8 Prozent der Erstwünsche erfüllt, wie die Schulbehörde mitteilte. Im Einzelnen werden 94,2 Prozent der Erstwünsche für Stadtteilschulen berücksichtigt (Vorjahr: 94,4 Prozent) und 97 Prozent der Erstwünsche für Gymnasien (Vorjahr 96,4 Prozent). Auch nicht alle Erstklässler kommen an ihre Wunschschule: 95,8 Prozent der Jungen und Mädchen dürfen die Schule ihrer ersten Wahl besuchen – im Vorjahr waren es noch 96,7 Prozent.
Was bei Schülern und Eltern, deren Erstwünsche nicht berücksichtigt wurden, für Unmut sorgen könnte, ist aus Sicht von Schulsenator Ties Rabe (SPD) ein Erfolg. Angesichts steigender Schülerzahlen sei es sehr erfreulich, dass „Schulleitungen und die Behörde es seit Jahren schaffen, dass deutlich mehr als 90 Prozent aller Schüler an ihre Wunschschule kommen“. Möglich geworden sei dies etwa durch das Schulausbauprogramm.
Können für eine Schule nicht alle Erstwünsche berücksichtigt werden, gilt als Auswahlkriterium, ob schon ein Geschwisterkind auf die gewünschte Schule geht und wie lang der Schulweg ist. Der Behörde zufolge muss die zugewiesene Schule in einer zumutbaren Entfernung vom Wohnort liegen, wobei zu berücksichtigen ist, ob die Länge des Schulwegs dem Alter angemessen ist.
Wie schwierig die Situation sei, zeigten etwa die benachbarten Grundschulen Forsmannstraße und Schule auf der Uhlenhorst, sagte Rabe. Weil die Schule Forsmannstraße ständig zu hohe Anmeldezahlen hatte, sei die Schule vergrößert worden. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten verzeichne die vergrößerte Schule nun einen Rückgang der Anmeldezahlen, während die benachbarte Schule auf der Uhlenhorst einen Anmeldeboom erlebe.
Es sei in jedem Jahr eine logistische Herausforderung, die Erstwünsche der Schüler und Eltern zu erfüllen und zugleich das Raumangebot der Schulen gut auszunutzen, sagte Rabe. Zwar ließen sich mehr Erstwünsche erfüllen, wenn man die Klassengröße ausweitete. „Aber wir wollen die Klassen ja nicht überfüllen“, sagte Rabe. An den 58 Stadtteilschulen werden im Schnitt 22,3 Schüler eine fünfte Klasse bilden – war knapp unter der Sollobergrenze von 23 Schülern liegt. Um etwa einen zu langen Schulweg zu vermeiden, planen allerdings sechs Stadtteilschulen insgesamt zwölf Klassen, in denen jeweils mehr als 23 Schüler unterrichtet werden.
Ein ähnliches Bild zeigt sich an den Gymnasien. In den 270 fünften Klassen der 61 Gymnasien werden im Durchschnitt 27,8 Schüler lernen – die Obergrenze liegt bei 28 Schülern. Sechs Gymnasien planen allerdings insgesamt 13 Klassen, in denen zur Vermeidung langer Schulwege mehr als 28 Kinder unterrichtet werden.
Einige Einrichtungen zuletzt stark verbessert
Wenn eine Schule zu wenig Anmeldungen verzeichnet, gehe die Behörde dem nach, sagte Rabe. „Es gibt eine Reihe von Schulen, die uns Sorgen machen.“ Allerdings hätten sich einige Einrichtungen zuletzt stark verbessert. Als Beispiel nannte Rabe die Grundschule Arnkielstraße in Altona-Nord, die sich unter anderem dank ihres engagierten Schulleiters zu einer sehr beliebten Schule gemausert habe.
Seit Anfang 2017 gilt das neue Gastschulabkommen mit Schleswig-Holstein. Es erlaubt Schülern aus dem Nachbarbundesland, sich für Eingangsklassen an allen weiterführenden Hamburger Schulen zu bewerben. Nun bekommen 103 Gastschüler eine Zusage. Bisher dahin gab es nur eine Ausnahmeregel für Schüler aus Barsbüttel. Allerdings hätten Hamburger Schüler immer Vorrang, betont die Schulbehörde.