Hamburg. Die Bank schweigt über eigene Forderungen, ebenso die Finanzbehörde. Kritik kommt von der Opposition.
Nach der Verständigung auf einen Sanierungsplan für die angeschlagene Reederei Rickmers prüft die HSH Nordbank die Auswirkungen für sich. „Der Vorstand wird sich das jetzt ansehen“, sagte ein Banksprecher am Donnerstag dem Abendblatt. Es handele sich bei dem Sanierungsplan um ein diskussionsfähiges Konzept. Ob dieser so umgesetzt werde, sei noch offen.
Die Rickmers Holding, die eine Nachfolgegesellschaft einer der ältesten Reedereien in Deutschland ist, hat sich mit den Gläubigern auf eine Restrukturierung ihrer Schulden verständigt. Wie berichtet gibt Alleinaktionär Bertram Rickmers dafür 75,1 Prozent an der Rickmers Holding ab. Mehrheitseigentümer wird eine Treuhandgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, die einen Investor suchen soll, der frisches Geld mitbringt. Bertram Rickmers schießt zudem privat rund 30 Millionen Euro zu.
1000 Anleger sind betroffen – vor allem die HSH
Die Treuhandgesellschaft mit Namen „Luxco“ soll die 75,1 Prozent an der Rickmers Holding weiter verkaufen und den Erlös an die Gläubiger ausschütten. An erster Stelle ist das die HSH Nordbank, hinzu kommen rund 1000 Anleger einer Mittelstandsanleihe über 275 Millionen Euro, die Rickmers 2013 mit einem Zinssatz von 8,875 Prozent ausgegeben hat. Ihr Kurs bewegt sich derzeit aber nur noch um acht Prozent ihres Nennwerts. Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Anleger im Juni noch einmal eine Zinszahlung in Höhe von zusammen 24 Millionen Euro erhalten. Im kommenden Jahr müssten sie dann allerdings auf Zins und Anleiherückzahlung verzichten. Stattdessen erhalten sie Anteile an der „Luxco“.
Unklar ist, wie hoch ein Forderungsverzicht der HSH Nordbank ausfallen würde. Denn mit wie viel Kapital die Bank selbst an der Rickmers Gruppe engagiert ist, wollte der Sprecher des Geldinstituts am Freitag nicht sagen. Auch die Finanzbehörde schweigt: Es gehe um Bankgeheimnisse, sagte eine Behördensprecherin. Aus Kreisen hieß es, dass die HSH bereits erhebliche Finanzmittel zur Risikovorsorge bereitgestellt habe.
Die HSH Nordbank muss verkauft werden
Der einst weltgrößte Schiffsfinanzierer kämpft bekanntlich selbst mit den Folgen der Branchenkrise. Das vor Jahren mit Steuergeldern aus Hamburg und Schleswig-Holstein gerettete Geldhaus muss auf Druck der EU-Kommission bis Ende Februar 2018 verkauft werden. Sonst wird es abgewickelt.
FDP und Linksfraktion fordern deshalb, dass sich der Ausschuss Öffentliche Unternehmen der Bürgerschaft mit dem Fall Rickmers befasst. „Hamburg und Schleswig-Holstein müssen Klarheit schaffen, was dieser Deal für die Länder, die Milliarden-Garantie der Steuerzahler und den Verkaufsprozess der HSH Nordbank bedeutet“, sagte Michael Kruse von der FDP. Norbert Hackbusch von den Linken wurde noch deutlicher: „Eines ist sicher: Wieder einmal wird die Stadt für die Spekulationen der Banker und der Reeder bluten müssen. Politik und Staatsanwaltschaft müssen den Fall nun dringend aufklären.“