Eppendorf. Im Holthusenbad sollen Gäste wie in den 1920er-Jahren schwitzen. Andere Bäder setzen auf japanisches oder skandinavisches Ambiente.
Noch heute bekommt Waldemar Jakobi Gänsehaut, wenn er an die Show denkt, die er vor wenigen Wochen erlebt hat. „Die Musik, das Licht, die Atmosphäre – es war ein großartiges Erlebnis.“ Doch der Leiter des Holthusenbads an der U-Bahn-Station Kellinghusenstraße war nicht etwa in einem Musical. Er hatte in der Sauna einen Show-Aufguss miterlebt. Gespielt wurde „Alice im Wunderland“. Die Aufgießerin hatte sich entsprechend verkleidet und das Märchen in drei Akten nachgespielt – bei jeder der zehnminütigen Aufgussphasen einen.
Aufgießer werden zu Entertainern
Die Zeiten, in denen Aufgießer im luftigen Sportdress die Sauna betraten und nach Latschenkiefer duftendes Wasser auf glühende Steine kippten, sind offenkundig vorbei. „Heute sind Aufgießer Entertainer, die den Saunabesuch für ihre Gäste zu einem Erlebnis machen“, sagt Badleiter Jakobi. Ein Trend, der sich im Sauna-affinen Deutschland entwickelt habe und von Bäderland aufgegriffen wurde.
Neben den Events, die seit zwei Jahren meist während der Mitternachtssauna in den verschiedenen Bädern stattfinden, gab es im vergangenen Jahr den ersten „Sauna-Challenge“ genannten Wettbewerb, bei dem die Aufgießer in den Kategorien „Bester Show-Aufgießer“, „Bester Entertainer“ und „Bester Wedler“ gegeneinander antraten. In diesem Jahr messen sich zwölf Bäderland-Mitarbeiter Ende März in der sogenannten Mastersauna des Altonaer Schwimmbads „Festland“.
Auch an die Sauna-Räume selbst werden heutzutage höchste Ansprüche gestellt. So wurde Ende 2016 der für 2,4 Millionen Euro im japanischen Stil gestaltete Schwitzbereich im Schwimmbad Bondenwald eröffnet: mit Kaminfeuer-Sauna (bei 110 Grad eine doppelt heiße Erfahrung), einer Medien-Sauna (in der auf einem Bildschirm Natur- und Landschaftsaufnahmen abgespielt werden) oder einer Wasserfall-Sauna (mit Wasser, das an einer Wand hinunterplätschert).
Im 1914 erbauten Holthusenbad soll es jetzt besonders spektakulär werden. Dort wird der Spa- und Sauna-Bereich vom 20. März bis zum 15. Oktober geschlossen und für 1,7 Millionen Euro umgestaltet. „Hier entsteht Hamburgs geräumigste Sauna-Landschaft mit den meisten Schwitzangeboten und der größten Abwechslung“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel.
Und nicht nur das. Auch thematisch wird der Bereich, der von acht auf zehn Saunen erweitert wird, neu ausgerichtet. Nach den skandinavisch gestalteten Saunen im MidSommerland (Harburg) und den mediterran ausgerichteten im Hallenbad Blankenese will Bäderland im Schwitzbereich des Holthusenbads das glamouröse Eppendorf der 1920er-Jahre wieder aufleben lassen.
Kabarettvorführungen in der Lichtspielhaus-Sauna
Waldemar Jakobi steht in der eher reizlosen Lounge des jetzigen Spa-Bereichs im ersten Stock des Holthusenbads. Mit hellen Fliesen und Korbmöbeln bildet der Raum zum prunkvoll gestalteten Hallenbad nebenan einen tristen Kontrast. Das soll sich ändern. Anstelle der Lounge ist hier eine Aufguss-Sauna namens „Lichtspielhaus“ geplant (60 Plätze, 90 bis 95 Grad). Sie soll einem historischen Kinosaal nachempfunden werden: Neben Liegeflächen soll es auch Sitze geben, die an Kinosessel erinnern. Ausgerichtet sind sie auf eine Projektionsfläche, die – wie vor der Leinwand in einem historischen Kino – von einem roten Vorhang eingefasst wird. „Im ,Lichtspielhaus“ möchten wir Ballett- oder Kabarettvorführungen zeigen“, sagt Michaela Bauer, die – ebenso wie Badleiter Jakobi – zum Planungsteam gehört.
Dann geht es in einen Raum nebenan. Hier ist die „Glashütte“ geplant, deren Fensterfront und Kuppel an die lichtdurchflutete Empfangshalle einer schönen Jugendstilvilla erinnern sollen (30 Plätze, 100 Grad). Von hier aus haben die Gäste Zutritt zu einer neu angelegten Außenterrasse mit Kalttauchbecken und Liegeflächen. Auch die niedrig temperierten Schwitzbäder auf der sogenannten Themengalerie im ersten Stock sollen renoviert und modernisiert werden: das orientalische und das „normale“ Dampfbad, die Steinsauna, das Aroma- und das Vitalbad.
Über eine Treppe führen Waldemar Jakobi und Michaela Bauer in den Sauna-Bereich im Erdgeschoss. Hier werden die beiden Bestandssaunen inhaltlich verändert. Aus der 90-Grad-Sauna wird das „Kaffeehaus“ (30 Plätze, 80 bis 90 Grad). Für eine authentische Atmosphäre sorgen dunkles, mit Ornamentik verziertes Holz, ein Boden im Schachbrettmuster und Kaffeedüfte.
Aus der daneben liegenden 85-Grad-Sauna wird die „Eppendorfer Stube“ (30 Plätze, 60 bis 70 Grad). Hier wird es aussehen wie einst in den Wohnzimmern der historischen Nachbarhäuser: stuckverzierte Wände, Kassettenelemente an der Decke und einzelne Sitze mit Rückenlehnen. „Es wird eine Herausforderung sein, Accessoires aufzutreiben, die Hitze und Feuchtigkeit aushalten können“, sagt Michaela Bauer. Auch demontierbar sollten die schönen Stücke lieber nicht sein.
Den Sauna-Challenge 2017 am 25. und 26. März im „Festland“ können 250 Gäste miterleben; Tickets unter www.baederland.de