Hamburg/Berlin. Das Unternehmen ist nach Amazon die Nummer zwei in Deutschland. Umsatz steigt um zehn Prozent. Modehandel am wichtigsten.

Bei der Hamburger Otto Group bleibt der Onlinehandel Wachstumstreiber. Für das laufende Geschäftsjahr 2016/2017 rechnet das Unternehmen in diesem Bereich mit einem Umsatz von sieben Milliarden Euro. Damit würde der Umsatz des Konzerns im Onlinehandel um zehn Prozent wachsen – das entspricht 615 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2015/16 beliefen sich die Online-Umsätze noch auf 6,34 Milliarden Euro. Allein in Deutschland setzte der Konzern insgesamt fünf Milliarden Euro um – eine Steigerung von ebenfalls zehn Prozent.

Am Dienstag präsentierte der Konzern erstmals in Berlin die Jahreszahlen. Unternehmenssprecher Thomas Voigt nannte es eine Premiere, dass die Unternehmensgruppe aus der deutschen Handelshauptstadt in die Digitalhauptstadt gekommen ist. „Wir haben eine ganze Reihe von spannenden Unternehmen in Berlin“, sagte er.

Umbau der Technologie-Infrastruktur

Die Otto Group ist mittlerweile zweitgrößtes Internet-Handelshaus in Deutschland – hinter Amazon und vor dem Berliner Internet-Modehändler Zalando – und unter den fünf größten Onlinehändlern weltweit. 1995 war der Otto Versand mit seinem Warenangebot erstmals im Internet vertreten.

Dass die Gruppe kein höheres Wachstum erreicht hat, liegt nach Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Rainer Hillebrand am kostenintensiven „Umbau der Technologie-Infrastruktur“. Hillebrand zeigte sich mit dieser Entwicklung dennoch zufrieden. „In zahlreichen Konzernunternehmen verzeichnen wir ein hohes zweistelliges Wachstum, in anderen Gesellschaften müssen wir weiter daran arbeiten“, sagte er.

Vielfalt ist die Stärke der Otto-Group

Vielfalt sei die Stärke der Otto-Group, sagte der Vizechef. Die Unternehmensgruppe verfolge dabei vier strategische Ansätze. „Wir sind Weltmeister der digitalen Transformation im Handel.“ Bei Otto erstreckt sich das Geschäft vor allem in die Bereiche Mode, Möbel und Elektronik. „Auf Fashion entfallen 50 Prozent des Umsatzes, auf Möbel 30 Prozent“, erklärte Hillebrand. Weitere Säulen der Gruppe seien, andere Handelsunternehmen an den Geschäften partizipieren zu lassen und „neue Unternehmen auf der grünen Wiese aufzubauen“.

Als Beispiel dafür nannte der stellvertretende Vorstandschef den Bezahldienstleister „RatePay“. Eine vierte Säule macht nach seinen Worten die Kooperation mit dem Wagniskapitalgeber e.ventures aus – „ein Pulsmesser, mit dem wir schnell erkennen, was in der digitalen Welt passiert“, so Hillebrand.

Personalisierung der Verkaufsplattformen

„Wir glauben an die Dualität des Handels“, erklärte Hillebrand. Der stationäre Handel werde aber nur dann seine heutige Bedeutung behalten, wenn es ihm gelingt, kundenzentriert zu arbeiten. Als Trends hat Hillebrand hier den Dialog mit dem Kunden und die Personalisierung der digitalen Verkaufsplattformen ausgemacht. Hier gewinnen mobile Angebote eine immer größere Bedeutung, wobei die Kommunikation zwischen dem Handel und seinen Kunden per Kurznachrichten (Messaging) in den Vordergrund rückt – seien es Texte, gesprochene Botschaften oder Video-Chats. „Der Onlinehandel braucht eine individuelle Kundenansprache, die für den Kunden im Moment relevant ist und zu ihm passt“, sagte Hillebrand.

Bestellungen über Smartphone nehmen zu

Einer der Vorreiter bei diesen Trends sei die 1999 in Berlin gegründete und inzwischen auf 750 Mitarbeiter angewachsene Otto-Tochter myToys, eine Onlineplattform für Spielsachen und andere Produkte für Kinder. Gründer und Geschäftsführer Oliver Lederle macht 44 Prozent seines Umsatzes mit mobilen Geräten, wobei mehr als die Hälfte der Kunden gerne zwischen den verschiedenen Geräten wechseln – unterwegs nutzen sie die Smartphone-App, zu Hause das Tablet oder den PC. Sie werden mit einem ausgetüftelten Kampagnen-Management angesprochen.

Das Unternehmen personalisiert die Ansprache der Kunden über den Lebenszyklus des Kindes – etwa mit einem automatischen personalisierten Baby-Newsletter.

„Breiter aufgestellt als Zalando“

Für Rainer Hillebrand ist die Otto Group gut aufgestellt: „Amazon ist ein Technologiekonzern, der auch Handel betreibt. Otto ist der anfassbare Onlinehändler, vom Sortiment ähnlich wie Amazon, aber breiter aufgestellt als Zalando.“