Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz und seine Regierungsmannschaft besuchten den European XFEL. Das beutetet der Röntgenlaser für Hamburg.

Als Robert Feidenhans’l, Professor für Röntgenphysik, seinen halbstündigen Vortrag vor dem Hamburger Senat mit den Worten schließt, „dann hoffe ich, dass sie alles verstanden haben“, bricht schallendes Gelächter aus. Supraleitende Beschleunigertechnologie, Laserlicht, Röntgenstrukturanalyse – all das ließ sich für die Politiker in so kurzer Zeit natürlich nur grob nachvollziehen. Zu Experten hatten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und die Senatoren allerdings auch nicht werden wollen – vielmehr ging es ihnen am Dienstag darum, damit ein Zeichen zu setzen, dass sie ihre wöchentliche Sitzung auf dem Forschungscampus des neuen Super-Röntgenlasers European XFEL in Schenefeld abhielten.

Röntgenlaser soll neue Firmen anlocken

Dessen 3,4 Kilometer lange Anlage verläuft sechs bis 38 Meter tief unter der Erdoberfläche zwischen Bahrenfeld und Schenefeld (Schleswig-Holstein). Was die Maschine leisten soll, dürfte noch längst nicht allen Hamburgern bekannt sein, so der Senat. „Mit dem European XFEL werden wir über den besten Röntgenlaser der Welt verfügen“, sagte Scholz. Dass sich elf Länder an dem Instrument beteiligten, zeige, „was das für ein großes Rad ist, das hier gedreht wird“. Damit werde Hamburg zu einem „herausragenden Standort für Forschung und Innovation“, sagte Scholz. Er hoffe, dass sich deshalb bald neue Firmen in Hamburg ansiedelten.

Der European XFEL ist Supermi­kroskop und Hochleistungskamera in einem. Mit den extrem hellen und kurzen Röntgenblitzen, die das Instrument erzeugen wird, wollen Forscher aus aller Welt so genau wie nie zuvor biologische Strukturen sichtbar machen, ultraschnelle chemische Prozesse filmen und physikalische Zusammenhänge beobachten: bis auf die Ebene von Atomen – Teilchen, die zehn Millionen Mal kleiner sind als ein Millimeter. Die Erkenntnisse könnten etwa zu neuen Medikamenten, kleineren Datenspeichern und effizienteren Katalysatoren führten.

Wenn im September die Experimente starten, wird der Laser das beste Instrument seiner Art sein. Mit dem aktuellen Top-Modell LCLS in Stanford erzeugen Forscher 120 Lichtblitze pro Sekunde – bis zu 27.000 „Schnappschüsse“ pro Sekunde soll der European XFEL schaffen. Damit lassen sich Messungen in wenigen Tagen bewältigen, die in Stanford heute Wochen dauern.

Bau und Inbetriebnahme des European XFEL haben rund 1,5 Milliarden Euro gekostet; Deutschland hat mit rund 760 Millionen Euro den Löwenanteil übernommen, wobei Hamburg 65 Millionen und Schleswig-Holstein 25 Millionen Euro beisteuerten. An den Betriebskosten – angenommen werden 2018 rund 118 Millionen Euro – wird sich Deutschland mit 70 Millionen Euro beteiligen. Davon wird Hamburg fünf Millionen Euro übernehmen, Schleswig-Holstein trägt rund zwei Millionen.