Hamburg. Hässlich oder große Kunst: Das Hamburger Abendblatt zeigt eine Auswahl. Ein Bahnhof wurde zu Deutschlands bestem gewählt.

Nicht weniger als 91 U-Bahn- und 68 S-Bahn-Stationen gibt es im Hamburger Schnellbahnnetz. Darunter sind große Knotenpunkte wie der Hauptbahnhof oder kleine, einsame Haltestellen im Grünen wie etwa Kiekut im Kreis Stormarn. Grundsätzlich sollen die Stationen funktionell sein und täglich Hunderte, Tausende und teils sogar Zehntausende von Fahrgästen zum und vom Zug bringen.

Doch gibt es gewaltige Unterschiede, und zwar längst nicht nur im Hinblick auf die Größe. Das Abendblatt hat sich einmal umgeschaut und wahre Schmuckstücke unter den Hamburger U- und S-Bahn-Haltestellen gefunden, die teilweise sogar zum längeren Verweilen einladen. Es gibt aber auch Stationen, die so heruntergekommen und eklig sind, dass man sie am liebsten nur fluchtartig verlassen möchte, ohne nach links, rechts, oben oder unten zu schauen. Hier ist unsere Auswahl der schönsten und schäbigsten Hamburger U- und S-Bahn-Stationen, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

DIE SCHÖNSTEN
HafenCity Universität (U 4):
Die am 29. November 2012 eröffnete Station der neuen U-Bahn-Linie U 4 ist eine Attraktion, die man nicht nur gesehen, sondern erlebt haben muss, selbst wenn man gerade nicht mit der U-Bahn fahren will. Dafür sorgen die zwölf, jeweils sechs Tonnen schweren Leuchtcontainer in der Größe eines 20-Fuß-Containers, die entlang des Bahnsteigs von der Decke hängen. Sie bestehen aus einem Stahlgerüst, das mit Milchglas verkleidet ist und in dessen Innerem sich je 280 farbige LEDs befinden.

An Wochenenden und Feiertagen werden hier zwischen 10 und 18 Uhr jeweils zur vollen Stunde Licht- und Musikkompositionen aufgeführt. Passend zu klassischer Musik, die im Zwischengeschoss abgespielt wird, wechseln die Leuchtcontainer ihre Farbe. In der übrigen Zeit finden dauerhaft langsame Farbübergänge statt, die der Station immer wieder eine andere Stimmung verleihen. Die Eingangsbereiche sind großzügig angelegt und werden wie der Bahnsteig regelmäßig penibel sauber gehalten.


Hamburg Airport (S 1):
Seit dem 12. Dezember 2008 ist die S-Bahn-Station am Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel in Betrieb und bildet eine Endstation der Linie S 1. Rund 30 Meter unter der Erdoberfläche wirkt er durch die hohe, kuppelförmige und vor allem helle Decke sehr ansprechend. Die Stahlkonstruktion darunter ähnelt der in den beiden großen Terminals 1 und 2 des Flughafens selbst. Der Bahnsteig und die beiden Zugangsbereiche sind großzügig angelegt und auffällig sauber.


Klosterstern (U 1):
Die 1929 eröffnete Tunnelstation in Harvestehude an der Grenze zu Eppendorf hat bis Dezember 2016 eine Auffrischungskur erhalten, die ihr gutgetan, aber gleichzeitig ihren stilvollen Charakter erhalten hat. Typisch sind beispielsweise die Reihe von Metallstützen in der Mitte des kurvenförmigen Bahnsteigs und die großen Lampen in Dreiecksform. Letztere waren bereits bei der Restaurierung der Station in den 1980er-Jahren teils erhalten, teils originalgetreu nachgebaut worden.


Othmarschen (S 1, S 11):
Geprägt wird diese bereits 1882 eingeweihte S-Bahn-Station von der 15 Jahre später errichteten Holzdach-Konstruktion auf dem Bahnsteig. Diese steht seit 2005, völlig zu Recht, unter Denkmalschutz und ist derzeit in Hellblau, Rot, Weiß und Cremefarben sehr stilvoll gestrichen. Zudem wird der kleine Kiosk auf dem Bahnsteig von Pendlern und Gelegenheits-Fahrgästen wegen seiner erstaunlichen Auswahl geschätzt. Die Station ist ein echtes Schmuckstück im Hamburger S-Bahn-Netz.


