Hamburg. Schiffsabwasser kann an neuer Station am Klärwerk entsorgt werden. Bisher landete viel im Fluss.
„Läuft“, stellt Kay Buck zufrieden fest. Knapp sechs Monate hat der Bauleiter von Hamburg Wasser mit den Tücken der Technik gekämpft. Doch nun zieht die Pumpe endlich, wie sie soll. Das Abwasser fließt. Damit steht dem regulären Betrieb der neuen Annahmestation für Schiffe am Klärwerk Hamburg nichts mehr im Wege. Und das ist gut, denn sie wurde bereits sehnlichst erwartet. Die neue Anlage hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber der bislang einzigen anderen öffentlichen Anlaufstelle für Schiffe im Hamburger Hafen: Sie ist tideunabhängig.
Von außen kaum ersichtlich, schwimmen unterhalb des neuen Pontons am Klärwerk Köhlbrandhöft die Pumpe und der drei Kubikmeter umfassende Abwasserbehälter. Beides bewegt sich so mit den Gezeiten auf und ab. Vom Ponton aus führt ein Rohr direkt ins Klärwerk, wo das Wasser gleich wieder aufbereitet wird. Bislang gab es nur eine Annahmestelle an der Hafenstraße am Kai. Sie ist durch eine steile Leiter für die Schiffsleute zu erreichen. Das ist umständlich und birgt Gefahren. Zudem muss die Pumpe ein starkes Gefälle bis zum weiter oben angebrachten Behälter überwinden.
Kosten sollen refinanziert werden
Das kostet Zeit, wie Nico Berg weiß. Er ist Manager der Elbreederei Rainer Abicht. Bis zu zwei Stunden könne es dauern, bis der größte Tank des flotteneigenen Raddampfers entleert sei. „Für uns ist das eine große Erleichterung. Wir waren immer tideabhängig und mussten mit zwei Mann zur Annahmestation“, berichtet Berg. Jetzt sei es viel besser.
300.000 Euro investierte das städtische Unternehmen Hamburg Wasser in die neue Anlage. Durch eine gesonderte Abgabe bei der Abwassergebühr für die Schiffe sollen die Kosten refinanziert werden. Noch auf einer anderen Ebene soll sich das Projekt auszahlen, und zwar im Sinne der Umwelt.
Abwassermengen sind rückläufig
Denn die Abwassermengen, die von den Passagierschiffen das Klärwerk erreichen, sind rückläufig. „Da die Zahl der Schiffe im Hamburger Hafen nicht abnimmt und es keine anderen Wege gibt, das Abwasser zu entsorgen, liegt die Vermutung nahe, dass es in der Elbe landet“, sagt Harald Hanßen. Er ist für die Prozessführung bei Deutschlands größtem Klärwerk im Hamburger Hafen verantwortlich. Laut Hanßen wurden vor fünf Jahren rund 10.000 Kubikmeter Abwasser pro Jahr verzeichnet. Heute sei es knapp die Hälfte.
Dabei sind sowohl die Barkassen und Fahrgastschiffe im Hafen als auch die Binnenschiffe von auswärts auf die Anlage angewiesen. Berg überschlägt, dass allein die Zahl der in Hamburg registrierten Barkassen und Passagierschiffe bei 80 Stück liegen müsste. Hinzu kommen etwa 11.000 Binnenschiffe, die pro Jahr den Hafen ansteuern. Wo die alle das Abwasser lassen, ist somit nicht ganz klar. Klar ist: Es in die Elbe zu kippen ist verboten. Erstaunlich: Sowohl die Umweltbehörde als auch die Hamburg Port Authority erklären sich bei dem Thema für nicht zuständig und verweisen auf den jeweils anderen.
Andere Häfen sind schon viel weiter
Unabhängig davon ist Hanßens Hoffnung, dass die erleichterten Bedingungen zu einer größeren Nutzung und somit zu weniger Dreck führen. Anlass für die Anlage war übrigens der Zufall. Bei einer Hafenrundfahrt erfuhr Hanßen beiläufig von der Schiffsbesatzung von den Problemen.
Berg, der jahrelang zur See fuhr und viele Häfen gesehen hat, kann darüber nur den Kopf schütteln. „Hamburg ist in vielen Punkten der Zeit hinterher“, so Berg. Besonders den Kieler Hafen lobt der ehemalige Kreuzfahrtschiffer sehr. Aber: „Hamburg holt auf. Es wird besser.“