Hamburg. Coldplay, Ellie Goulding und Herbert Grönemeyer wollen mit anderen Musikern am 6. Juli ein Zeichen setzen. So läuft die Ticket-Vergabe.

Es wird ein spektakuläres Ereignis am Vorabend des G20-Gipfels in Hamburg: Am 6. Juli werden die britische Band Coldplay, Sänger Herbert Grönemeyer, Ellie Goulding und die Grammy-Gewinner The Chainsmokers in der Barclaycard Arena im Volkspark auftreten – ohne Gage. Das Besondere: 9000 Tickets werden verlost. Die Organisation Global Citizen, die sich gegen Armut und für Bildungschancen in Entwicklungsländern einsetzt, will mit dem Musikfestival ein politisches Zeichen setzen. Das Abendblatt sprach mit dem Aktivist Hugh Evans, Chef von Global Citizen in New York.

Die Welt ist derzeit ein unfreundlicher Ort: Da sind Armut, religiöse Konflikte, Rechtspopulisten. Wird es ein besonderer G20-Gipfel?

Hugh Evans: Ja, denn es ist eine entscheidende Zeit. Es warten so viele drängende Themen: Die Bekämpfung der Armut, globale Gesundheit, der Umgang mit Flüchtlingen und die Bildung in ihren Herkunftsländern. Vor zwei Jahren haben sich die G20 zu einem Plan durchgerungen, um diesen Aufgaben zu begegnen. Jetzt sollen konkrete Schritte folgen. In Hamburg müssen aus den Versprechen Taten werden.

Wie soll ein Musikfestival dabei helfen?

Es kann ein dringend benötigtes Signal setzen: dass die Bürger wachsam sind und die Politiker zur Rechenschaft ziehen werden. Wir setzen in jedem Jahr vor der UN-Generalversammlung mit einem Konzert ein solches Zeichen. Die Bevölkerung der Welt muss Druck auf ihre Entscheider aufbauen, damit diese die notwendigen Maßnahmen ergreifen. Zum zweiten Mal wollen wir nun auch im Ausland am Abend vor einem wichtigen Gipfel eine klare Erwartung ausdrücken: Worte werden als Ergebnis des G20-Gipfels diesmal nicht reichen.

Bei dem Festival werden gleich vier namhafte Künstler bzw. Bands spielen.

Chris Martin von Coldplay ist seit langer Zeit ein enger Freund unserer Organisation. Er ist der künstlerische Leiter unserer Konzerte. Chris hat Herbert Grönemeyer kontaktiert, der seit Jahrzehnten einer der besten, profiliertesten deutschen Musiker ist. Dass auch Ellie Goulding und The Chainsmokers, die jüngst einen Grammy gewonnen haben, sofort bereit waren, freut uns sehr. Wir werden zusätzlich in den nächsten Monaten weitere Künstler bekannt geben, darunter viele deutsche Bands. Es geht auch darum, lokale und internationale Künstler zusammenzubringen.

Wie läuft die Ticketvergabe?

Sie werden ab dem 14. März verlost, in vier Phasen. Jede dieser Phasen wird mit einem Thema verbunden sein. Zwei Beispiele: In einer Phase sollen sich Menschen im Global-Citizen-Netzwerk per Mail an Deutschland, Italien und Japan richten, damit sich diese mit echtem Geldeinsatz an dem Fond „Education cannot wait“ für Bildungschancen von Flüchtlingen in Krisen- und Notsituationen engagieren. Es sollen Tweets an den kanadischen Premierminister geschickt werden, damit das Land die versprochenen 150 Millionen Dollar für die Bekämpfung von Polio investiert. Eine Aktion wird an die vier größten Parteien in Deutschland gerichtet sein, damit sie sich im Wahlkampf klar zu Fragen weltweiter Armut positionieren.

Hat Ihre Organisation bereits Verbindungen nach Hamburg?

Zur Vorbereitung hatten wir intensive, gute Gespräche mit zivilgesellschaftlichen Akteuren. Ich habe selbst eine Verbindung zu der Stadt, da mein Großvater in Altona geboren wurde. Beim letzten Besuch habe ich mir das Auswanderermuseum angesehen. Hamburg hat eine besonders enge Beziehung zu Freiheit, zur Weltoffenheit. Das kann eine Chance sein, den Gipfel zu etwas Besonderem zu machen.

Spätestens seit der Wahl von Donald Trump haben Nationalisten Oberwasser.

Seine Wahl hat die Welt verändert. Wer etwa Muslime zu Sündenböcken und Isolation zur Lösung erklärt, gibt falsche Versprechen ab. Es gilt stärker denn je, dies im öffentlichen Diskurs klarzustellen und entschlossen dagegenzuhalten. Speziell für Deutschland ist es eine Aufgabe, die Lücke zu füllen, die entstanden ist, da die USA den Kreis der libertären Kräfte verlassen haben.

In Hamburg ist die Sorge vor gewalttätigen Demonstranten beim G20-Gipfel groß.

Es ist elementar, dass der Protest friedlich ist. Sehen Sie sich die Geschichte an: Von Gandhi bis zur Apartheid-Bewegung waren jene Bewegungen am stärksten, die mit Entschlossenheit, aber ohne Gewalt für ihre Ziele eintraten. Nur so wird unsere Stimme auch Gehör finden.

So läuft die Ticket-Vergabe: 80 Prozent der Tickets für das Global Citizen Festival werden verlost, 20 Prozent sollen als sogenannte VIP-Tickets für 229 Euro pro Stück in den freien Verkauf gehen. Um zwei kostenlose Karten zu gewinnen, müssen sich Interessierte unter www.globalcitizenfestival.de registrieren und an acht Aktionen (etwa Petitionen per Mail oder Twitter) von Global Citizen teilnehmen. Insgesamt wird es ab dem 14. März vier Ziehungen für die 9000 Karten geben.