Hamburg. Das Tybas Dance Center geht neue Wege, um Frauen und Männer für den Sport zu begeistern. 200 Abonnenten wurden bereits gewonnen.

Nachmittags gegen 16.30 Uhr kommen die ersten Kunden. Tänzerinnen mit straff zurückgekämmten Haaren und junge Männer im lässigen Pulli, ein buntes Völkchen strömt in die Räume der Tanzschule. Sie wollen Ballett tanzen lernen, Hip-Hop oder Jazz Dance.

Tanja Villinger, Gründerin des Tybas Dance Centers in der Hamburger Neustadt, sitzt auf einem großen Sofa im Eingangsbereich. Sehr gerade, in Leggings mit Lederoptik und energischem Blick. Still sitzen ist eigentlich nicht so ihre Sache. In den vergangenen Jahren hat die Profitänzerin ihr eigenes Studio aufgebaut. Parallel hat sie jetzt mit Teilhabern ein Online-Tanzportal gestartet. „In dieser Art ist das in Deutschland etwas Neues“, sagt die Tänzerin. Die Reaktionen sind positiv.

In Online-Klassen zu Hause im Wohnzimmer üben

„Wir wollen das Wissen über Tanz noch mehr Menschen zugänglich machen“, erklärt Tanja Villinger, was sie und ihre Mitstreiter bewegt. Mehr als 800 Videos umfasst die Internet-Tanzschule – von den ersten Ballett-Übungen an der Stange bis zu komplexen Choreografien mit Prominenten wie Cale Kalay, Cheftänzer bei Schlagerstar Helene Fischer und Juror der RTL-Show „Dance, Dance, Dance“. „Unser Portal ist eine Ergänzung zum Unterricht“, sagt die gebürtige Münchnerin, die jahrelang mit Musical-Shows durch Deutschland tourte. Aber auch Interessierte, die keine Tanzschule in der Nähe hätten oder sich eine Anmeldung (noch) nicht zutrauten, könnten in den Online-Klassen zu Hause im Wohnzimmer üben. Aber, da ist Villinger zu sehr Tanzprofi, nur mit dem Portal könne man kein Supertänzer werden. Da brauche es den persönlichen Unterricht.

Tybas, das steht für Trust your Body and Soul („Vertraue deinem Körper und deiner Seele“), hat die Gründerin ihr Studio genannt. „Ich wollte einen Ort schaffen, wo man Tanz frei leben kann“, sagt die 31-Jährige, die 2009 ihre erste Tanzstunde in Hamburg gegeben hatte – als Untermieterin in einem Kellerraum.

Die Drehung Piqué en tournant perfektionieren

Schon damals firmierte sie als Tanjas Dance Center. Inzwischen bietet sie mit einem Team von 13 Dozenten 24 Kurse in 61 Tanzklassen an. In den Räumen, in denen vorher die Tanzschule des Musical-Unternehmens Stage Entertainment untergebracht war, trainieren jeden Tag 240 Tänzer. Seit Herbst gibt es auch Angebote für Kinder und Jugendliche. „Das Publikum ist sehr gemischt. Es sind viele Erwachsene darunter, die sich ihren Kindheitstraum vom Tanzen erfüllen wollen“, sagt die junge Frau, die selbst erst mit 14 Jahren zum Tanzen gekommen war und eher im Bereich Modern und Jazz Dance zu Hause ist. Aber auch Profis trainieren in der Tanzschule.

Das Online-Angebot biete jetzt die Möglichkeit, auch außerhalb des Unterrichts weiterzukommen. Zum Beispiel, wenn es im Balletttanz darum geht, die Drehung Piqué en tournant zu perfektionieren oder für Fortgeschrittene sogar die Drehung Fouetté en tournant zu tanzen. Fast drei Jahre lang haben sie und ihr Team an dem Aufbau des Portals gefeilt. „Wir wollen, dass die Nutzer den Tanz Schritt für Schritt nachvollziehen können“, sagt die Start-up-Unternehmerin. Die Ansprache ist direkt, immer wieder geht es auch darum, dass sich fehlerhafte Ausführungen gar nicht erst einschleichen können.

Das Interesse am Bühnentanz wächst seit Jahren

Im Angebot sind Übungen für Balletttanz, sogenannte Urban Styles wie Hip-Hop und Pilates- und Yoga-Einheiten. Es gibt Tutorials zu Tanzkleidung, Bühnen-Make-up oder wie man Bänder an Spitzenschuhe näht. Und ein Tanz­lexikon mit Videos. Knapp 200 zahlende Kunden hat das Tybas-Online-Angebot inzwischen. Die Preise liegen je nach Laufzeit zwischen 8,10 Euro und 14,99 Euro pro Monat. Mit einem ähnlichen Konzept arbeitet in den USA das Studio Ballet Beautiful der früheren New Yorker Primaballerina Mary Helen Bowers sehr erfolgreich.

Das Interesse am Bühnentanz wächst seit Jahren in Deutschland. Nicht nur Mädchen im Grundschulalter stürmen Ballettschulen und Tanzcenter. Im Deutschen Berufsverband für Tanzpädagogik sind rund 750 Ballett- und Tanzpädagogen organisiert, in Hamburg sind es 30. Nach Angaben der Handelskammer gibt es in der Hansestadt 104 Tanzstudios (Bühnentanz und Gesellschaftstanz), dazu kommen 61 Angebote im Nebenerwerb und die Tanzsparten in den Hamburger Sportvereinen.

Während der Unterricht im Tybas Dance Center an diesem Nachmittag beginnt, ist Tanja Villinger auf dem Sprung. Nach dem Start ihres Online-Tanzportals hat die Tänzerin, die mit Lebensgefährten, Pferden und Hunden auf einem ausgebauten Bauernhof in der Nähe von Bad Oldesloe lebt, noch viele Ideen. „Wir haben schon wieder neue Videos gedreht“, sagt sie. Auch ein Shop ist geplant, Workshop-Touren und eine Musiksammlung für Tanzpädagogen.

Das Portal und weitere Informationen findet man unter www.tybas-dance.com