Speisen mit Blick auf Elbphilharmonie und Hafen: An der Hafenstraße eröffnen zwei Restaurants – mit ungewöhnlichen Konzepten.

Kulinarische Renaissance am Elbhang auf St. Pauli Speisen mit Blick auf Elbphilharmonie und Hafen: Unweit des Golden Pudel Clubs an der St. Pauli-Hafenstraße eröffnen in diesem Sommer zwei neue Restaurants – mit außergewöhnlichen Konzepten.

Eigentlich gehört der Ort zu den schönsten der Stadt. Doch zuletzt schrieb er immer wieder negative Schlagzeilen. Erst zerstörte ein Feuer Anfang 2016 den legendären Golden Pudel Club, später machte die Ecke immer wieder durch Einsätze der Polizei auf sich aufmerksam, die versucht, die dortige Dealerszene zu verdrängen. Dabei gehört das Areal rund um den Antonipark, vielen Hamburgern besser als „Park Fiction“ bekannt, insbesondere in den Sommermonaten zu einem beliebten Treffpunkt. Ein Ort mit sehr viel Potential.

Rezepte aus Costa Rica, Nicaragua oder Peru

Das dachten sich offenbar auch einige Gastronomen, die den Ort in diesem Frühsommer mit ganz unterschiedlichen Konzepten wieder zu neuem Leben erwecken wollen. Den Anfang macht das Team um die beiden Globetrotter Johannes Riffelmacher (30) und Thomas Kosikowski (28), die im Mai im ehemaligen Café „Amphore“ an der Hafenstraße ihr erstes eigenes Restaurant eröffnen wollen. Beide kennen sich bereits seit der Schulzeit und haben in den vergangenen Jahren viel zusammen erlebt.

Ende 2013 kündigten beide ihre Jobs und machten das, was sie am allerliebsten machen: reisen, surfen, kochen. Mit Kamera, Surfbrett und jeder Menge Appetit reisten die Freunde mehrere Monate durch Südamerika. Mitgebracht von ihrer Reise haben sie schließlich mehr als 140 kulinarische Rezepte aus Ländern wie Costa Rica, Nicaragua, Peru oder Chile, die sie wenig später in einem gemeinsamen Buch zusammenfassten.

Inzwischen haben sie ein zweites Buch über Mexiko veröffentlicht und sich unter dem Namen „Salt & Silver“ eine feste Marke aufgebaut, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken wachsender Beliebtheit erfreut.

Nach einigen Pop-Up-Konzepten und Catering-Erfahrungen, erfüllen sich beide nun ihren großen Traum. „Wir wollen nicht mehr und nicht weniger als Hamburg die authentische Küche aus aller Welt näher zu bringen“, sagt Johannes Riffelmacher. Noch wird in den Räumen der ehemaligen „Amphore“ fleißig gebaut und alle Beteiligten machen ein großes Geheimnis um ihr neues Restaurant. Selbst der Name bleibt bis zur Eröffnung geheim. Nur so viel: Der Schwerpunkt soll vor allem auf süd- und lateinamerikanischer Küche mit mexikanischen oder peruanischen Gerichten liegen.

Am Wochenende gibt es Frühstück

„Von kleineren Klassikern wie Tacos oder Ceviche bis zu aufwendigen Schmorgerichten, die über zwei Tage köcheln, wird alles dabei sein. Sowohl Fleisch und Fisch, aber auch vegetarische und vegane Gerichte“, sagt Thomas Kosikowski. Es könne aber auch mal ein marokkanisches Lammgericht oder etwas anderes sein. Während das Restaurant unter der Woche ab 18 Uhr öffnen soll, wird am Wochenende ab 10 Uhr bereits Frühstück serviert. „Der Ausblick auf Elbe und Hafen ist von hier aus einmalig und mit Glück haben wir bis zu 12 Stunden Sonne täglich – das muss man einfach ausnutzen.“

Kein Wunder, dass das Team neben 35 Plätzen im Inneren, vor allem auf die Außenfläche setzt. „Wir werden einige Gerichte anbieten, die man auch ganz locker mit nach draußen in den Park oder an die Elbe nehmen kann.“ Mit Tobias Beck (34) haben die beiden zudem einen erfahrenen Bar-Chef mit ins Boot geholt, der in den Abendstunden mit traditionellen südamerikanischen Spirituosen wie Tequila, Rum oder Pisco experimentieren wird. Kochen werden „Jo“ und „Cozy“, wie beiden Weltreisenden am liebsten genannt werden, hingegen großteils selbst. Mit dem Reisen ist dann jedoch erst einmal vorbei. „Aber im Winter werden wir sicherlich mal für ein paar Wochen die Tür hinter uns schließen und wieder in die Welt ziehen, um uns neu inspirieren zu lassen.“ Um die Welt zu entdecken, muss man dabei nicht lange reisen.

Mamanėsʜa bringt traditionell-indische Küche

Nur wenige Meter entfernt soll ab Anfang Juni ein Stück Indien auf St. Pauli zu finden sein. Mit dem „Mamanėsʜa – Indian Dining“ wollen Restaurantleiterin Anni López (27) und ihr Team die „farbenfrohe Welt Indiens“ auf den Kiez bringen. Das Restaurant zieht in die lange Zeit leerstehenden Räumlichkeiten an der Antonistraße, Ecke Bernhard-Nocht-Straße und verspricht an sieben Tagen in der Woche „ eine kreative und traditionell-indische Küche“. Neben Gerichten wie einem würzigen und mild-scharfen „Butter Chicken", will das Küchenteam auch ein traditionelles „Thali“ anbieten, das aus verschiedenen, regional unterschiedlichen Gemüse- und Fleischcurries zusammengestellt wird.

„Alle Gerichte werden dabei in kleinen Mettalschalen auf einem runden Tablett serviert“, sagt Anni López. Dazu werde Reis oder Naan Brot, ein indisches Fladenbrot, gereicht. Probieren lassen sich all diese Gerichte in Zukunft wohl schon ab der Mittagszeit. So wolle man für Nachbarn und Beschäftigte aus der Gegend einen günstigen Mittagstisch anbieten. Wer Glück hat, kann daher die Mittagspause zukünftig bei einem Glas Lassi, einem indischen Joghurtgetränk, in der Sonne am Hafen genießen. Denn neben den 55 Sitzplätzen im Inneren, soll es auch rund 35 Außenplätze geben. Bei der Aussicht quasi eine Selbstverständlichkeit.

Damit könnte es rund um Hafenstraße und Park Fiction zukünftig deutlich voller werden. Kein Problem, sagt Lars Menge. Der erfahrene Gastronom freut sich über die vielen neuen Mitbewerber in seiner Nachbarschaft. „Wir waren zu lange alleine an diesem Standort“, sagt Menge, der mit Küchenmeister Stephan Niese seit 2004 im Restaurant „Schauermann“ an der Hafenstraße gehobene mediterrane Gerichte serviert. Für ihn sind die neuen Nachbarn keine Konkurrenz, im Gegenteil. „Ich freue mich, wenn dadurch wieder mehr Bewegung entsteht und wir alle gemeinsam diesen Ort positiv beleben können.“