Hamburg. Jan Reinecke, Hamburgs Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, erwartet zahlreiche nicht vorhersehbare Bedrohungsszenarien.

Im Hinblick auf das Gipfeltreffen der G20-Staaten in Hamburg befürchtet Jan Reinecke, Hamburger Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), eine weitere Mobilisierung in der gewaltbereiten linken Szene. Es sei damit zu rechnen, dass das aktuelle Vorgehen einiger Gipfelteilnehmer „gegen Oppositionspolitiker, Journalisten oder Bevölkerungsminderheiten in deren eigenen Ländern zur Mobilisierung unterschiedlichster und häufig leider auch gewaltbereiter Gruppierungen für den G20-Gipfel führen wird“, sagte Reinecke der „Heilbronner Stimme“ am Sonnabend.

Zu dem Gipfel am 7. und 8. Juli in Hamburg wollen Staats- und Regierungschefs aus Industrie- und Schwellenländern anreisen, darunter der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der russische Staatschef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump. Mehr als 100.000 Gegendemonstranten werden erwartet, darunter mehrere Tausend gewaltbereite Linksextremisten.

Zahlreiche Bedrohungsszenarien

„Die politische Entscheidung, den G20-Gipfel in Hamburg stattfinden zu lassen, wird die Stadt womöglich teuer zu stehen kommen“, sagte Reinecke. Es gebe zahlreiche nicht vorhersehbare Bedrohungsszenarien. „Neben der häufig benannten abstrakt hohen Gefahr vor Terroranschlägen dürfte auch das aktuelle geopolitische Weltgeschehen weitere Gründe liefern, die den G20-Gipfel aus polizeilicher Sicht zu einem Pulverfass werden lassen könnten“, sagte Reinecke.

Der BDK-Landeschef stellt die Frage in den Raum, was etwa passieren würde, wenn Erdogan seine Drohung, „die in der Türkei festgehaltenen Flüchtlinge nach Europa weiterziehen zu lassen, vor dem Beginn des G20-Gipfels wahrmachen würde? Würde dies nicht auf einen Schlag sämtliche Kapazitäten von Bund- und Länderpolizeien aufbrauchen?“ Reinecke geht davon aus, dass Hamburg „mitten in der Sommerurlaubszeit“ starke Unterstützung aus anderen Ländern und dem Bund benötigen wird.