Hamburg. Der neue DAK-Gesundheitsreport zeigt eine starke Zunahme der Fälle seit 2010. Das Problem wird unterschätzt.

Die Hamburger schlafen schlecht. 77 Prozent der Arbeitnehmer in der Hansestadt leiden unter Schlafproblemen – 58 Prozent mehr als vor sieben Jahren. Das zeigt der neue DAK-Gesundheitsreport. Die Versicherung hat dafür die Daten von knapp 80.000 Hamburgern analysiert und 200 Hamburger befragt.

Bei jedem Zwölften sind die Schlafprobleme so ausgeprägt, dass sie mindestens dreimal in der Woche unter Ein- oder Durchschlafstörungen leiden, insgesamt nicht gut schlafen und sich am folgenden Tag müde und erschöpft fühlen. Um der Ursache auf die Spur zu kommen, hat die DAK 758 Versicherte in Norddeutschland zu ihren Arbeits­bedingungen befragt. Dabei zeigte sich, dass 26,1 Prozent der Menschen mit schweren Schlafstörungen häufig an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten. 25,4 Prozent haben acht oder mehr Nachtschichten im Monat. Weitere Risikofaktoren sind ständige Erreichbarkeit für den Arbeitgeber, starker Termin- und Leistungsdruck, vier oder mehr Überstunden in der Woche und der häufige Verzicht auf Pausen.

Hamburger sind im Schnitt 12,7 Tage krank

Aber auch das Verhalten vieler Arbeitnehmer kurz vor dem Schlafen­gehen wirkt sich negativ auf den Schlaf aus. Laut der Untersuchung sehen 81 Prozent der Erwerbstätigen fern, 76 Prozent erledigen private Dinge auf dem Smartphone oder Laptop, und etwa jeder Neunte kümmert sich auch zu später Stunde noch um dienstliche Angelegenheiten, wie zum Beispiel das Schreiben von E-Mails oder die Planung für den nächsten Tag.

Obwohl sie so verbreitet sind, werden Schlafstörungen immer noch unterschätzt, sagte Katrin Schmieder, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Hamburg. Denn in der Analyse der Krankschreibungen tauche das Problem oft nur versteckt auf. Wie die bundesweite Befragung von 432 Versicherten mit schweren Schlafstörungen ergeben hat, haben 70 Prozent deswegen noch nie einen Mediziner aufgesucht. 16,7 Prozent waren deswegen in den vergangenen zwölf Monaten in ärztlicher Behandlung, 13,7 Prozent vor längerer Zeit. „Dabei können schwere Schlafstörungen, die chronisch werden, der Gesundheit ernsthaft schaden. Sie erhöhen beispielsweise das Risiko für Depressionen und Angststörungen“, sagte Schmieder.

Zugenommen hat die Einnahme von Schlafmitteln. 2010 nahmen noch 4,9 Prozent der befragten Norddeutschen ärztlich verschriebene oder frei verkäufliche Schlafmittel, 2016 waren es bereits 9,1 Prozent.

In der Untersuchung fiel auch auf, dass besonders Arbeiter unter schweren Schlafstörungen litten (11,4 Prozent) von den Angestellten waren nur 8,8 Prozent betroffen, bei den Beamten 3,7 Prozent. Von den ungelernten Arbeitnehmern oder solchen mit einfachen Tätigkeiten schliefen 12,4 Prozent schlecht, dieser Anteil sank bei qualifizierten Beschäftigten auf 8,8 Prozent und bei den Hochqualifizierten auf 6,8 Prozent.

„Mindestens fünf Stunden schlafen"

Wie viel Schlaf der Mensch braucht, ist individuell sehr unterschiedlich. „Man sollte mindestens fünf Stunden schlafen, optimal sind zwischen sechs und sieben Stunden. Aber es gibt auch Menschen, die acht oder mehr Stunden Schlaf brauchen“, sagte Dr. Egbert Happe, Facharzt für Hals-Nasen-OhrenHeilkunde und Schlafmedizin und leitender Arzt des Schlaflabors der Stadtteilklinik Hamburg in Mümmelmanns- berg. Wie viel Schlaf man braucht, kann man einfach daran überprüfen, ob man sich am nächsten Tag müde fühlt.

Ausreichend Schlaf ist wichtig, insbesondere für unser Gehirn. „Das Gehirn braucht sechs Stunden Schlaf, um Prozesse zu verarbeiten“, sagte Happe. Dabei ist es auch von Bedeutung, dass wir während der Nachtruhe unterschiedliche Schlafphasen durchlaufen. Alles, was wir am Tag erleben und lernen, wird nachts im REM-Schlaf vom Gehirn verarbeitet. Auch die Tiefschlafphasen brauchen wir, um uns zu erholen.