Hamburg. Das Orchester um Intendant Daniel Kühnel ist Teil eines Förderprogramms. Ministerin Monika Grütters will die Vergabe neu überprüfen.
In Hamburgs Kulturlandschaft sind die hiesigen Bundestags-Abgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) als effektive Geldboten aus dem Reichstag bekannt und beliebt. Nun aber scheinen die Symphoniker Hamburg um die Überweisung von je 900.000 Euro jährlich für die nächsten fünf Jahre bangen zu müssen – als eines von bundesweit sechs Orchestern, denen der jeweils gleiche Betrag im Rahmen des Haushaltsausschuss-Pilotprojekts „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“ versprochen wurde.
Denn Kultur-Staatsmininsterin Monika Grütters (CDU), die Nachweispflicht eines „erheblichen Bundesinteresses“ betonend, wartet noch auf eine Grund, warum gerade zum Beispiel die Hamburger Symphoniker eine solche bevorzugte Behandlung erfahren sollten und wo das erhebliche Bundesinteresse liege. Auf der Empfängerliste stehen die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz, Bochumer Symphoniker, die Symphoniker Hamburg, die Jenaer Philharmonie, die Münchner Symphoniker sowie die Stuttgarter Philharmoniker. Erstmals hatte Grütters im Februar ihre Bedenken angemeldet.
Entscheidung für Symphoniker hat "Verwunderung und Widerspruch" ausgelöst
„Förderprogramme müssen nach nachvollziehbaren Kriterien bewerbungsoffen ausgeschrieben werden und die zu Fördernden von Fachleuten ausgewählt werden. Dies ist keine Aufgabe eines Parlamentsausschusses“, teilte ihr Sprecher am Mittwoch mit. „Die Entscheidung des Haushaltsausschusses hat bei anderen Orchestern in Deutschland (es gibt über 130 Berufsorchester), aber auch in Landesministerien und selbst bei Bundesstagsmitgliedern erhebliche Verwunderung und Widerspruch ausgelöst. Daher kann es keine andere Entscheidung geben, als die Umsetzung vorerst auszusetzen, bis es ein allgemein akzeptiertes, fachlich fundiertes Konzept gibt.“ Daran werde jetzt „mit Hochdruck“ gearbeitet.
Der Kommentar von Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel zur Berliner Kontroverse: „Das hervorragende Bundesprojekt verspricht, erhebliche Impulse für die deutsche Orchesterlandschaft zu setzen. Die Zusammenarbeit mit der Fachebene im Ministerium ist sehr konstruktiv. Ich bin zuversichtlich, dass es zu einem positiven Bescheid kommen wird.“ Mit dem Gesamtetat – aktuell 7,7 Millionen Etat – hätten diese Bundesmittel nur bedingt zu tun, da sie ausschließlich für Exzellenzsteigerungs-Projekte zu nutzen wären. Der Spielbetrieb an sich funktioniere unabhängig davon. Aus der Kulturbehörde hieß es dazu: „Wir nehmen das zur Kenntnis und hoffen, dass sie sich einigen.“