Hamburg. Der frühere Kiezclub-Kapitän Jens Duve eröffnet am Elbufer ein Bistro mit bis zu 400 Plätzen. Wie er die alte Kate modernisieren will.

Bald bietet sich Spaziergängern am Elbufer ein neuer Ankerplatz. Die alte Elbkate am Övelgönner Hohlweg, backbords des 217 Tonnen schweren Findlings Alter Schwede exzellent gelegen, präsentiert sich von Karfreitag an als komplett saniertes, kaum wiederzuerkennendes Strandhaus.

25 Strandkörbe mit Elbblick

Neuer Pächter ist die Familie des ehemaligen Kapitäns und Vizepräsidenten des FC St. Pauli, Jens Duve. Während der frühere Profi (Spitzname: „Der Chef“) als Projektmanager im Einsatz ist, werden Ehefrau Sylvia und Tochter Alisa das Restaurant betreiben.

„Wir legen mit komplett neuer Karte, Service und Mannschaft los“, kündigt Sylvia Duve beim Lokaltermin an. Überall im komplett entkernten Gebäude wird gehämmert, gesägt und geschraubt. Innen soll es auf 300 Quadratmetern 100, draußen auf 500 Quadratmetern mehr als 300 Sitzplätze geben. Auch die Veranda vor der Eingangstür ist anders gestaltet. Auf der Terrasse werden 25 Strandkörbe mit direktem Elbblick platziert. Von der Elbchaussee, Höhe Halbmondsweg, führt ein kleiner Weg durch Schröders Park hinunter.

Damit erfährt ein traditionsreicher Rastplatz in bester Lage eine Renaissance. Am 10. August 1925 hatte Altonas Oberbürgermeister Max Brauer an dieser Stelle die Wasserfluglinie Hamburg–Dresden eröffnet. Neben Passagieren beförderten die Maschinen „Silbermöve“ und „Wildente“ der Junkers-Werke Dessau Post, Päckchen und Fisch. Tickets wurden in einer Holzbaracke verkauft, der späteren Elbkate. Wirt Oskar Sporrer, ein Hamburger Original mit bayerischen Wurzeln, führte das Restaurant von 1991 bis zu seinem Ruhestand vor wenigen Wochen.

Eröffnung zu Ostern

Gemeinsam mit seinen Doppelkopf-Kumpels war Jens Duve bisweilen Gast in der Kate. „Wenn du irgendwann aufhören willst, sag Bescheid“, bat der Bankkaufmann vor vielen Jahren. Das Haus und seine Geschichte faszinierten ihn. Nach dem vorzeitigen Ende seiner Profikarriere wegen eines Kreuzbandrisses machte sich Duve selbstständig. Derzeit betreibt er gemeinsam mit dem Helios-Konzern Rehazentren an sechs Standorten, darunter mit 32 Betten in der Endo-Klinik in Altona.

„Oskar hielt Wort“, berichtet Jens Duve. Über den Abstand einigten sich beide per Handschlag. Die Übernahmeverhandlungen führte er von März 2016 an mit der Sprinkenhof GmbH, zuletzt mit der neuerdings zuständigen Stadtreinigung. Insgesamt gab es 20 Bewerber für das geschichtsträchtige Gebäude. Am 22. Dezember 2016 erhielt die Familie Duve nach finaler Präsentation den Zuschlag und einen langfristigen Pachtvertrag. Zum Geschäft gehören öffentliche Toiletten, deren Baukosten die Pächter tragen müssen.

Soll der Eröffnungstermin des neuen Lokals Strandhaus zu Ostern gehalten werden, ist noch reichlich Arbeit zu leisten. In den ersten Tagen wird ein Schwenkgrill aufgebaut. Über Geld spricht Jens Duve als Hanseat nicht so gerne, gibt als Investition jedoch eine „nicht unerhebliche sechsstellige Summe“ an. „Abreißen und ein Neubau wären billiger gewesen“, sagt er.

Nur montags ist geschlossen

Das soll und muss sich rechnen. Zum Konzept zählen eine Bistroküche mit Tagessuppen, Ofenkartoffeln, Salaten, Flammkuchen und Fischbrötchen, Kuchen, Eis sowie alle möglichen Getränke – je nach Jahreszeit. „Systemgastronomie hat bei uns keine Chance“, garantiert Sylvia Duve. Geöffnet wird von 11 bis 22 Uhr. Montag ist Ruhetag. Neben dem Service am Platz wird es einen kleinen Markt mit mobilen Verkaufsständen geben. Die modernen Sitzmöbel im Außenbereich werden von den Elbe-Werkstätten hergestellt.

Während sich Jens Duve nach der Eröffnung hauptsächlich um seine Reha-Unternehmungen kümmern wird, übernehmen Ehefrau Sylvia und Tochter Alisa das Kommando. Zusätzlich werden sieben oder acht Mitarbeiter fest angestellt sowie Aushilfen angeheuert. Die meisten kommen aus dem Freundeskreis der Familie, zum Beispiel eine frühere Babysitterin oder Ex-Mitspieler Jürgen Gronau.

Bei der Einkehr soll den Gästen die Historie des ehemaligen Ticket-Büros bewusst sein: „Die Geschichte des Hauses liegt uns am Herzen.“ Zum Archiv des gegenüber gelegenen Airbus-Werks wurde Verbindung aufgenommen, ebenfalls zum Kulturverein Finkenwerder. Gesucht werden alte Fotos und Dokumente. Demnächst wird ein Künstler das Bild eines Flugterminals auf die Gebäudewand sprayen. Und dann wollen die Duves im neuen Strandhaus so richtig loslegen. Volle Kraft voraus.