Norderstedt. Discofox und Co. sind beliebt. Das Abendblatt hat sich auf Tanzparketts in Norderstedt und Kaltenkirchen umgesehen und umgehört.

Der Tanzsaal im Tanzcentrum „Die 3“ am Harksheider Markt ist gut gefüllt – 16 der 20 angemeldeten Pärchen sind gekommen. Im Saal haben sich alte und junge Tänzer und Tänzerinnen eingefunden, die einen sind ganz leger, die anderen eher schick gekleidet. Die einen tragen Turnschuhe, einige Frauen sind in Pumps gekommen. Discofox steht auf dem Programm – der beliebteste Gesellschaftstanz in Deutschland.

Heute lernen die Kursusteilnehmer die Figur „Halskrause“. Tanzlehrerin Janet Khadjeh-Nouri springt umher und lockert mit flotten Sprüchen die anfangs etwa verkrampfte Stimmung auf. Locker bleiben – das ist das A und O beim Tanzen. Moderne Tanzmusik, „My love“ von Route 94, schallt aus den Boxen. Nach dem Eintanzen sind erst einmal Trockenübungen ohne Musik dran: „Schritt, Schritt, am Platz“ dirigiert die Tanzlehrerin die Pärchen. Die ersten Schritte sind schnell eingeübt. Dann soll eine Drehung folgen, das ist schon schwieriger. Jede Woche lernen die Tanzschüler eine neue Figur – ein ganz schön flottes Tempo, bei dem die Teilnehmer schnell ins Schwitzen kommen. Die Frauen wiederholen und wiederholen ihre Drehung. Bis sie sitzt. Schon vom Zuschauen kann einem schwindelig werden. Einem älteren Pärchen wird es zu viel – die beiden nehmen an einem Tisch am Rand platz. Für sie endet der Tanznachmittag schon vor der Pause.

Auch in der Tanzschule Klahn in Kaltenkirchen geht es zur Sache. Der Tanzkreis für Jugendliche ist ebenfalls gut besucht. Die Tänzer und Tänzerinnen sind zwischen 16 und 25 Jahre alt, und sie bewegen sich alle schon recht gekonnt auf der Tanzfläche. Kim-Aileen Runge, die Tanzlehrerin, steht mal am Musikpult und spricht die bisher erlernten Tanzschritte durch ein Mikro mit, und mal mischt sie sich unter die Tanzenden. Zwischendurch werden neue Tanzschritte ohne Musik eingeübt.

© Marvin Graewert | Marvin Graewert

Fragt man die Pärchen, warum sie in ihrer Freizeit tanzen, bekommt man häufig ähnliche Antworten. Jörg und Bettina Beihar aus dem Tanzcentrum „Die 3“ sagen, dass das gemeinsame Tanzen wichtig für eine intakte Beziehung ist: „Man lernt, sich auf den anderen einzulassen“, sind sich die beiden einig. Tanzen könne die Beziehung aber auch „beflügeln und fordern“, wenn man ganz neue Seiten an seinem Partner kennenlerne. Auch für die jugendlichen Tanzschüler bei Klahn in Kaltenkirchen spielen soziale Beziehungen eine entscheidende Rolle. Das wird schon zu Beginn der Tanzstunde deutlich. Man umarmt sich und tauscht an kleinen Gruppentischen Neuigkeiten aus. Beim Tanzen selbst ist die Stimmung bestens: Es wird gelacht, geredet, und auf dem Parkett hilft man sich gegenseitig. Auch Kira Breul liebt dieses harmonische Miteinander. Sie hat ihren Partner Andre Jakobs in der Tanzschule kennengelernt. „Ich habe einfach schon immer gern getanzt“, sagt sie.

Isabelle Halscheid findet es toll, „dass man mit einem Partner gemeinsam etwas lernen kann.“ Außerdem habe sie beim Tanzen auch viele neue Freunde gefunden. Frederike Mai, die ebenfalls bei Klahn tanzt, sieht die ganze Angelegenheit etwas nüchterner: „Ich habe mich irgendwie verpflichtet gefühlt, einen Tanzkursus zu absolvieren“, sagt sie. Irgendwann werde man Tanzschritte brauchen, glaubt sie, zum Beispiel auf dem Abiball.

Martine Jansen hat mit dem Tanzen angefangen, weil sie „etwas Neues ausprobieren wollte“. Für sie ist die Tanzstunde ein Ausgleich zur Schule. Magdalena Ullfors fügt ganz staatsmännisch hinzu: „Ich denke, dass das Tanzen zu den Dingen im Leben gehört, die man einfach mal ausprobiert haben muss.“ Faszinierend für sie sei, dass man spontan mit jemanden tanzen könne, ob man sich kennt oder nicht. „Hauptsache, beide beherrschen die Tanzschritte“, sagt Magdalena.

Wer keinen Tanzpartner hat, bekommt einen „zugeteilt“

Bei der Zusammenstellung der Tanzpaare gibt es in den Tanzschulen durchaus Unterschiede: So ist es bei Klahn kein Problem, sich ohne Partner für einen Anfängerkursus anzumelden. Jeder kann allein kommen und sich spontan in der Tanzstunde einen Partner suchen. Zudem wird nach jedem Tanz rotiert.

Wettbewerb

Tanzbegeisterte Kinder und Jugendliche können sich bei einem Nachwuchstänzerwettbewerb der Krankenkasse DAK beweisen.

Bis zum 30. April können sich Interessierte mit einem selbst gedrehten Video beim Dance-Contest Grömitz unter dem Motto „Beweg dein Leben“ bewerben. Die Anmeldung erfolgt über www.dak-dance.de.

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Anders im Tanzcentrum in Norderstedt: Hier findet kein Dating während des Unterrichts statt. Die meisten kommen gleich zu zweit. Wer sich solo anmeldet, bekommt von Jussoff Khadjeh-Nouri, Inhaber der Tanzschule, einen Partner nach Alter, Geschlecht und Größe „zugeteilt“.

Er selbst fing übrigens einst als Jugendlicher mit dem Tanzen an, weil sein Arzt meinte, er müsse unbedingt etwas für seine Haltung tun – und da sei Schwimmen oder Tanzen genau das Richtige. „Tja, und da ich eine Chlorallergie habe, blieb eben nur das Tanzen“, schmunzelt Jussoff Khadjeh-Nouri. Bereut hat er es nicht.

Tanzcentrum „Die 3“, Alter Kirchweg 41 in Norderstedt, Telefon 040/525 32 15, www.tanzen-in-norderstedt.de.
Tanschule Klahn, Gottlieb-Daimler-Straße 8 in Kaltenkirchen, Telefon 04191/4191, www.tanzschuleklahn.de. Ein Grundkursus kostet bei beiden Tanzschulen um die 100 Euro.