Hamburg. Die Hamburger Biermarke wollte ihr Bier-Zitronenlimo-Gemisch als Radler verkaufen. Jetzt rudert der Carlsberg-Konzern zurück.
Ein Namensstreit erregt die Gemüter in der Hansestadt: Das Abendblatt hatte am Mittwoch berichtet, dass ausgerechnet die traditionsreiche Hamburger Biermarke Astra, die sonst mit dem Slogan "Mit Liebe gebraut im Herzen Hamburgs" besonders großen Wert auf ihre Herkunft legt, das Alsterwasser abschafft. Ihr Bier-Zitronenlimo-Gemisch soll demnach mit neuer Rezeptur künftig als Kiezmische mit dem Zusatz "fruchtiges, trübes Radler" verkauft werden. Daraufhin nahm die Debatte in den sozialen Netzwerken erst richtig Fahrt auf.
"In Hamburg sagt man Tschüs und nicht Servus! In Hamburg trinkt man Alster und nicht Radler", kommentierte ein User auf Facebook. Ein anderer ergänzte: "Ein Radler in Hamburg bestellen ist wie ein Bananenweizen im Hofbräuhaus zu bestellen – geht gar nicht." Manch einer forderte sogar, eine Petition ins Leben zu rufen, um den Begriff Alsterwasser zu retten. "Das Alster darf nicht aussterben!" Andere riefen zum Boykott von Astra auf: "Radler könnt ihr alleine trinken. Ich weigere mich, denn ich bin aus Hamburg."
Astra knickt nach Kritik ein
Am Mittwochvormittag reagierte der Brauereikonzern Carlsberg und kündigte offenbar als Reaktion auf die massive Kritik an, die User im Internet über die Bezeichnung des Biermischgetränks abstimmen zu lassen. Den Produktnamen Kiezmische will man bei Carlsberg jedoch beibehalten. Die Nutzer der Astra-Community auf Facebook können stattdessen über den Zusatz "fruchtig, trübes Radler" oder einem alternativen Claim, in dem der Begriff ,Alsterwasser' oder kurz ,Alster' enthalten sein soll, abstimmen. "Den Start der Abstimmung werden wir noch in dieser Woche auf Facebook bekanntgeben", so Carlsberg-Sprecher Christoph Boneberg gegenüber dem Abendblatt. Er betonte jedoch, dass dies keine Reaktion auf die Berichterstattung sei. "Von ,Einknicken' kann keine Rede sein. Wir verfolgen die Diskussion in der Community seit geraumer Zeit und haben uns daher entschieden, die Chance jetzt zu nutzen, um die Konsumenten entscheiden zu lassen."
Zunächst hielt Carlsberg am "Radler" fest
Noch am Dienstag hatte Carlsberg auf Abendblatt-Anfrage an der Bezeichnung Radler festgehalten. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, weil Hamburg nach wie vor unsere Heimat ist", sagte Christoph Boneberg. Man könne jeden verstehen, der an dem Begriff ,Alsterwasser' hänge. Man wolle die Kunden jedoch nicht in die Irre führen, da Alsterwasser für das bisherige Produkt mit Süßstoff stehe.
Da Astra inzwischen rund 50 Prozent seines Bieres außerhalb von Norddeutschland verkauft, habe man zudem für Klarheit sorgen wollen: "Der Begriff ,Alsterwasser' hat in verschiedenen Regionen Deutschlands auch unterschiedliche Bedeutungen, während der Begriff Radler deutschlandweit bekannt ist und der Verbraucher weiß, was ihn erwartet. Da Astra deutschlandweit expandiert, haben wir uns daher für eine Umbenennung entschieden." Hinter der umstrittenen Entscheidung stehen demnach vor allem marketingtaktische Erwägungen – für die viele Hamburger kein Verständnis haben.