Dammtor (S 21, S 11, S 31):
Der nach seinem Verkehrsaufkommen drittgrößte Hamburger Fernbahnhof ist nach offiziellem Sprachgebrauch der Bahn wegen der nicht vorhandenen Weichen gar kein „Bahnhof“, sondern nur ein „Haltepunkt“ für Fern- und S-Bahn. Dies war dem Verein „Allianz pro Schiene“ allerdings egal; sie kürte das 1903 errichtete und imposante Bauwerk 2006 zu Deutschlands Großstadtbahnhof des Jahres. Davon zeugt noch heute das verliehene Metallschild an einem der beiden Haupteingänge.

Grundlage für die Auszeichnung war die 2002 abgeschlossene, aufwendige Sanierung, von der vor allem die ebenerdige Bahnhofshalle im Jugendstil noch heute profitiert. Sie steht unter Denkmalschutz, ist mit Sandstein verkleidet und geschmückt mit Symbolen des Handels, der Bahn, der Schifffahrt und dem Stadtwappen. Die Holzverkleidungen an den Geschäften und Schaukästen erinnern an längst vergangene Dampflokzeiten, sind aber gepflegt und stilvoll. Insgesamt ist der Bahnhof Dammtor weitaus sauberer als etwa der Hauptbahnhof.


Überseequartier (U 4):
Wie die Station HafenCity Universität wurde auch diese Haltestelle der neuen Linie U 4 Ende 2012 eröffnet. Sie ist großzügig angelegt und liegt 19,50 Meter unter dem Geländeniveau. Neben den Rolltreppen der beiden Eingänge befinden sich Lautsprecher, aus denen Meeresrauschen und andere maritime Geräusche kommen. Dies verstärkt den Unterwasser-Eindruck, der optisch durch die Wandfliesen hervorgerufen wird. Diese sind blau und werden von oben nach unten dunkler. Silberne Bleche an der Decke sollen die Wasseroberfläche darstellen. Auf dem Bahnsteig steht als „Hingucker“ in einem Glaskasten ein Modell des Kreuzfahrtschiffes „Queen Elizabeth 2“ im Maßstab 1:100. Dies ist eine Dauerleihgabe des nahe gelegenen Maritimen Museums. Auch diese gerade einmal gut vier Jahre alte Station ist weit mehr als nur eine U-Bahn-Haltestelle.

DIE SCHÄBIGSTEN
Nettelnburg (S 2, S 21):
Wer hier zur S-Bahn will, muss sich zunächst in einen auch am Tage dunklen, tunnelartigen Durchgang wagen. Hier sind die Bodenfliesen insbesondere am Rande ekelhaft verdreckt und ganz offensichtlich seit Wochen oder gar Monaten nicht mehr richtig gereinigt worden. Ein Highlight sind eine Brötchentüte und ein Papp-Kaffeebecher, die ein Scherzkeks oben auf die Dornen gespießt hat. Diese sollen Tauben davon abhalten, sich hier auf einem Rohr niederzulassen. Aber auch auf dem Boden findet sich allerlei Unrat, der offenkundig nicht erst an diesem Tag hier fallengelassen wurde.


Diebsteich (S 3, S 21):
An dieser Stelle soll bis 2023 der neue große Fernbahnhof Hamburg-Altona entstehen. Es scheint, als lohne es sich deshalb nicht mehr, die Station wenigstens einigermaßen in Schuss zu halten oder gar noch etwas zu investieren. Im Eingangsbereich sind Deckenplatten abgebrochen, Kabel schauen heraus, die ehemals weißen Wandfliesen sind ebenso verdreckt wie der Boden. Die Betontreppe zum Bahnsteig, der an einigen Stellen von Taubenkot übersät ist, wirkt schon beängstigend marode.


Mittlerer Landweg (S 2, S 21):
Die Station ist zwar erst 2012 renoviert und dabei auch mit einem Fahrstuhl ausgestattet worden. Doch jetzt sind schon wieder erste Spuren der Verrottung deutlich zu erkennen. Im oberen Bereich des verglasten Treppenaufganges sammelt sich in Massen Staub, die Scheiben sind bereits wieder so verdreckt, dass die aufgeklebten, schwarzen Vogelsilhouetten, die kleine Vögel davon abhalten sollen, ins Glas zu fliegen, geradezu grotesk wirken. Schlimmer noch aber ist, dass unten im Eingangsbereich erneut die weiße Farbe von der Wand abbröckelt. Der Boden scheint seit Monaten nicht mehr gereinigt worden zu sein.