Hamburg. Mitmach-Initiative ruft Hamburger auf, Haltung zu zeigen und ihre Meinung zu Nationalismus und Ausgrenzung zu sagen.

Die Idee ist einfach: Die Hamburgerinnen und Hamburger sagen, was sie von Nationalismus, von Abschottung, Ausgrenzung und Protektionismus halten, und senden damit ein Signal an die Teilnehmer des G20-Gipfels, der am 7. und 8. Juli in Hamburg stattfindet.

„Haltung.Hamburg“ heißt die Initiative, die der frühere Staatsrat Nikolas Hill und Ex-Hamburg-Marketing-Geschäftsführer Thorsten Kausch ins Leben gerufen haben. Auf der Website www.haltung.hamburg können alle Hamburger ihre Meinung zur Diskussion stellen und so eine friedliche und demokratische Antwort auf den Gipfel geben. Klar, dass dabei besonders umstrittene Teilnehmer wie der russische Präsident Wladimir Putin, US-Präsident Donald Trump oder der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan in den Blickpunkt geraten, die für Abschottung und Ausgrenzung stehen.

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„Wir sind nicht Teil des Protests gegen den Gipfel, sondern wir bieten eine Plattform für die Auseinandersetzung mit dem Gipfel“, sagte Hill bei der Vorstellung der Initiative im Metropolis-Kino an der Großen Theaterstraße (Neustadt). „Wir wollen das Bewusstsein für den Wert der Demokratie, von Pluralismus und Toleranz schärfen.“ Das sei ganz im Sinne eines Satzes von Barack Obama: „Demokratie ist immer dann besonders gefährdet, wenn man sie für selbstverständlich hält.“

Die Initiatoren Nikolas Hill (l.) und
Thorsten Kausch
Die Initiatoren Nikolas Hill (l.) und Thorsten Kausch © dpa | Daniel Bockwoldt

Ausgangspunkt waren Diskussionen der beiden darüber, wie die Welt in den vergangenen Monaten aus den Fugen geraten ist. „Internationale Abkommen werden nicht mehr eingehalten, der Brexit hat zur schwersten Identitätskrise der EU seit ihrem Bestehen geführt und der Krim-Krieg hat gezeigt, dass überwunden geglaubte militärische Konflikte näher an uns heranrücken“, sagte Hill. Nationalistische Populisten etwa in den Niederlanden und Frankreich versuchten, Unruhe und Irritationen auszulösen. Und dann die USA: „Seit der Wahl von Trump sehen wir, dass auch von demokratisch gewählten Staatsoberhäuptern demokratische Rechte, Freiheiten und Errungenschaften infrage gestellt werden.“

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In ersten Gesprächen, so Kausch, habe sich schnell gezeigt, dass viele „das Bedürfnis haben, Haltung zu zeigen“. Es gebe ein „Bauchgrummeln“ wegen des G20-Gipfels. Und so haben die beiden Initiatoren prominente Unterstützer gewonnen: Norbert Aust, Geschäftsführer von Schmidts Tivoli, FC-St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich, Olympiasieger Eric Johannesen, NDR-Moderatorin Julia-Niharika Sen, Pröpstin und Hauptpastorin Ulrike Murmann und Budnikowsky-Geschäftsführer Christoph Wöhlke beteiligen sich neben anderen mit ihren Statements auf der Website.

„Wir wollen die Hamburger aktivieren, Haltung zu zeigen. Wir sind keine parteipolitische Initiative, sondern handeln im Sinne der Bürgerschaft“, sagte Kausch. Ziel von „Haltung.Hamburg“ sei es, in den 100 Tagen bis zum G20-Gipfel eine Million Hamburger zum Mitmachen anzustiften.

Drehscheibe für die Aktionen soll die Website sein. Hier kann jeder über eine Sprechblase seine Meinung äußern. Eine virtuelle, interaktive Karte soll auf bestehende und geplante Aktionen hinweisen. Die Website soll autonom, aber nach festen Regeln geführt werden. „Wir haben einen Minimalkonsens: gewaltfrei, konstruktiv und pluralistisch“, sagte Hill. Statements, die zu Gewalt beim Gipfel aufriefen, würden von der Seite entfernt. „Wir wollen die Vielfalt der Meinungen. Es wird am Ende kein Manifest oder etwas Ähnliches geben.“

Weitere Aktionen geplant

Hill und Kausch planen weitere Aktionen. So können Hamburger an 20 Stationen in der Stadt ihre Haltung per Video aufnehmen lassen, die dann auf der Website hochgeladen wird. Am 7. und 8. Juli, also während des Gipfels, rufen die Initiatoren die Hamburger auf, Weiß zu tragen. „Weiß steht für die Farbe des Friedens und ist im positiven Sinn parteipolitisch neutral“, sagte Hill.

Diese Neutralität ist den beiden, die Mitglied der CDU sind, auch generell wichtig, obwohl Parteipolitiker nicht ausgeschlossen seien. „Aber vor allem dürfen wir nicht schweigende Mehrheit bleiben und den gewaltbereiten Protestlern nicht das Feld überlassen“, so Hill.