Hamburg. Firmen aus der Region und ihre Innovationen. Wir erzählen die Geschichte dahinter – und prüfen, wie gut sie sind. Heute: OttoNow.

Die Vorschusslorbeeren waren umfangreich: „Der Ansatz ist interessant und neu, weil erstmals Produkte auch für den Alltagsgebrauch vermietet werden“, sagte Ulrich Reinhardt, der Leiter des Hamburger Instituts für Zukunftsfragen und Wirtschaftsprofessor an der Fachhochschule Westküste in Heide, dem Abendblatt über das Internetportal OttoNow kurz nach dessen Start. Marc Opelt, der Bereichsvorstand Vertrieb beim Hamburger Online-Handelskonzern, urteilte gar über das Angebot aus dem eigenen Haus: „Die Idee, Produkte auf Zeit zu besitzen und lediglich zu mieten, hat in Deutschland ein neues Level erreicht.“

Hier geht es zum Ergebnis:

Test: Erst Otto Wow, dann Hermes No

Seit Dezember 2016 testet Otto seine Mietplattform im Internet: Wie groß ist das Interesse von Kunden tatsächlich, eine Waschmaschine oder einen Kaffeevollautomaten, ein Smartphone oder einen Fernseher, ein Trimmgerät oder einen Tablet-PC für mindestens drei Monate zu leihen, statt das Gerät zu kaufen? In welchem Zustand kommen die Geräte nach Ende des Mietvertrags zurück? Lassen sie sich mit vertretbarem Aufwand für das Unternehmen danach weitervermieten?

Service auf dem Prüfstand

Das Abendblatt hat die Mietplattform in der Testphase jetzt selbst getestet und einen Kaffeevollautomaten bei OttoNow bestellt. Auf dem Prüfstand war dabei ausschließlich der Service. Wie einfach ist es, ein Gerät zu mieten? Wie gut funktioniert die Auslieferung an den Kunden, die vom Otto-Paketdienst Hermes erledigt wird? Wie gut arbeitet der Kundenservice, wenn Probleme auftauchen? Diese letzte Frage konnte besonders intensiv überprüft werden ...

Otto ist der erste große Anbieter, der Smartphones, Haushalts-, Elektronik- und Sportgeräte vermietet. Im Angebot sind derzeit knapp 100 unterschiedliche Artikel. Zusendung und Anlieferung sowie bei größeren Geräten die Montage und der Abbau nach Vertragsende sind im Mietpreis enthalten, ebenso wie mögliche Reparaturen.

Derzeit nur fabrikneue Geräte

Die Miete wird Monat für Monat vom Konto oder der Kreditkarte eingezogen. Versprochen wird ein „neuwertiges“ Gerät. Das heißt: Es kann bereits in Benutzung gewesen sein, wurde danach aber mindestens intensiv gereinigt. Derzeit lässt OttoNow nach Angaben eines Unternehmenssprechers aber nur fabrikneue Geräte ausliefern, weil es noch gar keine Rückläufer gibt. Nicht vorgesehen ist, dass das Mietgerät nach Vertragsende dem Mieter zum Kauf angeboten wird.

Das unterscheidet OttoNow von Media Markt. Die Elektronikkette startete ihr Mietmodell zusammen mit einem Partnerunternehmen einige Wochen nach den Hamburgern. Die sind gut zwei Monate nach dem Start mit der Resonanz sehr zufrieden. „Die bisherigen Zahlen liegen über unseren Erwartungen“, sagte Unternehmenssprecher Frank Surholt unlängst dem Abendblatt. Die drei Kaffeevollautomaten-Modelle seien bei OttoNow besonders stark gefragt. Und rund um den Jahreswechsel wurden auffällig häufig Sportgeräte angemietet.

Nächster Test Jeden Dienstag im Wirtschaftsteil. Lesen Sie am 21. Februar: Ali-Cola. Alle bisher erschienenen Tests lesen Sie hier.