Hamburg. Direktor Jost Deitmar und der Mutterkonzern Deutsche Seereederei haben sich offenbar zerstritten. Suche nach Nachfolger läuft.
Nach 20 Jahren als geschäftsführender Direktor verlässt Jost Deitmar das Hotel Louis C. Jacob an der Elbchaussee. Der Grund ist offensichtlich ein Zerwürfnis mit dem Mutterkonzern des Hotels, der Deutschen Seereederei. „Die Hotelgruppen der Deutschen Seereederei GmbH, die am Markt unter den Marken A-Rosa, a-ja, Henri, Louis C. Jacob und Neptun auftreten, haben ein Expansionsprogramm aufgelegt, das grundsätzlicher, struktureller Änderungen im Konzern und den einzelnen Hotels bedarf“, heißt es in einer Pressemitteilung. Unterschiedliche Ansichten zu diesen Umstrukturierungsmaßnahmen hätten zur Trennung des Konzerns von Jost Deitmar geführt.
Deitmars Vertrag, der im Herbst dieses Jahres ausläuft, wird nicht verlängert. Noch im vergangenen Herbst zeichnete ihn das Gastro-Magazin „Rolling Pin“ als „Hotelier des Jahres“ aus. Der Direktor lenkte die Geschäfte des Louis C. Jacob seit 1997 und etablierte es zusammen mit den 143 Mitarbeitern als Haus der Spitzenklasse auf dem nationalen und internationalen Hotelmarkt. „Das Hotel wird auch künftig – wie in den vergangenen 20 Jahren – als Traditionshaus fortgeführt werden“, teilt die Deutsche Seereederei mit.
Gespräche mit potentiellen Nachfolgern
Aus dem Jacob selbst war keine Stellungnahme zu erhalten. Sowohl Küchenchef Thomas Martin, ebenfalls seit fast 20 Jahren im Haus und mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet, sowie Sprecherin Claudia Bellmann verwiesen auf die Worte des Mutterkonzerns. „Das kam für uns alle völlig unerwartet“, sagt ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte, „ein trauriger Tag.“
Dem Vernehmen nach wurde die Trennung erst während einer Abteilungsleiterkonferenz am gestrigen Montag im Hotel bekannt gegeben. Jost Deitmar soll noch am Nachmittag zu einem Kurzurlaub aufgebrochen sein, auch auf dem Handy war er nicht erreichbar.
Die Nachfolge an der Hotelspitze will das Unternehmen in den nächsten Wochen bekannt geben. Wie Sprecherin Michaela Störr mitteilte, stehe noch nicht fest, wer auf Jost Deitmar folgen könnte – möglicherweise ein Hinweis darauf, dass die Trennung unerwartet und kurzfristig erfolgte. „Es werden noch Gespräche mit potenziellen Nachfolgern geführt“, so Störr.
Jost Deitmar – eine Ausnahmeerscheinung
In der Hamburger Hotellerie zeigte man sich ob der Entwicklungen überrascht. „Davon habe ich nichts gehört, nicht mal das leiseste Gerücht“, sagte beispielsweise Karl Schlichting, dessen Firma die Hotels Fürst Bismarck am Hauptbahnhof, Engel in Niendorf und Seehof in Ratzeburg betreibt, dem Abendblatt.
Horst Rahe, Gesellschafter der Deutschen Seereederei, bedankte sich in der Mitteilung bei Jost Deitmar, der dem Haus einen Platz in der internationalen Spitzenhotellerie und Gastronomie gesichert habe. „Sein Qualitätsbewusstsein, seine Freude an einer ständigen Weiterentwicklung des Hauses und seine Gastgeberqualitäten haben zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen.“
Rahe lebt in der Schweiz und gilt als erfolgreicher Unternehmer und Visionär mit eingebautem Taschenrechner. Zusammen mit dem Hamburger Reeder Nikolaus Schües erfand er 1996 die Aida-Clubschiffe und gründete somit die erfolgreiche Kreuzfahrt-Reederei. Vor drei Jahren hatte Rahe seine Arosa-Hotels in Travemünde und auf Sylt gastronomisch neu ausgerichtet. Die Spitzenrestaurants sollten weiterhin auf hohem gastronomischen Niveau arbeiten, dabei aber offener und lockerer werden. Als Folge verließen die Sterneköche Sarah Henke und Christian Scharrer die Küchen auf Sylt und in dem Ostseebad. Auch Jost Deitmar hatte dieses Konzept im Louis C. Jacob umgesetzt. Um die neue Lockerheit im Hause nach außen zu demonstrieren, verzichtete der stets tadellos gekleidete Hotelchef im Haus auf die tägliche Krawatte, außerdem sprachen sich die Mitarbeiter mit Vornamen an – Deitmar inklusive. Auch der Restaurantbetrieb sorgte zuletzt mit Plänen für eine entspanntere Gastronomie für Aufsehen – normale Hauptgerichte statt aufwendiger Menüs und günstigere Weine sollten das Angebot erweitern und die Hemmschwelle für neue Gäste senken.
Zwanzig Jahre an der Spitze eines Luxushotels zu stehen, galt bundesweit als absolute Ausnahme. Eine Ausnahmeerscheinung ist aber auch der 2,01 Meter große Jost Deitmar selbst. Der Witwer war nicht nur der stets freundliche-souveräne Botschafter des Betriebs, sondern er identifizierte sich geradezu mit dem Louis C. Jacob. Er wird schwer zu ersetzen sein.