Hamburg. Im Streit um Fluglärm haben Anwohner eine Liste erstellt. Der Flughafen selbst meldet Rückgang von späten Starts und Landungen.
Der Flughafen meldet die Wende in der „Pünktlichkeitsoffensive“. Im März seien die als „verspätet“ geltenden Flüge zwischen 23 und 24 Uhr um 44 Prozent zurückgegangen. Im gesamten Winterflugplan (von November 2016 bis einschließlich März 2017) sank die Zahl der Verspätungen um 21 Prozent. Nicht darin enthalten sind die Flüge nach 24 Uhr, sie werden als „Nachtflüge“ geführt.
Dagegen erklärte die „BAW Bürgerinitiative für den Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein“ die mittlerweile seit genau einem Jahr laufende „Pünktlichkeitsoffensive“ für gescheitert. Auch im März gab es laut Flughafen an 17 von 31 Tagen verspätete Flüge, was laut BAW zeige, dass „Verspätungen auch im angeblich so positiven Monat März die Regel“ geblieben seien. Dazu kamen Flüge nach 24 Uhr, die Flughafen und Bürgerinitiativen unterschiedlich zählen. Fuhlsbüttel will nur Linien und Touristikflüge werten, die Anwohner auch nächtliche Leerflüge, Fracht- und Militärflüge. Organflüge und Notarzteinsätze sind außen vor.
EasyJet soll keine Erlaubnis mehr erhalten
Unterdessen verstärkt die BAW mit dem Ranking der „Zu-spät-Flieger“ den Druck auf die Airlines. Demnach lag 2016 Germanwings mit 173 Verspätungen vor Air Berlin mit 146 und EasyJet mit 126 Flugbewegungen zwischen 23 und 24 Uhr. Bei EasyJet falle die mit 66 sehr hohe Zahl verspäteter Starts besonders negativ auf, sagte BAW-Sprecher Martin Mosel. EasyJet sei „unzuverlässig“, der Airline müsse „die Erlaubnis für späte Flüge entzogen werden“. Starts sind deutlich lauter als Landungen.
EasyJet und Germanwings äußerten sich auf Abendblatt-Anfrage nicht zu den Verspätungen und gaben auch keine Einschätzung zur „Pünktlichkeitsoffensive“ des Flughafens ab. Air Berlin bewertete die Gespräche positiv. Pünktlichkeit spare immer Kosten.
Die Sprecherin des Flughafens, Janet Niemeyer, kündigte an, Fuhlsbüttel werde den ab April geltenden Sommerflugplan genau beobachten und vor allem auf regelmäßig verspätete Verbindungen achten. In solchen Fällen werde – wie schon im vergangenen Winter – versucht, zusätzliche Zeitpuffer einzubauen, die Flüge vorzuverlegen oder die Airlines zusätzliche Flugzeuge in Hamburg stationieren zu lassen, sodass eine verspätete Ankunft nicht mehr automatisch auch einen verzögerten Start nach sich zieht.
Passagieraufkommen gewachsen
Als Erfolg verbuchte der Flughafen, dass mit Air France/KLM eine weitere Airline als nunmehr achte Fluglinie der „Pünktlichkeitsoffensive“ beigetreten ist und sich verpflichtet hat, Verspätungen nach Möglichkeit zu vermeiden. Der BAW ist diese Erklärung zu unverbindlich. Auch stört sie der anhaltende Wachstumskurs des Flughafens, der die mitwachsenden Belastungen für die Bevölkerung billigend in Kauf nehme. Notwendig sei der ernsthafte Versuch eines Interessenausgleichs. 2016 war laut Fluglärmstatistik das lauteste Jahr seit der Jahrtausendwende.
Auch im März 2017 wuchs das Passagieraufkommen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,4 Prozent. Die Zahl der Flugbewegungen stieg zwar nur um 3,8 Prozent, sodass ein guter Teil des Passagierwachstums durch größere Flugzeuge und eine gute Auslastung aufgefangen werden konnte. Doch führen größere Flugzeuge wegen ihrer größeren Lautstärke nicht notwendig zu einer besseren Lärmbilanz.